Kapitel 7 - Two and a half Gods - Part 3

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Doch dann räusperte er sich und fokussierte sie wieder. Der Spott war nicht wieder da, wie Leya sah. Das machte sie glücklich. Sie wollte lieber weiter mit diesem Leander sprechen.

„Ich hab übrigens was für dich." Er lächelte sie vorsichtig an, war sich wohl nicht sicher, ob sie ihn jetzt extrem komisch fand wegen dem, was gerade geschehen war.

Leya lächelte zurück. Sie hatte in letzter Zeit zu viel mitgemacht um sich von so was erschrecken zu lassen.

Leander drehte sich um und wühlte in einem kleinen Bücherstapel neben seinem Sessel. Er zog triumphierend ein dünnes DIN-A4 Heft hervor. Es war in einem schwarzen Einband und sah aus wie ein Schulheft. Allerdings ein ziemlich altes, vergilbtes. Mit Rissen im Umschlag.

„Das hier hab ich gefunden. Ich glaube, dass es einer Vorgängerin von dir gehört hat. Kannst es dir ja mal durchlesen, wenn du Zeit dazu hast."

Leya sah ihn überrascht an. Das war wirklich schnell gegangen! Vielleicht war das ja Leanders Art sich zu entschuldigen für den gestrigen Vorfall.

Sie nahm es mit großen Augen vorsichtig in ihre Hände und schlug es auf. Es war tatsächlich ein Schulheft, ein kariertes. Die Buchstaben waren klein und rund und es war auf Deutsch geschrieben.

„Woher weißt du, dass ich Deutsch kann?" fragte sie leise und riss ihren Blick von dem schwarzen Umschlag weg um Leander anzusehen. Immerhin wohnte sie in Italien und sprach eben aus diesem Grund Italienisch.

Er wich ihrem Blick aus und sagte nichts.

Das wiederum war Antwort genug. Er hatte es also gesehen. Aber wenigstens war er ebenso wenig wie sie dazu bereit ihren augenblicklichen Frieden aufzugeben. Das war gut. Sehr gut.

„Danke, Leander." Sie sah ihm ernst in die Augen. „Wirklich, danke!"

„Gern geschehen." Das kleine Lächeln lag wieder auf seinen Zügen. Vielleicht war er ja doch nicht so schlimm wie sie gedacht hatte.

Kurz saßen sie da und sahen beide auf das schwarze Heft, doch als die Stille zwischen ihnen unangenehm wurde, forderte Leander auf: „Komm, steh auf. Ich hab nichts mehr zu sagen. Lass uns doch den Spaziergang machen."

Er beförderte sich selbst mit einem Stoß aus seinem Sessel und schaffte es sogar noch Leya ohne ihr zu tun aus dem Sitz zu holen. Das alles geschah elegant und nicht wackelig, wie man vielleicht denken konnte. Am Ende standen sie sich gegenüber und Leander machte eine Bewegung mit dem Kopf hin zur Tür.

Leya verstand und setzte sich in Bewegung. Sie war gespannt, was sie heute erwartete.

Sowohl Leya, als auch Leander holten sich ihre Jacken, dann gingen sie durch den Hinterausgang nach draußen. Kurz darauf standen sie inmitten des Waldes. Wegen der Kälte war alles gefroren, der Boden und auch die Blätter der Bäume. Alles war überzogen von einer dünnen Raureifschicht. Sie glitzerte wie zermahlene Diamanten im wenigen Morgenlicht.

„Was genau machen wir hier eigentlich?" fragte Leya gedämpft hinter ihrem aufgestellten Kragen. Sie kuschelte sich in ihre Jacke auch wenn ihr nicht direkt kalt war, aber das Gefühl der zusätzlichen Wärme um sie herum war überaus angenehm.

Ihr Blick wanderte zu Leander, der neben ihr herlief und aussah als würde er gleich irgendein fröhliches Lied pfeifen. Seine Augen leuchteten fröhlich und seine Art zu gehen ließ sich nur mit dem Wort beschwingt wirklich beschreiben

„Lass dich überraschen!" sagte er grinsend.

Momentan vertraute Leya ihm genug um nicht weiterzufragen. Sie ging einfach das letzte Stück schweigend neben ihm her. Sie liefen bergauf, also nicht auf das Meer zu. Leya hatte keine Ahnung, wohin Leander wollte. Das gefrorene Gestrüpp am Boden wurde immer dichter und die Bäume höher. Sie kamen hinein in die Überreste des ursprünglichen Waldes. Das sowieso spärliche Licht wurde noch spärlicher und Leya konnte nur noch sehr vage erkennen, wohin sie trat.

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