Der antwortete ihr nicht, sondern drehte sich ganz sanft bis sie den perfekten Blick von ihrer erhöhten Position auf dem Berggipfel hatte auf das Meer, das nun genauso brannte wie der See zuvor. Himmel und Wasser gingen nahtlos ineinander über in diesem Moment, wo die leuchtende Sonnenscheibe sich über den Horizont schob und alles in blutrot, magenta, orange und – wie nicht anders zu erwarten – sonnengelb tauchte. Die Landschaft vor Leya sah aus wie die Farbpalette eines Künstlers. Alle Farben waren vermischt, gingen ineinander über und fanden sich immer wieder, wo man auch hinsah. Alles war rot und gelb. Die ganze Welt erstrahlte in der Wärme der Sonne und der Schnee und das Eis gingen, wie Meer und Himmel in leuchtende, eisige Flammen auf und schienen die Bäume und den Boden zu verbrennen um alles augenblicklich neu und schöner, phantastischer zu erschaffen, als es schon gewesen war. Die Tausend Kerzen um den See brannten mit dem Schnee und Eis und schenkten dem Himmel und der Erde ihr Licht, das sich mit dem Feuer der Sonne verband und zu einer einzigartigen, wunderbaren Einheit verschmolz.
„Ich liebe dich." flüsterte Leya wie zu sich selbst. Ihr Mund war ausgetrocknet wegen der atemberaubenden Schönheit, die sie umgab, aber trotzdem wusste sie es jetzt. Sie war sich sicher. Sie war nicht nur in Cal verliebt. Sie liebte ihn. Über alles. Wie die Erde das Licht liebte.
„Ich liebe dich auch." erwiderte er genauso leise.
Sie sahen einander nicht an, sondern schoben nur die Hände ineinander und beobachteten das Schauspiel der Farben, als sich die Sonnenscheibe immer weiter über den Himmel schob und die letzten Fetzen Dunkelheit, die es noch gab, gänzlich verdrängte.
Ein glückliches Lächeln erschien auf Leyas Gesicht und sie war sich fast sicher, dass es Cal ähnlich ging. Dieser Augenblick war unglaublich perfekt.
Ohne dass sie es wollte, spielte mit einem Mal die Melodie von 'Good Riddance' von Green Day in ihrem Kopf. Sie hatte früher einmal gehört, dass es davon handelte, was man sehen würde, wenn man eines Tages auf sein Leben zurückblickte.
Ob das nun stimmte oder nicht, Leya war sich sicher, dass dieser Augenblick, dieser Moment auf Platz Eins stehen würde. Sie würde sich zuallererst an die Perfektion ihres Lebens genau jetzt erinnern. Wenn sie jetzt tot umkippen würde, dann würde sie wissen, dass ihr Leben wunderbar gewesen war.
Sie standen noch eine Weile da und lauschten der Welt, hörten zu, wie einige wenige Vögel erwachten und zwitscherten und wie der Wind über die Bäume blies Aber irgendwann gingen sie Hand in Hand zurück zu dem Zelt, zogen die Schlittschuhe aus und setzten sich auf die Decke.
Kurz saßen sie schweigend da und sahen auf den Schnee und das Eis, doch irgendwann fassten sie sich gleichzeitig ein Herz und meinten: „Ich hab das ernst gemeint."
Als die Worte zur selben Zeit aus ihren Mündern kamen, grinsten sie sich an.
„Dann ist gut." meinte Leya daraufhin lächelnd, beugte sich vor und fing an Cal zu küssen, der das auch erwiderte. Zuerst langsam und zärtlich, dann immer stürmischer. Sie fuhren sich gegenseitig so gut es ging über die Körper, berührten sich bis es schlussendlich dazu führte, dass sie einander gegenüber saßen und sich tief in die Augen blickten.
Ohne, dass es weiter Worte bedürfen würde, streifte Leya die Träger ihres Kleides ab und öffnete den Verschluss an ihrer Seite. Sie zog sich das rote Kleid über den Kopf und saß Cal nun nur noch in schlichter, schwarzer Unterwäsche gegenüber – sie war ziemlich froh, dass sie nichts lilanes oder pinkes anhatte, weil sie davon wirklich, wirklich viel besaß, weil irgendwelche Verwandte ihr immer Unterwäsche schenkten zu Feiern. Wieso auch immer.
Sie lächelte Cal schüchtern an, der nur dasaß und sie ansah.
Seine Hände zitterten, als er seine Handschuhe auszog und die Jacke öffnete. Darunter trug er einen langärmligen, schwarzen Pullover. Die Marshmallowjacke landete vor dem Zelt und Cal beugte sich zu Leya um sie zu küssen, doch davor flüsterte er noch: „Ich liebe dich so sehr."
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Götterstimme
ParanormalEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...