Die vierjährige Leya stolperte auf kurzen Beinen in einem blauen Nachthemd mit Rüschen hinter ihrem Vater her. Sie zog an dem Hosenbein seiner Jeans und fragte mit hoher, kindlicher Stimme: „Erzähl mir was von meiner Mama!"
„Deine Mama ist gerade bei Angels Mutter und macht mit ihr einen lustigen Abend." Er lächelte seine Tochter freundlich an, aber das war nicht die Antwort, die das kleine Mädchen verlangte. Damit gab sie sich nicht zufrieden.
Sie zupfte wieder an dem blauen Hosenbein und belehrte ihren Vater: „Ich mein doch die Andere! Erzähl mir was von der!"
„Leya, mein Schatz, diese Person hat uns verlassen, als du noch ganz klein warst. Sie ist einfach abgehauen..." Den zweiten Satz hatte ihr Vater mit sehr leiser Stimme gesagt, die Leya nur verstehen konnte, weil sie auch die Tiere im Wald ganz genau hören konnte, die Angel aber nie bemerkte. Leyas Papa klang verletzt und traurig bei dem leisen Satz. Seine Stimme war komisch, irgendwie zittrig.
„Ich wollte dich nicht traurig machen, Papi." piepste sie erschrocken und umarmte tröstend die Hosenbeine ihres Papas.
„Du hast mich nicht traurig gemacht, Mäuschen." erwiderte ihr Papa mit einem Lächeln in der Stimme. Sie sah nach oben in seine Augen, die so blau waren, wie ihr Nachthemd, und ließ sich hochheben. Sie kicherte in den Armen ihres Papas. Mit ihr auf dem Schoß setzte er sich in die Mitte des Sofas.
Sobald sie saßen, war ihr Papa nicht mehr traurig. Er kicherte mit ihr zusammen, als er sie kitzelte.
Nach einer Weile hörte er auf und sie kuschelte sich an ihn. Seine Bartstoppeln kratzten sie am Kopf, wenn sie sich bewegte.
„Papi?"
„Was ist, Mäuschen?"
„Ich will 'Die Schöne und das Biest' sehen. Können wir das schauen? Bitte!"Sie zog das 'Bitte' in die Länge und blickte mit großen Augen zu ihrem Papa hoch.
Das funktionierte jedes Mal.
„Natürlich, Süße!" Er drückte sie kurz und setzte sie dann neben sich.
Kurze Zeit später lief die hübsche Belle singend durch ihr Zuhause und wurde von allen Bewohnern gegrüßt.
Die nächsten anderthalb Stunden verbrachte Leya damit über den tollpatschigen Gehilfen von Gaston zu lachen, die Lieder mit zu trällern und am Ende – trotz der vielen Male, die sie den Film schon gesehen hatte – aufzuschreien, als Gaston das liebe Biest mit dem Messer stach. Und am Ende sah sie strahlend bei der Hochzeit zu.
Leya gähnte, streckte sich und sah mit schläfrigen Augen zu ihrem Papa hoch. Er saß nachdenklich da und folgte den Namen, die über den Bildschirm zogen mit seinen Augen.
„Wenn du willst, meine Kleine,dann... dann erzähle ich dir von der Anderen. Aber nur, wenn du noch nicht zu müde dafür bist." Beim Sprechen stolperte die Stimme von Leyas Papa, wie Leya, wenn sie an einem Stein hängen blieb. Er streichelte ihre hellen Locken, während er das sagte und musterte sie genau.
Leya war mit einem Schlag wieder hellwach. Sie musste sich nicht einmal sagen, dass sie nicht gähnen dufte, so wach war sie. Begeistert nickte sie.
Ihr Papa lächelte, aber sah dabei nicht glücklich aus. Eher traurig.
Leya wollte ihn trösten und schlang ihre Arme um ihn.
„Lass mich kurz los, Süße, okay?"
Wieder nickte Leya und setzte sich zurück auf ihren Platz neben ihrem Papa. Der stand auf, ging zu dem großen Holzschrank, der neben dem Fernseher stand und griff in eines der Fächer ganz oben, an das Leya nie herankam, sogar wenn sie sich einen Stuhl holte.
DU LIEST GERADE
Götterstimme
ParanormalEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...