Cals Bewegungen erlahmten bereits auf dem kurzen Weg hin zum Klippenende. Das Gift musste sehr stark sein.
„Wir schaffen das. Ich liebe dich, Cal. Wir schaffen das. Bleib bei mir." flüsterte Leya. Sie war sich zwar nicht sicher, ob er sie trotz des Wellentosens und der Donnerschläge hören konnte, aber einen Versuch war es durchaus wert. Sie durfte ihn nicht verlieren. Ihr Inneres schien allein bei dem Gedanken in Flammen zu stehen. Es tat weh. So weh. Wieso musste das nur geschehen? Wieso jetzt, wo sie praktisch machtlos war und das Fortschreiten des Bilds nicht verhindern konnte?
„Weißt du, irgendwie ist es ja schon ganz süß von euch Sterblichen, dass ihr euch immer retten wollt, wenn einer verletzt ist. Wirklich. Richtig niedlich. Zwar ziemlich sinnlos, aber trotzdem. Putzig."
Leya schrie auf und sprang nach vorne, über Cal hinweg. Oder sie versuchte es zumindest, aber der wieder menschliche – zumindest soweit das für ihn möglich war - Hermes hatte ihre Haare blitzschnell gepackt und war ein kleines Stückchen höher geflogen, sodass Leya nun allein von ihren Haaren getragen in der Luft über Cal hing, der ihr mit geschocktem Blick folgte und versuchte etwas zu sagen und sich zu bewegen, aber nicht mehr hinbekam als ein Stöhnen.
Leya schrie laut auf, sie brüllte ihren Schmerz und ihre Wut heraus und schlug um sich, traf den Gott aber nie. Ihr Kopf schmerzte unbeschreiblich, aber die Qual in ihrem Herzen war schlimmer. Sie musste Cal doch retten! Er würde sterben... Und dann würde die Welt nur wegen ihr untergehen.
„Hilfe!" schrie sie so laut sie konnte. Vielleicht hörte sie ja jemand... Irgendjemand musste doch hier sein!
„Jetzt kann dir auch niemand mehr helfen, Kleine." teilte Hermes ihr mit. Er dachte wohl, dass sie für sich selbst um Hilfe schrie. Selbst Götter waren nicht allwissend.
Sie wollte etwas erwidern oder einfach wieder um Hilfe schreien, aber noch während sie Luft holte wurde sie unterbrochen, weil sich ein abartiger Schmerz in ihren Hals bohrte.
Leya wollte schreien, aber bekam nur ein Stöhnen heraus. Der Fremdkörper, der sich in ihren Hals gebohrt hatte und der zweifelsohne Hermes Schlangenzähne gewesen waren, verschwand sofort wieder, aber es blieb eine Kälte zurück, die sich von der Bissstelle schnell ausbreitete.
„Und genau dieses Stöhnen will ich gleich noch einmal von dir hören." hauchte der Gott in ihr Ohr und lachte auf.
Leya blickte nach unten, dorthin wo Cal lag. Vage konnte sie erkennen, wie sich seine Augen aus Furcht und Wut weiteten. Er hatte trotz der Qualen, die die Lähmung durch das Schlangengift sicherlich auslöste, Angst um Leya, nicht um sich selbst.
„Es wird alles gut." flüsterte sie. Ihr Kehlkopf fühlte sich betäubt an und sie bekam ihre Worte nur noch undeutlich heraus, aber das war besser als gar nichts. Alles würde gut werden. Irgendjemand würde kommen und ihnen helfen. Sie würden beide überleben. Er durfte nicht sterben. Sie war noch nicht bereit dazu in die Unterwelt hinabzusteigen und die Welt zu verdammen, egal welche Entscheidung sie traf.
Leya probierte wirklich sich davon zu überzeugen, dass Hilfe kommen würde, weil sie wusste, dass sie sonst endgültig verzweifeln würde.
„Da wäre ich mir nicht so sicher, Kleine." Hermes kicherte leise, dann warf er Leya mit Schwung zu Boden, sodass sie nicht weit von Cal entfernt aufkam. Wie er zuvor spuckte sie Blut. Der Schmerz in ihrem Inneren war gewaltig. Sie hatte sicherlich innere Verletzungen und zwar keine, die man auf die leichte Schulter nehmen konnte.
Von ihrer Liegestelle aus musste sie ihren Kopf nur ein wenig drehen um in Cals Augen blicken zu können, der seine letzten Kräfte dazu verwendete seinen Kopf zu wenden und ihren Blick zu erwidern.
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Götterstimme
ParanormalEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...