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Azra

„Du bist so stark, Azra. Das was du erlebt hast. Wieso bestrafst du dich selber, indem du dich von Nefes distanzierst?", Seine Stimme war so sanft und so ruhig. Diese Seite an Savas kannte ich nicht.
Lächelnd blickte ich in seine Augen. Mein Herz schlug immer schneller m.
„Du bist viel stärker. Dein Name allein bedeutet Kampf...", darauf hin lachte er und zuckte mit seiner Schulter. „Ich kämpfe nur gegen mich selber." danach verschwand sein Lächeln.
Sein Handy klingelte, weswegen er seinen Blick von mir abnahm. „Duygu und Burak heiraten morgen standesamtlich", sagte er. „Du kommst doch auch oder?"
Ich zuckte mit meiner Schulter. Ich hatte mich gegenüber Nefes nicht fair verhalten.
„Wir fahren in die Stadt, da ich paar Besorgungen machen muss. Danach fahren wir zu Nefes.", sagte er.
Ich nickte. „Okay", sagte ich. „Ich warte unten im Auto auf dich"  „Tamam", brach ich nur raus. Als ich merkte, dass ich wie eine Statur stehen geblieben war, schüttelte ich mein Kopf und ging in mein Zimmer. Ich wechselte meine Jogging Hose in eine enge Jeans und ließ meinen Sweater an. Danach holte ich meine Vans  raus. Meine Haare öffnete ich und nahm schnell meine Tasche in die Hand.

Die Blicke der ganzen Frauen auf Savas waren kaum zu übersehen. Neben ihm fühlte ich mich in meinem Look so unwohl. Ohne dass ich es gern zugeben wollte, sah er mit seinem schwarzen Mantel, seiner engen Jeans und seinen Boots total gut aus. Ich sah neben ihm aus wie eine Schlafmütze.
Ich schüttelte meinen Kopf bei den Gedanken.
Als wir in einem teuren Laden ankamen schaute Savas sich um. Danach reichte er mir ein Kleid. Ich sah ihn verwundert an. „Ich dachte wir sind für dich da?", sagte ich. „Was willst du anziehen?", ich zuckte mit meiner Schulter. „Also sicher kein Kleid.", sagte ich.
Er zog seine Augenbrauen zusammen. „Wieso nicht?", „Duygu und Burak kenne ich nicht so gut. Mit einem Kleid aufzutauchen wäre doch zu übertrieben, oder?"

Leicht lächelte er über meine Unsicherheit, was mich noch mehr verwirrte.

Danach sahen wir uns Anzüge für Savas an. Letztendlich entschied er sich für ein weißes Hemd, welches er an der Kasse bezahlte.

„Savas?", hörte ich eine weibliche Frauenstimme.
Savas sah überrascht zu der blondhaarigen. Sie war bildhübsch. Sie war so gut gekleidet.

„Meryem.", lächelte Savas. „Seit wann bist du zurück?", fragte er. Danach wand sie ihren Blick zu mir. „Seit ein paar Tagen erst.", lächelte sie. „Wer ist das?", fragte sie. „Azra", ich nickte ihr freundlich zu.
Sie nickte lächelnd, doch ihre Blicke störten mich insgeheim. Savas merkte das. Ich wurde unruhig und blickte zu den langweiligen Klamotten, die so lahm  wirkten.
„Morgen heiratet Duygu standesamtlich.", sagte Savas. Die Frau namens Meryem vergrößerte ihre Augen. „Krass, dass ich das von dir höre. Ich wusste davon nichts...", sie zuckte leicht zusammen. „Weiß Duygu dass du da bist?" sie schüttelte ihren Kopf. „Ich sage es ihr. Dann ruft sie dich an.", „Danke Savas."
So verabschiedeten sie sich. Und Savas bezahlte endlich. So dass wir den Laden verlassen konnten.
Savas war heute so anders. Er öffnete sich gegenüber mir.
„Willst du dir ehrlich nichts holen?", „ich werde wahrscheinlich nicht kommen", sagte ich lächelnd.
Nach Stunden hin und her Lauferei saßen wir im Auto. Davor hatten wir für Nefes Donuts besorgt.

