Kapitel 2 - Göttersturz - Part 5

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Wütend schnaubend warf sie Cal, der das Schauspiel schweigend mitangesehen hatte, sein Smartphone vor die Füße. Er hatte zwar immer noch ihre Kette, aber gerade war ihr das egal. Auch die Fragen, die sie dazu hatte. Sollte er das alles ruhig behalten.

Sie band ihr Top um ihre Hüfte nach einem gescheiterten Versuch es wieder anzuziehen, steckte sich das zerstörte iPhone in die hintere Hosentasche und stapfte zu der Felswand, die der einzige Weg nach oben war. Sie griff nach einer Lücke im Fels, setzte ihren linken Fuß in eine andere und zog sich hoch. Eigentlich war das ziemlich einfach, aber mit den ramponierten Rippen, den Schürfwunden an ihren Handflächen und ihrem insgesamt schmerzendem und müdem Körper kam es Leya vor wie eine Herkulesaufgabe. Mehrfach kletterte sie ein kleines Stück nach oben, nur um dann wegzurutschen und mit dem Po voran in den Sand zu plumpsen. Ihrer Gesundheit war das nicht besonders förderlich, weil ihre Wunden immer stärker schmerzten.

Beim circa zwölften Mal fluchte Leya laut und blieb resigniert sitzen.

Cal hatte sich kein Stück bewegt. Er sah ihr still zu und setzte sich, als sie aufgehört hatte zu fluchen, neben sie.

„Du musst deinen Körper heilen lassen. Das wird schon und dauert bei uns doch auch nicht so lang. Beruhige dich und lehne dich zurück. Es ist doch ein schöner Tag, Samstag noch dazu. Ich verspreche auch, nicht mehr mit dem Gesang anzufangen." Gelassen redete Cal auf Leya ein bis sie sich beruhigte. Im Moment gab es keinen Weg hier raus. Sie nickte, zog ihre Haare hoch und entspannte sich ein wenig. Die Schmerzen wurden augenblicklich besser.

Kurz schwiegen beide und lauschten dem Meer.

Doch dann fragte Leya leise: „Wieso sagst du das 'wir' oder 'uns' eigentlich immer so komisch?"

„Wie sag ich das denn immer?" fragte Cal schmunzelnd zurück.

„Na so als würden wir irgendwie... ich weiß auch nicht... zusammengehören. Als ob wir anders wären als alle anderen..." murmelte sie und kam sich ziemlich dumm vor. Wahrscheinlich täuschte sie sich und das war einfach nur ein Akzent. David hatte ja erzählt, dass Cal erst vor kurzem hierher gezogen war.

Cal runzelte die Stirn und musterte Leya dabei so genau, dass sie sich fast nackt fühlte – was sie in gewisser Weise auch war, wie ihr wieder einfiel.

„ Hast du echt keine Ahnung von uns?" gab Cal zögerlich von sich.

Irritiert sah Leya ihn an. „Wer ist denn 'von uns'?"

„Na von uns halt. Von den Halbgöttern und Göttern?"

„Was? Welche Götter?" fragte sie verwirrt. Ihr fiel seine Frage von gestern wieder ein. Da hatte er auch nach einem Gott gefragt.

„Na die olympischen Götter! Du weißt schon! Von denen wir abstammen!" meinte er.

„Wovon redest du?!" rief Leya aus.

„Na von uns, den Halbgöttern, den Nachkommen der Götter, die in der Antike über die Welt geherrscht haben!"

„Was zum Teufel sagst du da? Die Leute in der Antike haben an die Götter GEGLAUBT, nicht unter ihnen gedient!" Sie starrte den Jungen ungläubig an. Was probierte er hier bitte ihr zu vermitteln? War das ein schlechter Witz?

„Auch, aber nicht nur! Die Götter waren ziemliche Tyrannen den Aufzeichnungen nach bis die Menschen sie einerseits zurückgeschlagen haben, die Götter aber andererseits nicht mehr herrschen wollten. Jetzt leben sie nur noch im Versteckten und wollen ihre Ruhe."

„Okay, irgendwas hast du wirklich grundlegend falsch verstanden im Geschichtsunterricht!" sagte Leya langsam und stand auf. Sie schob sich an der kantigen Steinwand hinauf bis sie zum stehen kam und zu Cal hinunterblicken konnte. Sie hatte recht gehabt. Er war verrückt. Und ein Stalker, den Anzeichen nach auch. Sie war vielleicht nicht besser, weil sie ihn eine verdammte Klippe runtergestoßen hatte, aber dennoch. Sie sollte besser hier weg.

Cal musterte sie genau und erwiderte ganz ruhig und freundlich so als würde er zu einem erschrockenen Kind sprechen: „Nein, habe ich nicht. Es gab oder besser gesagt gibt die olympischen Götter und du bist eine Halbgöttin. Genau wie ich. Deswegen heilst du schnell, hast nie eine Erkältung und kannst – tut mir leid, dass ich wieder davon anfange – so gut singen. Hast du das noch nie hinterfragt? Nichteinmal jetzt? Du bist gerade von einer Klippe gefallen und kannst schon wieder problemlos stehen und gehen!"

Einen Moment stand sie stocksteif da, dann fing sie an ihn anzuschreien – unter anderem, weil sie seine Argumente nicht ganz widerlegen konnte und das die einfache Lösung war: „Was bist du denn für ein Psycho? Ehrlich! Such dir Hilfe, wenn du das echt glaubst. Und lass mich gefälligst in Ruhe! Ich will nichts mit dir und deinen Wahnvorstellungen zu tun haben."

Geschockt wich Leya zurück, drehte sich um und kletterte die Felsen hoch. Diesmal funktionierte es besser, wenn auch weiterhin unter Schmerzen. Das hing wahrscheinlich mit der Panik zusammen, die sie bei dem Gedanken erfasste, dass sie noch länger mit diesem Verrückten irgendwo eingesperrt war und sich seinen Fragen stellen musste.

Ihre Hände und Füße waren blutig, als sie am Weg ankam, der direkt an der Wand entlangführte. Sie warf einen schnellen Blick nach unten, erkannte, dass Cal inzwischen dort stand, wo er vorhin noch gesessen hatte und rannte los.

Nur ihr eigenes Keuchen und das ferne Rauschen der Wellen war zu hören, als sie durch den Wald hetzte auf einem Weg, der zurück zum Dorf führte.

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Sorry, Leute, dass es so lang gedauert hat! Hatte grad wieder Schulanfang und war alles ziemlich stressig in letzter ZeitXD

Naja, hier ist der nächste Teil und ich möchte allen meinen Lesern, die trotz der Pause dabei geblieben sind wirklich DANKE!!!<3 sagen! Ihr seid die besten!^^

Jetzt noch zum speziellen Danke an meinen Follower: Smiley_skyler123 ! Ich hoffe, dass du dich über die Widmung freust!<3

Ich verspreche übrigens, dass der nächste Teil schneller kommt!:**

Eure Elysa!

Song:

Fools Garden - Lemon Tree


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