Kapitel 20 - Das Ende... - Part 4

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Diese Stimme... Woher kannte sie diese Stimme? Cal... Nein. Cal war das nicht. Oder?

„Huch, wer kommt denn da? Sieht ja fast so aus, wie der andere." Hermes lachte laut auf. „Dann hast du ja Ersatz, meine Kleine.... Huch. Du bist ja schon total weg. Hm... Liegt wohl daran, dass du so klein bist. Traurig. Aber egal. Viel Spaß noch... Wie heißt du denn? Ach, eigentlich interessiert mich das nicht. Ein bisschen dürfte die Kleine noch leben, also halbwegs warm sein und sich lebendig anfühlen. Wenn du dich beeilst kannst du wirklich noch deine Freude an ihr haben, bevor sie stirbt. Vorbereitet hab ich sie schon." Er lachte nochmals auf. „Süß. Jetzt bist du wütend. Ja, ich kann das an deinem Blick sehen, aber wenigstens bist du kontrollierter, als dein – wie ich vermute – Zwilling. Gut so. Hast dadurch bessere Überlebenschancen. Aber jetzt hab ich sowieso keine Lust auf deinesgleichen. Ich hab was ich wollte. Jetzt geh ich Hummer essen. Tschüsselchen." Er kicherte, dann war leises Flügelschlagen – wahrscheinlich von seinen Füßen – zu hören.

Schritte platschten im Schlamm.

Dann erklang die andere Stimme, die von Leander, wieder. Er schien neben ihr zu knien. Leya fühlte, wie er ihren Kopf auf seien Schoss bettete und ihre Haare von ihrem Hals schob.

„Leya... Alles wird gut. Ich kann deinen Herzschlag spüren. Bitte, bleib bei mir." Seine Stimme klang so, als würde er weinen.

Sie vernahm ein lautes Schmatzen, dann presste sich eine Hand auf ihren tauben Mund und die andere auf die Wunde an ihrem Hals.

„Alles wird gut. Du wirst nicht gehen. Das lasse ich nicht zu. Du bleibst bei mir. Du musst bei mir bleiben."

Leya fühlte eine zähflüssige Masse ihren Hals hinunterlaufen. Sie schmeckte nach einer Mischung aus Kräutern und Blumen. Überall wo diese Flüssigkeit ihren Mund und ihren Hals berührte, kamen ihre Sinne zurück. Sie konnte wieder Schlucken.

Erst erfüllte sie ein tiefer Frieden. Sie fühlte sich wie kurz vor dem Einschlafen. Entspannt, müde und wohlig warm. Leander hatte irgendein Kleidungsstück über sie gelegt, sobald er ihr diese Kräuter gegeben hatte. Jetzt, wo ihre Sinne wiedererwachten, kam auch ihr Verstand langsam wieder in Gang und sie war sich ziemlich sicher, dass Leander irgendwelche Pflanzen hatte entstehen lassen, die als Gegengift fungierten

Doch dann, mit einem Mal war alles, wirklich alles wie weggewischt.

Schmerz. Verdammter, abartiger Schmerz! Mit einem stummen Schrei riss Leya die Augen auf. Es brannte. Ihr kompletter Hals fühlte sich an, als würde er lichterloh von Flammen bedeckt sein. Je mehr Körperteile aus ihrer Lähmung wieder ins Leben zurückkamen, desto stärker breiteten sich die Flammen aus. Sie zogen sich von ihrem Hals über ihr Gesicht hinter bis zu ihren Zehen. Leya wand sich unter der Qual. Wie ein Schlag ins Gesicht konnte sie wieder riechen, das Hören wurde deutlicher und bei Gott, sie konnte wieder alles spüren. Einfach alles. Die ganze verdammte, beschissene Scheiße!

Leya wollte schreien. Aus ganzer Brust. Sie wollte tief Luft holen und brüllen vor Schmerz und Angst und den ganzen Erinnerungen an die letzten Minuten, Stunden, Tage, Wochen. Aber sie konnte nicht, weil ihre Stimmbänder noch vollkommen außer Gefecht gesetzt waren. Nichteinmal ein Stöhnen kam heraus. Schon komisch, wie dieses Gegengift funktionierte.

Darum wand sich Leya nur in den nonexistenten Flammen, schlug um sich bis Leander ihre Armgelenke neben seinen Beinen auf den Boden presste.

Leyas Blick wurde klarer und sie konnte wieder Formen, Gesichtszüge erkennen. Ihr Atem funktionierte wieder normal. Das machte Leya glücklich. Atemzug um Atemzug löschte das Feuer auf und in ihr.

Als aus dem Waldbrand nur noch eine Glut geworden war, konnte sie wieder genau erkennen, wie ihre Umwelt aussah. Über ihr hing Leanders Kopf. Aus seinen Augen liefen kleine Tränen, die auf ihr Gesicht tropften. Er strich zärtlich über ihre Haare.

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