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Azra
Mein Herz zog zusammen. Wieso hasste er mich so sehr? Wieso brach er Herzen. Ihm ging es doch nicht anders. Musste er gegenüber Menschen nicht toleranter sein?

„Wenigstens verletze ich nicht meine Mitmenschen, die mich lieben!", schrie ich ihn an und sah wie er seine Hand zur Faust ballte. Er blickte mir wütend in die Augen.
Voller Rage schüttelte ich meinen Kopf „Bana sakın öyle öfkeli bakma! Bana sataşan sensin! Ne sanıyorsunuz? Hep üstüme geleceksiniz ve ben susacam değil mi ?" (Wehe du schaust mich wütend an. Du hast dich mit mir angelegt. Was denkt ihr, dass ich mich nie verteidige und alles über mich ergehen lasse?)

Meine Stimme war so sensibel und andererseits so standhaft. Doch meine Augen füllten sich mit Tränen.
Ich verstand ihn nicht. Er war seinen Namen so würdig. Er war sich selber und den anderen wortwörtlich ein Krieg.

„Hör auf zu weinen", sagte er als er meine Tränen sah und wollte sie wegwischen. Ich hasste es unter Druck zu sein. Ich hasse es wenn mich jemand emotional auf die Probe stellte.
Doch ich wich einen Schritt zurück.
Sein Blick blieb weiterhin finster. Er hätte mir nichts getan, das wusste ich. Doch ich war nichts anderes als das gewohnt. In meinen Augen war ein Mensch der seine Wut nicht kontrollieren konnte für alles fähig. Auch Savas.
Als sein Handy klingelte, nahm er endlich seinen Blick von mir und sah auf seinen Handy.
„Ja", ging er ran. Ich blickte auf seine Hände. Eine tiefe Narbe ging über seine ganze Hand. Was hatte er gemacht?
„In welchem Krankenhaus Koray", zischte er. Schlagartig blickte ich zu Savas. Als er auflegte drehte er mir seinen Rücken und ging!
Ich lief ihm hinter her. „Ist Nefes was passiert?", fragte ich total panisch. „Hat dich nichts zu interessieren", „Ach, dich schon? Du brichst ihr Herz wie ein Spielzeug", er stoppte mich. „Du kannst mir kein schlechtes Gewissen reden. Du kannst", ich unterbrach ihn. „Weil ich recht habe. Und du dich nicht noch mehr hassen kannst, als jetzt. Jetzt lass mich mitkommen!" Er seufzte und öffnete seinen Wagen, weswegen ich mich einfach ins Auto rein saß.
Im Auto konnte ich meine Nervosität kaum unter Kontrolle halten. „Hat Koray genaueres über Nefes Lage gesagt", fragte ich. Er schüttelte sein Kopf.
Ich nickte. „Es ist wohl nichts schlimmes.", „aber ich will trotzdem wissen was los ist." ich nickte.

„Wer ist dafür verantwortlich, dass du so Angst hast?"

„Ich habe keine Angst.", sagte ich. „Ich würde niemals einer Frau das Haar krümmen.", sagte er. „Das hat er auch gesagt." Als ich realisierte was ich sagte, hielt ich meine Hand vor mein Mund. Azra was sagst du da?

Er zog seine Augenbrauen zusammen und versuchte aus meinen Augen etwas abzulesen, wonach er suchte wusste ich nicht. An seiner Körperhaltung, sah man ihm seine Verkrampftheit an.
Danach sah er von mir weg. „Du hast es zugelassen?", fragte er völlig emotionslos.
„Du vergleichst mich jetzt mit diesem Bas-„ Ich unterbrach Savas und blickte ihn tief in die Augen. „Du kennst ihn nicht mal! Das was du machst ist gerade nicht viel besser... Du schlägst Menschen mit deinen Worten." Ich hörte wie er laut ausatmete.
Als wir vor dem Krankenhaus ankamen, stieg ich sofort aus und wartete nicht mehr auf ihn. In seiner  Anwesend fühlte ich mich nicht wohl. Ich hatte das Gefühl, dass er mich nur analysieren würde.

Als ich sah in welchem Krankenhaus wir waren, wurde mir mulmig.

Als ich mich umdrehte, erntete ich seine Blicke auf mir.

Bitte lass sie nicht hier sein, bitte.

„Alles okay?" Ich nickte lediglich. „Nehmen wir den Aufzug?", als er nickte, drückte ich auf den Knopf. Der Geruch vom Krankenhaus ekelte mich total an. Ich erinnerte mich an die Tage, die ich hier verbringen musste. Ich schloss kurz meine Augen. Der Aufzug öffnete sich. Savas blickte zu mir.
Ich betrat den Aufzug. „Du bist so unruhig.", stellte er fest. Versuchte er schlau aus mir zu werden?
„Ich mag Krankenhäuser nicht so sehr.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. Wer mochte schon Krankenhäuser?

„Ich liebe Krankenhäuser, merkt man mir doch an?" Innerlich beleidigte ich mich selber. Wie konnte ich nur so unachtsam sein?
Seine Freundin verlor er doch in einem Krankenhaus.
„Es tut mir leid", er sah mich verwirrt an. „Wieso das?" Ich zuckte mit meiner Schulter. Wieso dauerte das so lange? Als wir beim 7. Obergeschoss ankamen und die Tür sich öffnete atmete ich kurz tief ein und aus.
Du bist wegen Nefes hier, Azra!
„Bruder, wir sind da", rief er ihn an. „Wieso gehen wir nicht rein?", fragte ich. „Nefes ist am Schlafen."
Ich nickte. Nach einigen Minuten sah ich den Mann von Nefes auf uns zulaufen. Er sah so müde aus. Er sah so gebrochen aus. Innerlich wurde ich total unruhig.
Savas blickte Koray ebenfalls fragend an. „Sagst du mir jetzt was los ist?" Koray blickte kurz zu mir und lächelte verwundert. „Hey, Azra. Wie geht es dir?", begrüßte er mich und ignorierte kurz seinen besten Freund. Savas wippte ebenfalls ungeduldig mit seinen Knien.
„Soll ich uns was zu trinken holen? Dann könnt ihr in Ruhe reden.", stand ich lächelnd auf. „Ach was nein." „Koray wenn du noch eine Sekunde zögerst, liegst du gleich neben Nefes, ich schwöre."
Koray lachte. „Nefes ist schwanger.", seufzte er. Ich wollte nichts dazu sagen. Ich hatte kein Recht dazu.

„Was wollt ihr denn seit fünf Jahren?", fragte Savas. „Man, so einfach ist das nicht.", die Gefühlslage seiner Stimme war so gefühlvoll.

„Der Arzt hat gesagt, dass es viel zu riskant für Nefes ist das Baby zu gebären.", er brach seinen Satz ab.

Savas blickte ihn immer noch geschockt an. „Sie muss das Baby abtreiben", ich stupste ihn von der Seite ein. „Misch du dich da mal nicht ein.", sagte ich. Savas seufzte. „was sollen sie dann tun?", er blickte mir belustigt ins Gesicht. Wieso war er so? Wieso war er so durchgewühlt. Wieso.

„So wie ich ", schüttelte Koray seinen Kopf. „Und das kann ich nicht zulassen", er ballte seine Hand zur Faust. „Her Yilmazer?", hörten wir die Krankenschwester. „Frau Yilmazer ist aufgestanden und hat nach ihnen gefragt..", lächelte sie. Koray nickte. „Kommt ihr mir?" Wir beide nickten. „Wirst du es Duygu erzählen?", koray drehte sich schlagartig um. „Nein, sie ist gerade beschäftigt. Sie wird uns keine Ruhe geben", lachte er über seinen Zwilling. Doch trotzdem, sah man die Liebe in diesen Augen. Er liebte seine Schwester sehr.

„Ich weiß nicht wie ich ihr beistehen soll. Nefes wird das Baby nicht abtreiben wollen.."

Meine Augen füllten sich mit Tränen.

Danach öffnete Koray die Tür. „Schau mal wer dich besuchen gekommen ist." Sie blickte lächelnd zu mir. Doch ihr Lächeln änderte sich als sie zu Savas blickte.
„Was macht der Unbekannte hier", fragte sie und blickte zu Koray. Savas zog seine Augenbrauen zusammen. Nefes war gekränkt, dass sah man ihr an.

„Frau Yilmazer, ich wollte mit Ihnen über die Medikamenten reden.", platzte die Ärztin rein. Allein als ich ihre Stimme hörte.

„Oh sie haben Besuch. Ich komme später noch mal vorbei." Bitte erkenn mich nicht, bitte.

„Azra?", vier fragende Gesichter blickten zu mir.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt