Kapitel 13 - Schlaf und Träume - Part 3

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Es klopfte an ihrer Tür. Mit tiefer, männlicher Stimme, hörte Leya sich selbst „Herein." sagen.

Eine junge Frau streckte ihren Kopf durch die Tür.

Sofort fiel Leya auf die Knie, wobei sie das Instrument, das sie gerade pflegte, fallen ließ. Es schlug mit einem disharmonischen Geräusch auf den Boden.

Steh auf. Bitte" Ihre Stimme war ganz zaghaft.

Als Leya den Kopf hob, stand die junge Frau direkt vor ihr. Sie war recht groß, mit hübschen Gesichtszügen und geflochtenen, pechschwarzen Haaren, die über ihr weißes Leinenkleid fielen. Zu alldem trug sie noch einige Armbänder aus Gold.

Was kann ich für Euch tun, Königin?" Sie stand auf, zog einen gemütlichen Stuhl – den gemütlichsten in ihrer kleinen Kammer – heran und bot ihn der Königin an, die sich setzte. Daraufhin ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen, nahm das Instrument zur Hand und überprüfte, ob etwas kaputt gegangen war.

Ist es noch ganz?" Die junge Königin wich offensichtlich ihrer Frage aus.

Ja. Es ist alles in Ordnung, aber, mit Verlaub, ihr seid sicherlich nicht nur gekommen um mit mir über mein Instrument zu sprechen." Sie musterte die junge Frau. Das Mädchen wirkte unglücklich und versank, trotz ihrer Größe, förmlich in ihrer Kleidung und dem Schmuck. „Was bedrückt Euch?" Die Frage war zwar recht direkt, aber wenn sie wollte, dass die Königin damit herausrückte, dann war das eben nötig.

Das geht dich gar nichts an. Spiel mir ein Lied, Diener. Deshalb bin ich gekommen. Um unterhalten zu werden. Mach mich wieder fröhlich." Sie redete ganz plötzlich hoch und vorgetäuscht gebieterisch. Sie bekam letzteres nicht recht hin und klang eher wie ein bockiges Kind.

Ich denke nicht, dass Euch das weiterbringen würde. Ihr seid traurig. Bitte erzählt mir, was vorgefallen ist." Leya widmete sich wieder ihrem Instrument. Ihre kräftigen Männerhände zupften daran herum.

Die Königin holte tief Luft, scheinbar um eine Schimpftirade einzulegen, aber dann brach sie ab, bevor sie beginnen konnte. Mit flüsternder Stimme sprach sie: „Ich liebe ihn nicht."

Wen?" Leya schaute die junge Frau nicht an. Sie vermutete, dass es dem Mädchen dadurch leichter fiel etwas zu sagen.

Wen wohl! Den Pharao. Ich liebe Ramses nicht. Ich kann nichts dagegen tun. Ich fühle nichts, wenn ich ihn sehe.Ich glaube, dass ich ihm deshalb kein Kind schenken konnte, bis jetzt." Ganz plötzlich sprudelte alles aus ihr hervor. Sie schien den Tränen nahe, als sie endete.

Leya hob ihren Kopf und blickte die Frau vor ihr an. Etwas regte sich in ihr bei dem Anblick dieses todtraurigen Mädchens. Sie konnte nicht genau sagen, was.

Dass du ihm bis jetzt kein Kind geschenkt hast, hängt mit anderen Dingen zusammen. Da bin ich mir sicher. Du kannst nichts dafür. Und es ist nur natürlich, dass du ihn nicht liebst. Immerhin könnte Ramses dein Vater oder sogar dein Großvater sein. Er ist alt und du bist jung. Es wäre unnormal, wenn du ihn lieben würdest. Setze dich nicht unter Druck. Ramses hat genug Kinder. Es wird nicht schlimm sein,wenn du ihm keines schenken kannst."

Die junge Frau zeigte sich von ihren Worten unbeeindruckt und weinte einfach weiter. Sie saß zusammengekrümmt auf dem Stuhl, so als wollte sie ihre Tränen vor der Außenwelt verbergen.

Leya stellte vorsichtig das Instrument ab, ging zu der jungen Königin und legte tröstend ihre Arme um sie. Sie streichelte den zarten Rücken des Mädchens bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Leya brach vermutlich so ziemlich alle Regeln, die es am Hof gab, aber es war ihr egal.

Der dankbare Blick aus den tiefen, dunklen Augen reichte voll und ganz als Bezahlung.

Nachdem die junge Frau ihr Aussehen wieder gerichtet hatte und aus dem Zimmer verschwunden war, fühlte Leya tief in ihrer Magengegend ein neues Gefühl, als sie an die junge Königin dachte. Noch wusste sie nicht genau, welcher Samen dort Wurzeln geschlagen hatte, aber später würde sie davon erfahren und die bittersüßen Früchte dieses Baumes zu kosten bekommen.

Leya schlug ihre Augen auf. Sie lag noch immer auf Leanders Beinen, obwohl er inzwischen seine Position geändert hatte und die langen Beine von sich streckte. Er hatte eine Jeans an, aber eine von den teuren. Der Stoff fühlte sich anders an als von den Billighosen. Er war viel weicher.

„Du hast wieder etwas gesehen." Es war eine Feststellung, keine Frage.

Leya nickte und starrte die blaue Farbe seiner Hose an. Sollte das ihr Schicksal sein? Sollte sie immer wieder aufs Neue lieben und dann alles verlieren, nur um in der Unterwelt zu scheitern? War es das, was geschehen sollte? Sollte sie einfach immer wieder und wieder verlieren? Nur um schließlich an den Schmerzen zu zerbrechen?

Sie fühlte sich nicht mehr lebendig. Seitdem sie erfahren hatte, was mit ihrer Familie geschehen war, fühlte sie sich tot. Wie eine Leiche, eine leblose Hülle ohne Seele. Sie wollte nicht sprechen, weil Tote das nicht taten. Sie wollte nicht lächeln, weil es keine Gründe dafür gab. Nicht einmal weinen wollte sie. Ohne Leben gab es keine Tränen.

„Wie ist die Geschichte ausgegangen?" hauchte sie ohne aufzusehen.

Leander hörte auf über ihre Haare zu streichen – sie hatte nicht bemerkt, dass er es immer noch tat – und antwortete sanft, aber traurig: „Als Ramses starb wurde sie zusammen mit ihm im Grabmal eingemauert."

Leya schwieg und lauschte den piependen Maschinen und Leanders Atem.

„Ich will meine Eltern sehen." sagte sie nach einiger Zeit. 

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So, an sich nicht viel länger, als das letzte, aber hey, ihr habt heute genug zum lesen bekommen mit den ganzen wunderbaren Märchen, die ihr geschrieben habt!<3

Falls ich jemanden vergessen hab, bitte MELDE DICH!!!! Ich will alle Geschichten veröffentlichen und nur weil ich es mit der Organisation verhauen hab, darf deine Geschcihte nicht verschwinden! Also MELDE DICH!!!!

Die heutige Widmung geht an:

18xLife !

Ich bin nämlich ein unorganisierter Volltrottel und hab deshalb verpennt mir ihr Lied aufzuschreiben! (*selbsthau*) Aber besser spät als nie, was?XD DANKE für alles! Du bist ein wunderbarer und sehr geduldiger Mensch - wie ich jetzt am eigenen Leib erfahren durfte!XD!<3

Song:

Story of the Year - Until the day I die 


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