Kapitel 15 - Exzess - Part 3

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Sie interessierte sich nicht für mehr und ging zusammen mit Cal und Leander, nachdem das Auto abgesperrt worden war, durch die automatische Eingangstür zum Infoschalter.

„Entschuldigung, wo findet man Doktor Luzsol?" Ein grauhaariger Mann mittleren Alters und mit einem Aller-Welt-Gesicht saß hinter der Glasscheibe. Er trug eine Brille, die im Licht seines Computers aufblitzte, wenn er den Kopf bewegte. Er tippte etwas ein, dann hob er den Blick zu Leya und antwortete: „Zweiter Stock, Raum 205. Mit dem Lift nach oben, dann in den linken Gang, dritte Tür rechts." Sobald er fertig war, widmete er sich wieder seiner Lektüre, die neben der Tastatur lag.

Leya folgte seinen Anweisungen. Die Schritte hinter ihr, bestätigten sie darin, dass Cal und Leander ihr ohne Aufforderung folgten.

Sie bekam wenig von den Leuten mit, die um sie herumwuselten, in oder aus irgendwelchen Zimmer hasteten. Auch den Krankenhausgeruch nahm sie nur am Rande ihrer Gedankenwelt wahr. Eigentlich drehte sich in ihrem Kopf alles nur darum den Widerhall der Worte von Angels Mutter zu unterdrücken.

Deine Schuld. Deine Schuld. Deine Schuld.

Jetzt, wo sich Leya mit anderen Dingen beschäftigte um sich nicht auf ihre Schuld konzentrieren zu können, kam eben jene in schwachen Momenten umso heftiger zurück.

Sie war Schuld an dem Desaster, das nicht nur ihr, sondern auch das Leben von so vielen anderen geschädigt, ja fast zerstört hatte. Sie war Schuld. Ihre Schuld. Deine Schuld.

Leya ging schneller. Mit etwas Glück konnte sie sich im Behandlungszimmer bei der Psychiaterin auf etwas anderes konzentrieren. Zum Beispiel darauf ihr zu sagen, dass alles in Ordnung war.

Sie war sich ziemlich sicher, dass Cal und Leander sich nur aus einem Grund nicht wegen dem Tempo beschwerten. Nämlich, weil sie wussten, dass es ihr schlecht ging. Die beiden wussten zwar nicht, wie schlecht, aber dass es so war, das war ihnen klar. Sogar Cal, auch wenn Leya sich anstrengte, damit er nichts mitbekam von ihrer Gefühlswelt. Er war so nett und wollte ihr helfen. Es würde ihn nur zerstören, wenn er alles wüsste. Er machte sich auch so schon Sorgen.

Leya war die Treppe nach oben gespurtet, hatte nicht den Luft genommen, und rannte dann den linken Gang im zweiten Stock entlang. Da war es! Zimmer 205!

Sie stürzte darauf zu und riss die Tür auf.

Deine Schuld. Deine Schuld. Deine Schuld.

Eine junge Frau saß hinter einer Art Theke und sah überrascht zu Leya und ihren beiden Anhängseln hoch, die schwer atmend im Türrahmen standen. Sie trug eine kleine Brille, hatte eine Stupsnase und ein niedliches Lächeln. Ihre Kleidung war blau.

Leya merkte sich alle Einzelheiten. Dadurch verschwand die Stimme ein wenig.

Ihre Schultern waren schmal und ihre Haare zu einem akkuraten Dutt hochgebunden. Auf ihrem Namensschild stand 'Mary'.

„Hallo. Sie müssen der 14 Uhr Termin von Doktor Luzsol sein."

Leya nickte wortlos.

„Setzen sie sich doch bitte noch kurz. Die Frau Doktor wird ihnen in einem Moment zur Verfügung stehen." Sie lächelte strahlend und deutete auf die Stühle, die in dem weiß gestrichenem Warteraum standen. Sie waren braun und aus Holz. Leya beeilte sich und setzte sich auf einen. Ihr Blick huschte umher. Einige Topfpflanzen standen in den Ecken. Alle warenPalmen, wenn auch verschiedene Arten.

Leander und Cal wollten ihr gerade folgen, da hörte man plötzlich von Marys Theke aus eine weibliche Stimme aus einem Lautsprecher.

„Mary, könnten sie bitte den beiden Herren die Cafeteria zeigen? Sie wissen doch, dass ich meine Patienten immer alleine behandle und auch ohne Begleitung in mein Zimmer bringen will. Danke sehr."

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