Kapitel 15 - Exzess - Part 1

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Deine Schuld. Deine Schuld. Deine Schuld.

Leya erwachte mit dem Klang der Stimme von Angels Mutter. Ihre Wimpern waren verkrustet wegen der Tränen der letzten Nacht.

Sie rieb sich die Augen, gähnte und schlug sie auf. Von Wolken gedämpftes Mittagslicht blendete sie im ersten Moment. Etwas drückte gegen ihre Wange. Sie tastete danach und griff nach dem Herzanhänger. Das Muster hatte einen Abdruck in ihrem Gesicht hinterlassen. Aus Neugierde ließ sie den Verschluss aufschnappen. Die kleine, blaue Rose steckte immer noch darin. Oder wohl eher eine Neue, weil die Blätter noch nicht vertrocknet waren.

Leya klappte das Herz wieder zu. Mit einer schnellen Bewegung hängte sie sich die Kette wieder um den Hals.

„Klopf, klopf. Ist jemand wach?" Cal streckte lächelnd seinen Kopf in ihr Zimmer. Man sah ihm an, dass er Angst vor einer weiteren Zurückweisung hatte. Seine Bewegungen wirkten unterschwellig unsicher, als er die Tür mit der Hüfte endgültig aufstieß und ein Tablett zu Leya brachte. Er stellte es auf ihren Nachttisch.

„Jetzt mal ehrlich, was klischeehafteres ist dir nicht eingefallen, oder?" fragte Leya lachend.

Cal sah sie erstaunt an. Sein Kinnladen fiel nach unten und sein Mund formte ein O.

„Guten Morgen." sagte sie, als keine Antwort kam, sprang auf und legte ihre Arme um Cals Hals. Sie gab ihm einen langen Kuss, den er zuerst aus Schreck nicht erwiderte. Darum zog sie ihn einfach mit sich auf das große Bett. Sie drückte ihn in die Kissen, platzierte sich über ihm und drückte ihre Lippen wieder auf seine. Endlich realisierte Cal, was gerade geschah und erwiderte ihre Küsse ausgiebig.

Irgendwann zwischen unzähligen Küssen, flüsterte Leya lächelnd: „Ich liebe dich so sehr."

Sie blickte in Cals geweitete Augen, als er flüsternd erwiderte: „Ich liebe dich auch. Aber... Ich denke, du solltest von mir runter gehen. Sonst könnte es für uns beide ziemlich peinlich werden." Er warf ihr noch einen recht eindeutigen Blick zu. Leya grinste und setzte sich neben ihm aufs Bett. Sie musste ihre ganze Konzentration aufwenden um nicht loszulachen.

„Musst du vielleicht kurz ins Bad oder so...?" Sie schielte zu ihm rüber und hielt ihren Blick so gut es ging auf Augenhöhe.

„Ich glaube, dass es für unser beider Seelenwohl besser ist, wenn ich sitzen bleibe. Aber du könntest mir ein Kissen oder etwas in die Richtung geben." Er klang angestrengt und starrte zwanghaft die Decke an.

Leya kicherte leise und legte ihm ein Kissen hin.

Doch bevor Cal danach greifen konnte, hörte man Leanders Stimme, die lachend sagte: „Soviel zum Thema MORGEN – Latte. Es ist fast Mittag. Meine Tipps sind also: Früher aufstehen und dann kalt duschen. Kann ja sein, dass Leya das toll findet – man muss dir wenigstens zugute halten, dass wir wohl auch die gleichen Gene haben, was, um es jugendfrei auszudrücken, unseren kleinen Freund betrifft -, aber glaub mir, ich will das sicher nicht sehen."

Zwinkernd schloss er die Tür, die Cal offen stehen gelassen hatte. Kurz erwiderte Leya seinen Blick, dann fiel die Tür ins Schloss und sie konnte nicht mehr an sich halten. Lauthals begann sie zu lachen.

Es tat gut. Das alles tat gut. Damit wurde die Stimme von Angels Mutter wenigstens in den Hintergrund gedrängt. Alles war zwar weniger berauschend, als vor dem Unfall und sie fühlte noch immer praktisch nichts, aber wenigstens war sie abgelenkt von dem pochenden Schmerz in ihrem Körper.

Erst schien Cal leicht gekränkt, aber dann fiel er mit ein.

„Wollen wir jetzt essen?" meinte er nach einiger Zeit. Leya nickte und sah zu, wie er das Tablett, das er in ihr Zimmer gebracht hatte, auf dem Kissen über seinem Schoß platzierte.

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