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Ich blickte ihm nur  in die Augen. „Ich werde dir das alles nicht ausreden! Du hast Recht, so recht. Ich kann dir dein Schmerz nicht nehmen, aber bei dir sein! Deswegen lass es zu! Du bist nicht alleine. Tamam mi Savas?", fragte ich. Er nickte. Ich startete das Motor und fuhr los.
Vor dem Haus parkte ich. Savas und ich stiegen aus. Reyhan Teyze stand schon vor der Tür und begrüßte uns. „Savaş oğlum", wisperte sie. Ich sah wie sich seine Augen füllten. Sie hatten sich seit dem Krankenhaus Aufenthalt nicht mehr gesehen.
„Kommt rein", sagte sie.
„Nasılsın güzel kızım?", fragte sie mich liebevoll, weswegen ich lächelte. (Wie geht es dir, meine schöne Tochter)
Die Scheidung hatte ihr so gut getan. „Iyim Reyhan Anne. Koray nerede?" (Mir geht es gut. Wo ist Koray?)
„Auf seinem Zimmer" Ich nickte. „Kann ich zu ihm hoch" Sie sah mich mit großen Augen an. „Klar! Was ist das für eine Frage" Ich sah wie Savas belustigt seinen Kopf schüttelte.
„Willst du mit?", fragte ich ihn. Er schüttelte sein Kopf. „Biz Savaşla yemek yaparız şimdi" (Wir würden jetzt mit Savas kochen) „Viel Spaß" ich lief aus der Küche raus. Danach lief ich die Treppen hoch.
Vor seinem Zimmer blieb ich stehen und klopfte. Als ich nichts hörte betrat ich es einfach. Er schlief. Lächelnd ging ich auf sein Bett zu.
Ich legte meine Hand auf sein Gesicht und spürte die Gänsehaut.
Als ich meine Hand wegnehmen wollte, griff er sanft nach ihr. „Nefes?", er sah mich lächelnd an. Danach zog er mich zu sich. „Wenn du weiter schlafen möchtest? Kann ich runter", „Uyku ne ki senin yaninda?" (Was ist denn Schlaf schon im Gegensatz zu dir?)
„Koray?", ich blickte zu ihm. „Nefes?" Seine braunen Augen blickten in meine. „Ich liebe dich. Bitte vergiss das nicht!", plapperte ich darauf los. Koray zog sich seine Augenbrauen zusammen. „Ne oldu?" (Was ist passiert) „Ich kann es dir nicht immer zeigen! Das ist alles. Nicht dass ich es irgendwann bereue. Ich liebe dich. Okay" „Okay", nickte er. „Idiot!" Ich haute ihm auf die Schulter. „Nefes deine Schläge fühlen sich an wie ein kleiner Stups, kendini yorma."
„Du bist so nervig!" Ich lachte. Er lächelte ebenfalls und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Ich liebe dich auch, sevgilim. Ich liebe dich auch."
Er küsste mich auf die Schläfe und verweilte dort eine Weile.
Nach dem wir uns lösten blickten wir uns weiter in die Augen. „Savas soll seinen Schmerz aus leben, Koray. Wir werden ihn daran nicht hindern!" „Wie hast du diesen Sturkopf denn nur überreden können?", fragte er mich. Ich zuckte nur mit meiner Schulter.
„Fragt sein Vater nicht nach ihm?", fragte ich. Koray sah mich an. „Doch, er ruft mich in der Woche fast immer an und fragt nach ihm. Er macht sich Sorgen" Ich seufzte. „Vielleicht klären wir das auch mal, demnächst" Korays Augenbrauen zogen sich zusammen. „Vielleicht überlassen wir das ihnen", seufzte er. Doch ich hatte es in mein Kopf gesetzt.
„Wo ist Duygu?", ich stand auf und sah aus dem Fenster. „Fragst du das noch?" Bei Burak. „Wieso meidest du Burak?", seine Frage ließ mich wundern. „Warum fällt dir immer alles auf? Wieso?" Er stand ebenfalls auf. „Du bist meine Verlobte. Wer soll dich denn sonst so gut kennen?" Er hielt mich an der Hand. „Ich kann neben Burak nicht meine Trauer ausleben. Nicht das machen, was ich für richtig halte. Er findet, dass ich nach dem Tod meiner Eltern in diesem Punkt kaltblütiger sein sollte. Was doch nur ein Schwachsinn ist! Jeder Tod wird mir hier schmerzen!" Dabei zeigte ich auf mein Herz.

„Burak zeigt es nur nicht. Er lebt sein Schmerz in sich.", sagte Koray. „Ich weiß und das ist es ja. Er quält sich selber damit. Guck mal Duygu an. Hast du sie die letzte Zeit über ihre Probleme sprechen gehört?", fragte ich. „Nefes, Burak tut ihr sehr gut. Duygu ist nicht mehr das labile verwöhntes Mädchen, sondern eine Reife und selbstbewusste Frau. Ich habe es nie geschafft."

Ich sagte dazu nichts. „Lass uns runter", sagte ich.
Von unten hörte ich schon die Stimmen von Duygu und Yagmur.
Yagmur saß neben Savas und versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen.
„Duygu kann doch bei dir bleiben heute Nacht", sagte Reyhan Teyze. Yagmur schüttelte verweigernd ihren Kopf. „Niemals!" „Abla!" „Sie ist so faul. Wenn Yasar weint, rührt sie sich nicht vom Fleck. Burak hat es echt schwer." zum Schluss kicherte sie. Ich blickte zu Savas. Er hörte ihr zu, das reichte aus.
Es würde besser werden.
„Warum bleibst du nicht hier?", fragte Koray. „Was ist mit Yaman Abi?", fragte ich. „Er ist auf Geschäftsreise.", beantwortete sie meine Frage. „Nefes du hast sehr abgenommen", äußerte sie sich. Das war mir gar nicht aufgefallen.
Als ich zu Koray blickte, sah ich seine Blicke auf mir. Er stimmte ihr zu.
„Das Essen ist fertig, Mädels hilft mir, dann decken wir den Tisch" Duygu und ich standen auf. „Abla bist du kein Mädchen?", fragte Koray. „Uf Koray, bi sus" (Sei leise)
In der Küche angekommen blickte ich zu Duygu. „Was ist los?", fragte ich sie. Sie lächelte. „Nichts alles gut", log sie. Reyhan Teyze seufzte. „Erzähl es ihr doch einfach." Ich merkte, wie sie ihre Distanz zu Savas hielt. „Bis Yeliz gestorben war, hatte ich doch nichts mehr mit ihr zu tun. Ich fand es sogar gut, dass Savas sie vergessen wollte. Ich hatte Yeliz ebenfalls aus meinem Leben verbannt. Ich weiß nicht. Ich fühle mich gerade nicht gut damit." „Olan olmus Duygum. Du musst nach vorne schauen. Jede Entscheidung hat seinen Grund. Mach dir keinen Kopf, ja? Ich glaube nicht, dass dir das Yeliz jemals übel genommen hat. Sie selber hat sich von uns entfernt. Deswegen. Üzme kendini." (Mach dich nicht traurig)
Sie umarmte mich. „Siehst du Selin oft?" Sie schüttelte ihren Kopf. „Dafür aber Ada." Sie lächelte. „Burak will nicht, dass ich mit Selin in Kontakt komme" „Macht er auch gut", sagte Reyhan. „Diese Selin, soll dir fern bleiben", danach ging sie ins Wohnzimmer.
Wir brachten die unzähligen Teller ins Wohnzimmer wo der Esstisch stand. Sie hatte so viel gekocht! Alles war da.
„Du hast dir so viele Mühe gegeben, ellerine Saglik. (Danke für deine Mühe) Reyhan Anne lächelte. Ich sah zu Savas, der nur am Essen stocherte.
Als er merkte, dass ich zu ihm blickte, aß er. Er wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte.
Koray beobachtete uns dabei.
„Nefes was hast du für ein Sternzeichen?", fragte Yagmur. Ich lachte über die Fragen. „Bozmus kafayi evde otura otura" (Sie hat ihr Verstand verloren, seit dem sie nur zuhause sitzt)
„Hey das stimmt gar nicht! Ich hatte viel Zeit für Astrologie!" Sie sah gespannt zu mir. „Widder", sie dachte nach „Koray ist Stier. Deswegen passt ihr auch so gut zusammen!" Koray schüttelte nur ihren Kopf. „Widder werden durch ihr Stier ruhiger, stimmt das?" Ich wurde leicht rot. „Aber ja es stimmt.", lächelte ich. „Jetzt kommen wir zu dir", Sie sah zu Duygu. „Du bist?", fragte sie. „Wenn Koray Stier ist und wir zufällig Zwillinge??" Ich lachte. „Du bist so verpeilt", Reyhan Teyze schüttelte ihren Kopf. „Was ist denn Burak vom Sternzeichen?" „Krebs", sagten wir beide.
„Krebse sind schon sehr anstrengend.", wir beide nickten.
So redeten wir über verschiedene Dinge. Savas hielt sich leider nur zurück.
Ich merkte, dass er unruhig wurde. Ich glaube sein Körper hatte sich so sehr an das Alkohol gewöhnt. Koray fing mein Blick. Er zuckte mit seinen Schultern. Er tippte etwas auf seinen Handy. Dann klingelte mein Handy. „Etwas trinken gehen?", fragte er. Ich wollte es ungerne! Er sollte sich abgewöhnen. Doch es war leicht gesagt als getan. Weswegen ich „Okay" schrieb. Neben uns konnte ihm wenigstens nicht passieren. Wir würden für ihn da sein.
Savas und Koray gingen schon vor. „Duygu möchtest du mit kommen?" Sie schüttelte ihren Kopf. „Duygu!" Sie lächelte. „Ihr schafft das schon, ohne mich" Ich nickte und verließ das Haus.
Savas begutachtete mich. „Was hat Duygu?", ich zuckte mit meiner Schulter.
Koray saß sich ans Steuer. „Du kannst gerne nach vorne", sagte Savas zu mir. Ich schüttelte mein Kopf. „Nein, setzt dich ruhig", ich setzte mich nach hinten hin.
„Wo hin fahren wir?", vor der Bar hielt Koray an und beantwortete ihn so mit die Frage. Savas drehte sich zu mir. „Und du hast das zugelassen?", er blickte verständnislos zu mir. „Mit einer Vereinbarung.", er sah zu mir und Koray grinste. „Das ist das letzte mal, dass du trinkst! Das letzte Mal! Danach wirst du dein Schmerz anders ausleben!", wir stiegen aus dem Auto. „Ich werde nicht neben Nefes trinken", er schüttelte sein Kopf. An der Theke bestellte er uns allen dreien einen Red Bull. Koray ging kurz auf die Toilette. „Bleib bei mir. Guck nirgends hin", sagte Savas. Ich lachte. Doch mein Lachen verging, als ich den Jungen aus der Uni sah.
„Oh, du bist auch da?", er war leicht angetrunken und sah mich an. Savas schaute verständnislos zu mir.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt