Götterstimme

Kapitel 9 - Kerzenlicht - Part 6

Der Funken erlosch und Leya fiel kraftlos auf ihr Bett. Sie starrte auf die offene Tür hinter der eine andere, fröhlichere Welt zu liegen schien in der alle lachten und sich freuten.

Ihre Augen brannten vor lauter Tränen, aber keine rollte über ihre Wange. Irgendetwas schien sie davon abzuhalten.

War das das Ende von ihrer Freundschaft mit Angel? Ging das so schnell? War das möglich?

Ihr Inneres tat weh. Aber der Schmerz fühlte sich eher taub an, als dass er sie durchzuckte wie ein Blitz. So oder so war es kein schönes Gefühl. Ihr Verstand hatte die vergangenen Minuten wohl noch nicht richtig verarbeitet, weil die Reaktion ihres Körpers nicht passten zu dem Erlebten. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

„Du siehst aus, als könntest du einen Drink gebrauchen."

Eine melodische Stimme riss sie aus ihren düsteren Gedanken.

Elissa stand mit strahlendem Lächeln und elegant wie immer in der Tür. Sie hielt zwei Plastikbecher in der Hand, die verdächtig danach aussahen, als ob etwas alkoholisches darin zu finden war.

Dankend nahm Leya einen an, sobald Elissa vor ihr stand.

Sie nahm schnelle, tiefe Züge und ignorierte das brennen in ihrem Hals. In dem Becher musste irgendein starker Schnaps sein. Das Zeug war zu schnell weg und die Wirkung setzte recht schnell ein. Konnte natürlich auch nur der Placeboeffekt sein. Sie hatte mal gehört, dass es ungefähr eine viertel Stunde brauchte bis Alkohol Wirkung zeigte. Dennoch posaunte sie unbedacht hinaus: „Weißt du, Elissa, der Tag hat so toll angefangen! Cal hat mich überrascht und mir ein ganz tolles Geschenk gegeben! Siehst du das Herz an der Kette um meinen Hals? Das, das leuchtet? Das ist von ihm. Er war so nett zu mir und so lieb und dann haben wir uns gesagt, als die Sonne aufgegangen ist, dass wir uns lieben. Und dann hat er mich irgendwie betäubt, ich glaube, dass das Schlafmittel in der Sahne vom Kakao drin war, weil nur ich Sahne hatte, aber ist ja auch egal. Jedenfalls war ich so glücklich, weil ich mir jetzt keine Sorgen mehr darum machen muss, dass er nur seinen Spaß mit mir haben will oder um dich. Du bist nämlich eine ganz schön starke Konkurrentin, weil du so groß und hübsch bist und so eine tolle Stimme hast! Aber dann bin ich aufgewacht und diese Party war da und ich hab mich mit Angel gestritten. So heftig, dass wir jetzt glaub ich keine Freunde mehr sind. Ich bin traurig und würde gerne bei Cal sein, aber ich weiß nicht wo er ist und jetzt bist du da und so nett und ich weiß nicht, wieso. Ich bin verwirrt und ziemlich traurig."

Der Redeschwall war einfach so vollkommen unzusammenhängend aus ihrem Mund gepurzelt. Leya hatte sich nicht davon abhalten können. Es war einfach passiert, vollkommen unkontrolliert. Vielleicht war nicht nur Alkohol, sondern auch irgendein Wahrheitsserum in dem Becher gewesen... Andererseits wirkte Alkohol oft wie ein Wahrheitsserum...

Sie sah vorsichtig hoch zu Elissas Gesicht. Bis jetzt hatte Leya mit ihren Füßen gesprochen, weil das einfacher gewesen war. Ihr Kopf fühlte sich so schwer an...

Elissa lächelte freundlich, aber ihre Augen sagten etwas anderes aus. Etwas wesentlich düstereres, als ihr Blick erahnen ließ. Darum war ihre Stimme gleichzeitig warm und kalt, als sie begann zu sprechen:„Soll ich dir etwas erzählen, kleine Leya? Als wir noch in Griechenland gelebt haben, da sah die Beziehung von Cal und mir ähnlich aus wie jetzt. Es gab uns und meistens noch eine dritte Person. Und weißt du, was geschehen ist mit all diesen Dreiern?

Cal oder ich haben sie gefickt, wenn wir gestritten haben. Und dann, sobald wir uns wieder vertragen haben, war die Nummer Drei immer, hörst du? Immer! Allein.

Wir haben die Nummer Drei fallen gelassen, weil wir nicht sie, sondern einander geliebt haben.

Du, kleine Leya, bist nur eine Zwischenszene in unserer Beziehung. Auch wenn du Cal jetzt dazu bringst 'ich liebe dich' zu sagen und er nett zu dir ist und Dinge macht, wie diese Party zu schmeißen oder das heute Morgen am Gipfelsee."