Bild: Thalia (Cals und Leanders Mutter)
Die nächsten Tage verliefen ziemlich ereignislos bis auf die giftigen Blicke von wirklich der kompletten weiblichen Schülerschaft und sogar einiger Jungs, die auf Leya lasteten, sobald sie die Schule betrat.
Angel erzählte Leya, dass Cal und sein Bruder die Woche lang nicht in die Schule mussten, weil es angeblich Probleme wegen des Umzugs gab und gestand ihr auch einige eher weniger schmeichelhafte Gerüchte, die über sie und Cal im Umlauf waren, fügte aber jedes Mal hinzu, dass sie sich daraus nichts machen sollte, weil irgendwelche eifersüchtigen Schnepfen das in die Welt gesetzt hatten. Woher sie alles wusste, erzählte Angel ihr nicht.
Leya nickte, lächelte und ignorierte die ganze Woche die stechenden Blicke und das Geflüster, sobald sie einen Raum betrat. Dabei half es, dass sie sich von Tag zu Tag leerer fühlte.
Als sie an dem Abend nach dem Wangenkuss in ihrem Bett gelegen hatte, war ihr klar geworden, dass sie sich in der kurzen Zeit, die sie Cal kannte, in ihn verliebt hatte. Und das machte ihr Angst.
Sie war bis jetzt noch nie verliebt gewesen, hatte höchstens mal eine Schwärmerei durchgemacht und dass es jetzt so plötzlich geschah, irritierte und verwirrte sie umso mehr. Und am schlimmsten von allem war, dass sie nicht wusste, was die zwei Beinahe-Küsse zu bedeuten hatten. Sie hatte keine Ahnung, wie Cal zu ihr stand und wusste sein Verhalten insgesamt nicht recht zu deuten.
Eigentlich wollte sie mit ihm darüber reden, zumindest über die Vielleicht-Küsse, aber am Dienstag war er nicht in der Schule aufgetaucht und hatte auch keine SMS geschrieben oder sie angerufen. Und jetzt steckte sie in dem Dilemma, dass sie weder von ihrer Seite aus Kontakt aufnehmen wollte, noch einfach alles bei der momentanen Situation belassen konnte.
Die Zeit war vergangen, Leya hatte keine Entscheidung gefällt und starrte nun mit leerem Blick an die Tafel in den letzten Minuten der Schulwoche. Es war inzwischen Freitag und alle, Schüler und Lehrer, warteten auf den Gong, der das Ende der Stunde und damit den Beginn des Wochenendes ankündigte.
Und dann war er da.
Der Dreiklang hallte durch die Flure und wurde in Sekundenschnelle von dem Getrampel der rund 150 Schüler verschluckt. Alle stürmten aus dem Haus des Gerhard-Müller-Gymnasiums hinein in ihre wiedergewonne Freiheit.
Leya schloss sich ihnen an, wenn auch wenig enthusiastisch. Die folgenden Tage würden nur bedeuten, dass sie noch weniger Chancen hatte mit Cal zu reden, solange sie sich weigerte ihm zu schreiben und er nicht auf die Idee kam.
„So ein Mist!" murmelte Leya auf dem Weg vor sich hin.
„Was ist Mist?" fragte Angel auf einmal mit ihrer hohen, einzigartigen Stimme.
„Nichts." wimmelte Leya ihre Freundin ab und suchte sich einen Weg durch die Menge. Angel hatte verstanden, dass sie nicht reden wollte und so erzählte sie von David und ihr. Was sie alles gemacht hatten, wie gut sie sich verstanden und wie sehr sie doch ineinander verliebt waren.
Das gab Leya den Rest und sie wollte nur noch Heim. Was sie jetzt am wenigsten hören wollte, war die Geschichte eines glücklichen Pärchens.
„Ich muss weg." rief sie der verdutzten Angel zu, bevor sie sich rasch durch die Menge schlängelte, was ihr aus zwei Gründen hervorragend gelang. Der erste war, dass sie klein genug war um zwischen den meist größeren Mitschülern hindurchzuschlüpfen, der zweite, dass der weibliche Teil der Schülermenge regelrecht stehenzubleiben schien nur um sie böse anstarren zu können.
Fiel denen nicht auf, dass ihre Reaktion komplett überzogen war?
Leya hetzte zu ihrem Rad und sperrte es mit fahrigen Händen auf. Der Schlüssel fiel ihr mehrmals aus der Hand, weil sie so unkonzentriert war.
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Götterstimme
ParanormalEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...