„Savas wer war das Mädchen?", fragte ich. „Meinst du Meryem?", fragte er. Ich nickte, ohne ihn in die Augen zu schauen. „Koray, Duygu, Meryem und ich waren Kindheitsfreunde... sie war die beste Freundin von Duygu.. sie hat bis vor kurzem in der Türkei gelebt"
Ich nickte. „Sie ist sehr hübsch.", sagte ich. Dazu sagte er nichts. Die Fahrt verging ruhig. Die Musik lief und ich versuchte mich leicht zu beruhigen. Ich konnte mir Savas Verhalten nicht erklären. Wieso verhielt er sich auf ein Mal so anders? Lag es daran, dass er Mitleid mit mir hatte?
Ich kniff meine Augen zusammen, denn das würde mich noch mehr verletzen. Was wenn er gar nicht mit mir Zeit verbringen wollte und nur aus Mitleid mit mir war?
Als er parkte und mich auffordernd an sah stieg ich aus.

„Ist alles okay?", fragte er. Ich nickte.
Als er klingelte öffnete uns Koray die Tür. Sein Blick blieb bei mir hängen und er sah mich an. „Hallo, kommt rein.", er blieb freundlich. Am liebsten würde ich mich umdrehen und gehen. Ich fühlte mich so fehl  am Platz.
Wir zogen unsere Schuhe aus und betraten das Haus. Ich hörte schon die Kinderstimmen. „Ada und Yasar sind auch da", warnte er uns. Als Ada auf Savas stürmte lächelte ich. „Savasss", Savas nahm sie in seine Arme. „Ada'm", (meine Ada) Ada hatte so schöne lange wellige Haare. Ihren Kopf hatte sie auf die Schulter von Savas angelehnt und genoss seine Wärme. Lächelnd schaute ich zu den beiden.
„Azra hos geldin!" (Willkommen). Hörte ich die Stimme von Nefes. Sie umarmte mich. Ihre Augen strahlten. Wie konnte sie nur so unschuldig sein? So als hätte es sie vergessen, wie gemein ich zu ihr war. „Es tut mir so leid, Nefes. Du konntest es nicht wissen, dass ich mich von meiner Familie verstecke.", sagte ich. „Ich dachte wirklich, dass uns dein Bruder helfen konnte."
„Kommt setzt euch..." Savas saß schon gemeinsam mit Ada. Yasar, der kleine von Yagmur beobachtete die beiden.
„Wir haben Donuts mitgebracht", lächelte ich. Ada und Yasar sprangen auf. Savas lächelte.
Als ich mich beobachtet fühlte, blickte ich zu Koray. Er sah mich nachdenklich an.
Savas stand auf. „Ich gehe mal eine rauchen", Savas sah sich um. „Wird wohl leider nichts", ertönte es von Nefes. „Wie?", „Ich habe die Zigaretten weggeschmissen.", lächelte sie. Ich lachte. „Als ob ich mir keine anderen kaufen kann.", er schüttelte sein Kopf. „Oder du hörst einfach auf damit", entgegnete sie ihm. Savas schüttelte sein Kopf.
„Wo sind Burak und Duygu?", fragte Savas. „Sie müssen noch was für Morgen klären", antwortete Yagmur.
„Savas trinkst du Tee?", fragte Nefes. Savas nickte. „Azra und du?", fragte sie mich. „Ich komme lieber mit", in der Küche angekommen, sah ich zu Nefes. „Koray möchte nicht, dass wir Kontakt haben oder?", fragte ich. Nefes blickte mir schockiert in die Augen.
Ich hatte so Angst davor mich diesen Menschen zu binden und dann wieder losgelassen zu werden. Ich hatte so Angst.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt