Leyas Eltern kamen erst spät abends zurück, deshalb wusste sie nicht, wie sie das Treffen mit Cal und Leander weiter hinauszögern konnte. Sie hatte sich bereits im Schneckentempo umgezogen, die Nudeln noch ein Stück langsamer gegessen, die Wimpern getuscht und im Fernsehen herumgeklickt. Blöd nur, dass es Sonntagmittag war und das spannendste ein Gottesdienst war, der von einem wirklich uralten Priester gelesen wurde.
Aus Mangel an Alternativen packte Leya eine Tasche mit Trainingssachen und verließ das Haus. Sie könnte zwar das Rad nehmen, aber sie hatte keine Lust sich zu beeilen um an einen Ort zu kommen zu dem sie nicht wollte. Deshalb ging sie zu Fuß.
Ihr Heimatdorf klammerte sich an den Hang eines Berges oder wohl eher eines Hügels und mitten hindurch floss ein kleiner Bach. Er war so winzig, dass er keinen Namen hatte oder zumindest keinen, den man kannte. Er hieß einfach nur: der Bach. Leya schlenderte an seinem Ufer entlang zum Dorfplatz und dann weiter zu Cals Zuhause. Sie genoss die leicht salzige Luft und die warme Sonne auf ihrer Haut.
Viel zu früh erreichte Leya das Grundstück der Familie. Auf dem Briefkasten stand in schönen, geschwungenen Buchstaben das Wort: Enna
Sie atmete tief ein und marschierte zielstrebig auf die Villa zu.
Die Tür wurde von einem strahlenden Cal aufgerissen, bevor sie auch nur in die Nähe der Klingel gekommen war.
„Perfekt! Du bist da. Komm, gib mir die Tasche, die Schuhe kannst du da abstellen. Wir gehen am besten sofort in die Trainingshalle. Wir müssen herausfinden auf welchem Stand du bist."
Überrumpelt von seinem Übermut folgte sie Cal wortlos. Er brachte sie in den Keller, dessen Fläche – wenn man von dem Kerker absah, in den die andere Tür direkt am Ende der Treppe führte - zu einem Trainingsraum umfunktioniert worden war. Die eine Hälfte war mit Trainingsgeräten bedeckt, die man auch in Fitnessstudios finden würde, die andere war interessanter. Dort war etwas, das aussah wie ein Schießstand für zwei Personen mit einer Art Metallschrank daneben in dem sich der Vermutung nach Waffen befanden.
„Was genau machen wir jetzt...?" fragte Leya langsam und starrte mit gerunzelter Stirn in die Halle.
„Das wonach es aussieht." erwiderte Cal mit einem Grinsen im Gesicht und lief direkt auf den Schrank zu.
Er holte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete damit die massiven Schlösser an dem Metallkasten.
Hinter den festen Türen waren verschiedengroße Pistolen und Gewehre in Halterungen zu sehen und etwas, das aussah, wie Schutzkleidung. Die Kleidungsstücke hingen an Bügeln und waren von oben bis unten schwarz.
Er winkte Leya heran und zog, sobald sie neben ihm zum stehen kam, zwei Bügel hervor. Er hielt sie an ihren Körper und drückte ihr dann den kleineren Anzug in die Hände.
„Zieh dich dort um. Deine Trainingssachen und den Schutzanzug bitte." Cal zeigte auf eine kleine Tür in der Wand, die zu einem weiteren Raum führte. „Dann komm zurück."
Doch Leya blieb an Ort und Stelle stehen und sah den Schwarzhaarigen ernst an: „Ich kann nicht schießen."
„Das ist kein Problem. Ich werde es dir zeigen. Ich bin ausgebildet und dank meiner Mutter habe ich eine Sondergenehmigung, was das alles betrifft. Musst dir keine Sorgen machen." Er versuchte sie Richtung Umkleide zu schieben, aber Leya bewegte sich nicht.
„Ich will auch nicht schießen." fügte sie an und gab Cal die Kleidung zurück.
Leya war der Meinung, dass Waffen keine Lösung waren. Gewalt führte nur zu mehr Gewalt. Das zeigte die Geschichte. Ohne Waffen gäbe es keine Kriege. Wenn niemand dazu fähig war zu schießen, dann würde auch niemand erschossen werden.
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Götterstimme
ParanormalEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...