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„Weißt du was? Behalte das Handy.", sagte ich und drehte dieser Person den Rücken zu. Ich versuchte ruhig zu bleiben..
„Warte", lief er mir hinter her. „Was?", zischte ich. „Hier", rückte er mein Handy raus. Ich nahm es ohne Worte an. „Wieso ist ein Kaffee trinken zu viele verlangt?", er konnte es ehrlich nicht verstehen.
Ich hielt das Handy in meiner Hand. „Ich bin verlobt.", „Lass mich bitte in Ruhe.", er zog seine Augenbrauen zusammen. „Wieso bist du mit ihm zusammen? Wegen seinem Geld?", ich lächelte. „Genau!" Ich wollte nicht weiter mit ihm reden. „Wir sehen uns noch!", rief er mir hinter her. Ich nur schüttelte meinen Kopf.
Genervt setzte ich mich draußen auf die Bank und versuchte Savas zu erreichen. Sein Handy war aus. Ich beschloss zu ihm in die Wohnung zu fahren.
Er hatte diese Woche frei. Ich stieg in die Bahn und fuhr zu Savas. Auf dem Weg schrieb ich Koray.
Vor seinem Haus blieb ich stehen. Was wollte ich ihm sagen? Was konnte man einem Menschen sagen, der seine Geliebte verabschieden musste?

Ich klingelte- Doch er wollte nicht aufmachen. Ich ließ mich davon nicht beirren und ging zur Terrasse.
Die Terrassentür war ständig auf.

Als ich das Haus betrat glaubte ich meinen Augen nicht. Überall waren leere Alkoholflaschen. Es lagen nicht mal Teller rum! Oder irgendwelche Packungen. Aß er überhaupt etwas?
Ich lief in sein Zimmer und sah sein verwüstetes Zimmer. Er lag total verstört in sein Bett.

Ich setzte mich auf das Bett und blickte ihm in sein Gesicht.
„Savas", ich wollte etwas sagen, doch meine Augen füllten sich. Verschlafend öffnete er sein Gesicht. „Yeliz sen mi geldin?", murmelte er. Als er wach wurde und seine Augen öffnete, stand er sofort auf.

„Was machst du hier?", seine Stimme war genervt und aggressiv. Doch diese Nummer zog bei mir nicht.

„Ich wollte etwas aufräumen", sagte ich lächelnd. Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer. Ich hörte seine Schritte hinter mir.
Als ich die leere Glasflasche umfasste, riss er mir sie aus der Hand. „Lass es!", schrie er. Meine Augen füllten sich. „Wenn du mein Haus rettest, kannst du meine kaputte Seele nicht retten! Lass es doch!" Er blickte mir verständnislos in die Augen.

Ich zitterte. Ich verstand ihn, doch ich verstand seinen Hass gegenüber mir nicht.

„Verpiss dich Nefes!", ich drehte ihm meinen Rücken. „Nein werde ich nicht", Duygu wäre an meiner Stelle schon fünf mal abgehauen. Ich war schon vieles gewohnt.

„Deine kaputte Seele wird verheilen! Wir werden alle heilen, doch die Narben werden uns an die Schmerzen erinnern, wie als wäre es gestern." Er lachte vor Schmerz und biss sich seine Zähne zusammen.

„Du hast doch keine Ahnung!", brüllte er. „Ach ja?! Dann erkläre er mir! Dann ERKLÄRE ES MIR!"

„Ich lebe nicht mehr Nefes!", ich schüttelte mein Kopf. „Doch du lebst! Du musst!" Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er schüttelte schmerzvoll sein Gesicht. „Ich möchte einfach nur sterben", ich lief auf ihn zu. „Bin ich an allem Schuld?" Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein Savas", „Schicksal", sagte ich. „Ben böyle kaderin", da kam seine Wut wieder raus. Er nahm die leere Flasche in die Hand und warf es gegen die Wand. Er machte es bei den ganzen Flaschen, meine Ohren waren sogar langsam betäubt vom Geräusch.
Als ich in sein Gesicht blickte, sah ich die ganzen Tränen. Den ganzen Schmerz. „Du wirst überleben müssen", ich wischte ihm seine Tränen weg. „Ich möchte nicht überleben. Nicht wenn sie nicht hier ist", flüsterte er. Ich zog ihm aufs Sofa. „Lass deinen Schmerz raus. Schrei! Wein! Aber schweig nicht", „Als meine Mutter gestorben war und ich weinen wollte, hat mich mein Vater angeschrien, was für ein Mann ich wäre", seine Tränen liefen immer weiter. „Als Kind", er schüttelte sein Kopf. „Ich habe nie geweint, weißt du?", „Bis ich Yeliz kennengelernt habe. Sie hat mich dazu gebracht, über alles zu reden. Und auch zu weinen." Ich lächelte. „Ich werde immer für dich da sein. Immer. Am besten wir packen deine Sachen und fahren zu Koray", er schüttelte sein Kopf. „Nein. Keine Widerrede", sagte ich.
Er nickte und wollte an mir vorbei ins Zimmer. „Savas", er blickte mir fragend in die Augen. Seine dunklen, fast schwarzen Augen blickten so leer. Ich erstarrte. Ich umarmte ihn. „Geçicek, Savaş! Söz, acın dinecek.." (Dieser Schmerz wird sich lindern)
„şimdi işitiyorsan ağla, dök içini" (Du kannst jetzt gerne, weinen. Lass es raus) Als ich seine tiefen Schluchzer hörte, bekam ich eine Gänsehaut. „Ich halte das nicht aus, olmuyor onsuz" Ich streichelte seinen Rücken. „Ich weiß. Ich weiß", minutenlang standen wir da, bis er sich beruhigte. „Ich gehe duschen", äußerte er sich. Ich nickte.
Ich rief Reyhan Teyze an und sagte ihr, dass ich gleich Savas her bringen würde. Sie freute sich und war auch überrascht.
„Soll ich euch abholen?", las ich die Nachricht meines Verlobten. „Nein danke", schrieb ich schnell zurück. Ich lief auf sein Zimmer und packte seine Tasche. Ich tat alles rein, was ich in die Hand bekam.
Als ich sein Bett machen wollte, kam ein Bild in meine Hand. Es war Yeliz. (Bild: siehe oben) Sie sah so schön aus. Sie schien überglücklich zu sein.
Wann würde das alles vergeben?
Ich packte das Bild in die Tasche und räumte sein Zimmer auf. Nach ungefähr einer halben Stunde war ich fast fertig.
„Ich bin fertig", seine Stimme klang so angeschlagen. So fertig. „Okay", ich nahm seine Autoschlüssel, die auf den Tisch lagen.
„Ich werde dich nicht fahren lassen", sagte er. Ich lachte. „Ach, und ich dich schon oder wie?" „Steig ein und Nerv nicht", sagte ich. Wiederwillig setzte er sich hin. Ich stieg ein und startete den Motor.
„Was würdest du machen wenn Koray sterben würde?", fragte er. Ich fuhr rechts an und sah ihn an. Er blickte mir verzweifelt in die Augen. Er war so hilflos.
„Ich würde ebenfalls innerlich sterben, Savas. Ich würde versuchen den Feuer in mir zu entfachen. Ich würde alles um mich herum kaputt machen. Mich von allem distanzieren. Mich hassen, die Welt hassen.", „Nichts was ich nicht davor gemacht habe. Ich habe alles nach dem Tod meiner Eltern gemacht.", er schaute mir ins Gesicht ohne weg zu schauen. „Deswegen verstehe ich dich jede Sekunde. Ich bin dir für nichts böse! Wenn es dir gut tut, dann kotz deinen Hass raus! Mach es!"
„Egal was ich mache, sie wird nicht zurück kommen." „Alles sinnlos. Alles nutzlos. Ich möchte nicht mehr kämpfen.", sagte Savas.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt