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Azra

Als ich aus dem Krankenzimmer stürmte, hörte ich wie er mir nach kam. Er lief mir hinter her und hielt mich an den Arm. Als ich mich zu ihm umdrehen musste, blickte ich ihn in die Augen. „Frag mich ja nicht wer sie war!", rief ich.
„Hatte ich auch nicht vor.", antwortete er schlagfertig. „Gut!", sagte ich und drehte mich wieder um. „Komm, ich fahre dich.", ich blieb stehen und blickte ihm in die Augen. „Du musst mich nicht fahren.", entgegnete ich nur. „Okay", antwortete er.
Ich nickte und lief aus dem Krankenhaus raus.
„Azra!", ich hörte ihre Stimme, die mich mit voller Hass füllte. Wie wagte sie mich noch bei Namen anzusprechen.
„Warte Mal, Azra-„ Ich blickte ihr nur leer in die Augen. Vor mir stand die wichtigste Person meines Lebens, die mir jedoch einen Dolch in den Rücken gestochen hatten.
Sie versprach mir endlose Loyalität, ich vertraute ihr blind. Doch dieses blinde Vertrauen war der Grund meines Untergehens.
„Wie kannst du nur so hasserfüllt sein?", fragte sie mich.
„Wie egoistisch bist du bitte?", ich spürte wie Savas sich neben mich hin stellte. „Willst du nichts sagen?", ihre Stimme wurde nur lauter. „Haksizlarin sesi hep cikar." (Im Unrecht liegende erhöhen immer ihre Stimmen)

„Geh mir aus dem Weg", sagte ich. Sie lachte. Sie wollte, dass ich meinen Hass auskotzte, damit sie nicht weiter in ihrem schlechten Gewissen schwimmen musste. Sie kam mit der Unklarheit die ich ihr gab nicht klar.
Sie verdiente nichts. Kein Hass, nichts.

Als sie mich noch ein Mal anfasste, schubste ich sie weg. „WAS WILLST DU VON MIR?", schrie ich.
Sie sah mich geschockt an. „Du kommst und traust dich noch mich anzusprechen? Wer bist du denn? Du bist ein Nichts in meinen Augen! Du bist so charakterlos. An deiner Stelle würde ich mit dem Kopf gesenkt laufen! Aber du schämst dich nicht davor dich zu präsentieren!" jeder schaute uns zu.

Ich drehte mich um und lief los. „Azra wie oft soll ich es dir sagen wie sehr es mir leid tut?", schrie sie und ich blieb stehen. Danach schüttelte ich meinen Kopf und lief weiter.
Ich spürte wie Savas mir hinter her lief.
„GEH.", er schüttelte nur sein Kopf. Er machte einen Schritt auf mich zu und umarmte mich. Als erstes wehrte ich mich gegen diese körperliche Nähe. Doch dann fing ich an zu weinen. „Du schadest nur dir selbst", er streichelte an meinen Haaren und ich weinte mir meine ganzen Schmerzen aus der Seele.
„Lass es nicht zu, dass sie dir so viel bedeuten" lächelnd blickte er zu mir und wischte meine Tränen weg. Seine Berührung verursachte kurz eine Gänsehaut.
„Kannst du mich nach Hause bringen?" Savas nickte.
Er ließ mich los und wir liefen zum Parkplatz.
„Das war meine Schwester", sagte ich. „Ich weiß", antwortete er. „Wie, woher?", fragte ich. „Wäre es nur eine einfache Freundin aus der Vergangenheit, wäre dein Schmerz nicht so groß", ich seufzte. Er hatte Recht.
„Danke dass du mich fährst" Die Fahrt dauerte meines Erachtens sehr lange. Ich wollte eigentlich alleine sein, doch die Fahrt fand keinen Ende.

„Wirst du auch Samstag kommen?", fragte er und brach die Stille. „Was ist am Samstag?", fragte ich. „Burak und Duygu heiraten standesamtlich", ich sah ihn an. „Ich glaube nicht. Was soll ich da?", er nickte und parkte perfekt in die leere Parklücke.

„Tschüss", stieg ich aus dem Wagen und sah nicht nach hinten. Er fuhr nicht sofort los. Denn man hörte den offenen Motor immer noch.
Als ich die Tür öffnete, fuhr er los.
Als ich in meiner Wohnung angekommen war schmiss ich meine Tasche bei Seite, zog mir meine Schuhe schnell aus und warf mich weinend aufs Bett.
Wieso musste ich Derya begegnen? Wie lange kannte ich sie nicht mehr Abla? Das Weinen intensivierte meinen Schmerz nur noch. Ich dachte an die Vergangenheit.
Wie sie mir hintergangen waren. Nicht nur sie. Meine Eltern, meine Brüder, meine ganze Familie standen an ihrer Seite.
Vor 12 Monaten

„Wann wolltet ihr mir das sagen?!", schrie ich. Ich stand im weißen Brautkleid und sah zu meiner Familie. „Wie konntet ihr?", ich blickte zu meinen Bruder, der nur bedrückt auf den Boden sah. „Kizim, Derya bereut es. Volkan auch. Fehler gehören dazu."

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt