Bild: Polizist Olli
Cal – sie wusste nicht welcher von den beiden – öffnete die Zimmertür, sie rannte auf die Öffnung zu und wurde mit Leichtigkeit zurück in den Raum geschubst, wobei sie auf dem Fußboden landete. Das hatte ja wirklich super funktioniert.
Beide Cals traten ein.
Dabei fiel Leya aus ihrer Froschperspektive auf, dass sie sich doch unterschieden. Der original Cal hatte rechts ein dunkelblaues Auge und links ein graues. Die Kopie hatte zwar auch ein dunkelblaues rechts, aber ein braunes links.
Die Kopie fing an zu reden, während das Original mit verkniffener Miene daneben stand: „ Leya, wir können das alles wirklich vereinfachen, wenn du dich nicht mehr so dumm stellst. Sag uns einfach von wem du geschickt wurdest, wir nehmen dir die Erinnerung an uns und schicken dich zurück in dein normales Leben. Und dann ist das Problem gelöst. Wir wollen doch niemandem was tun. Lass uns einfach unser Leben leben."
„Merkt ihr eigentlich nicht, wie das klingt, wenn ihr mich zuerst entführt und ihr dann sagt, dass ihr mir nichts tun wollt? Und hört endlich auf mit dieser Geschichte von Göttern und Halbgöttern und dem ganzen Müll! Ehrlich! Holt euch Hilfe!"
So schnell sie konnte kroch Leya von den beiden weg.
„Hör doch auf mit dem Versteckspiel! Wir wissen, dass du lügst, wenn du vorgibst nichts von alldem zu wissen." Er sprach ganz ruhig und beobachtete Leya wie ein Forscher ein wildes Tier.
„Ich lüge nicht, du Trottel! Lass mich gehen!" Wütend starrte sie die Kopie an.
Auf dem Gesicht der Kopie erschien ein überhebliches Grinsen. „Natürlich lügst du nicht." Er verdrehte die Augen. „Und da du nicht lügst, erlaubst du mir sicher, dass ich deine Erinnerungen durchsuche und im Falle, dass ich doch recht habe, deine Erinnerungen an uns nehme, oder?"
„Wenn du weißt wie das geht, dann leg los! Du wirst nichts finden." fauchte Leya in der Erwartung, dass dieser Depp nur bluffte. Nur schritt er plötzlich auf sie zu, zog ein kleines Taschenmesser hinter dem Rücken hervor, verpasste sich eine kleine Wunde in der Hand und drückte Leya das Blut in den Mund. Und das zweite Mal an diesem Tag musste sie Blut, das aus einer fremden Hand lief wohl oder übel herunterschlucken. Sie würgte, aber er zwang sie unerbittlich dazu weiterzumachen.
Wo war sie nur gelandet? Was waren das für Verrückte?
Und dann machte Leya die schlimmste Erfahrung ihres Lebens.
Sie spürte, wie ihr gesamtes Ich dazu gezwungen wurde all ihre Erinnerungen, Emotionen und Geheimnisse preiszugeben.
Wie in einem Film sah sie Ausschnitte ihres Lebens. Ihr erster Streit im Kindergarten, ihre Einschulung in die Grundschule, ihr erster Kuss, ihre Eifersucht auf Angel, als sie ihr einmal einen Jungen weggeschnappt hatte in den sie verliebt gewesen war. Ihr erstes gebrochenes Herz...Die Erinnerungen wurden immer intimer und intensiver umso länger es dauerte.
In weiter Ferne hörte sie sich „Hör auf..." flüstern und spürte die Tränen auf ihrem Gesicht.
Aber die Kopie hörte nicht auf, sondern blätterte einfach weiter in den Geheimnissen ihres Lebens. Erst als er auch die kleinste Kleinigkeit und ihr dunkelstes Geheimnis erforscht hatte, stoppte er endlich.
Leya sah nur verschwommene Beine, die einen Schritt zurücktraten. Sie war auf dem Boden zusammengesunken, die Hände auf das Holz gestützt, während ihre Tränen auf die Dielen tropften.
„Arschloch!" wisperte Leya in den Raum, weil sie nicht lauter reden konnte.
„Was hast du gesagt?" fragte die Kopie mit einem abfälligen Unterton in der Stimme und unterbrach dadurch sein Geflüster mit dem Original.
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Götterstimme
ÜbernatürlichesEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...