Die Riesin tat einen Schritt nach vorne, ungeachtet der stehenden Leya vor ihr. Sie ignorierte sie vollkommen, war mit ihrer ganzen Konzentration auf die Personen am Ende der Lichtung fixiert. Die Göttin glitt über Leya hinweg, die für einen Moment in ihrem Körper eingeschlossen war. Das Wasser war warm und pulsierte wie Blut. Die Gestalt der Riesin hatte sich wieder gefestigt. Stolz ragte sie auf der Lichtung auf. Leya fühlte sich wohl in dem warmen Wasserkörper, doch das Gefühl der Geborgenheit, das sie darin befiel, hielt nicht lange an, da sie viel zu schnell wieder aus dem Wesen glitt. Sofort drehte sie sich - nun total nass - in der eisigen Kälte um.
Sie sah nur zwei verschwommene Gestalten vor den Bäumen.
„Verschwindet!"
Die donnernde Wasserstimme wurde von einem einzigartigen Lachen durchbrochen. Es war glockenhell, klang zerbrechlich und trotzdem stark. Es übertönte die Stimme der Riesin mühelos.
Eine der zwei Personen am Ende der Lichtung trat einen Schritt vor. Sie hielt etwas großes, glänzendes in den Händen.
Leya wusste, sie hätte nur einen Schritt zur Seite tun müssen um nicht mehr hinter der Riesin zu stehen und die Szene ohne die Verzierungen betrachten zu können, aber sie war nicht dumm. Die Wassergöttin wollte sie schützen und so blieb Leya genau wo sie war, jedoch jederzeit bereit zu rennen, zu flüchten, hinein in den Wald und so weit weg wie möglich von diesen Götterkreaturen.
„Ich hätte mehr von dir erwartet." Auf den Satz folgte wiederholt das glockenhelle Lachen. „Du nennst die Sterbliche dumm, dabei bist du es. Opferst dich für ihresgleichen." Wildes Gekicher folgte. Es wurde von den hohen Baumwänden zurückgeworfen. Dann wurde die Frauenstimme ernst und wütend: „Aber du nimmst mir die Jagd. Das ist keine nette Geste von dir! Wieso rennst du nicht weg?" Die weibliche Göttin lachte wieder. „Aber wenn du tot bist, dann ist da ja noch die Sterbliche! Und sie wird rennen! Wahrscheinlich direkt zu den anderen. Sie wird uns zum Nest führen. Und dann... dann können wir jagen. Nicht wahr?"
Leya konnte wenig erkennen durch den Wasserkörper, eigentlich nur Farbflecken, aber vermutlich nickte der andere Gott gerade.
„Na, hast du schon Angst? Versteckst dich da wie ein kleines Häschen hinter deiner Göttin. Zitterst wie Espenlaub. Nicht wahr? Du hast Angst, kleines Häschen! Lass mich dein Gesicht sehen! Ich will doch wissen aus welchen Augen ich die Seele jagen werde."
Leyas Atem stockte. Die Göttin sprach mit ihr. Und sie hatte recht. Zumindest, was die Angst betraf. Sie schaffte es zwar das Gefühl zu unterdrücken um noch halbwegs klar im Kopf zu sein, aber dennoch. Sie hatte Angst. Eine Art Angst, die sich in ihren Adern wie Gift ausbreitete und mit jedem Herzschlag durch ihren Körper gepumpt wurde.
„Verschwinde." Die Wasserriesin hob ihren großen Arm und machte eine Bewegung, als würde sie etwas werfen. Leya sah nach oben und erblickte gerade noch, wie sich menschengroße Eiszapfen auf den Handflächen der Göttin bildeten, die sie einen Wimpernschlag später auf die Götter warf.
Das Geräusch von berstendem Eis drang schmerzhaft laut in Leyas Ohren.
Etwas langes, goldenes hatte das gefrorene Wasser wie ein Blitz getroffen und es in winzige Stücke zerbrochen.
„Niedlich. Wirklich niedlich." Die Frauenstimme war kalt wie Eis bei diesen Worten. Das vorangegangene Lachen war gänzlich verschwunden. „Aber nun, meine liebe Reginna, will ich mein kleines Häschen laufen sehen. Und du bist im Weg."
„Ich werde nicht gehen." So träge wie die Worte, die aus dem Mund der Wasserriesin tropften, breitete diese die Arme aus und trat einen Schritt zurück.
Zum zweiten Mal an diesem Tag war Leya von dem Wasser eingeschlossen. Die Hitze in dem Körper, tat ihr gut. So beruhigte sich ihr Herzschlag ein wenig und sie konnte die beiden Götter besser erkennen, sowie dem Gespräch lauschen, weil die Stimmen durch das Wasser getragen wurden.
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Götterstimme
ParanormalEr packte sie an den Armgelenken, bevor sie ihn ein weiteres Mal schubsen konnte. „Wieso lässt du mich nicht dein Held sein?!" schrie Cal Leya wutentbrannt in ihr regennasses Gesicht. „Weil es in meiner Geschichte keine Helden gibt. Ich werde unwei...