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„Kannst du bitte gleich zum Abendessen kommen ? Yeliz kommt gleich", sah mich Yasemin Abla flehend an. Wie konnte man diesen grünen Augen etwas abschlagen? Sie war eine Mutter. Ich liebte es wenn sie mich mit ihrer mütterliche Liebe besorgte. Ich wusste, dass sie mich als Tochter sah.
Sie ähnelte meiner Mutter wie vom Aussehen und wie vom Charakter.
Ich nickte. Ihr etwas abschlagen konnte ich nicht. „Klar", sagte ich. Sie lächelte. „Danke Nefes, danke.." „Ich komme gleich sofort ja?", sie nickte. „Die Tür ist offen." Zurück in meiner Wohnung schaltete ich mein Fernseher aus und schloss die Fenster. Es würde gleich anfangen zu regnen.
Ich warf ein Blick auf mein Handy. Sinem hatte mir geschrieben, sie erwartete mich dieses Wochenende. Sie wollte mit ihren Hochzeitsvorbereitungen beginnen. Ich würde ihre Mutter, die in diesem Fall „meine Tante" war begegnen.
Ich wusste wie unerwünscht ich war, doch Sinem wollte mich neben ihr haben.
Danach legte ich mein Handy weg und ging rüber zu Yasemin Abla.
Da die Tür offen war schloss ich diese hinter mir.
„Ist Yeliz noch nicht da?", fragte ich. „Nein ist sie nicht", sagte Erdinc. Überrascht blickte ich zu ihm.
„Was läuft zwischen dir und Yilmazer?", fragte er. „Er heißt Koray, und was geht dich das an?", fragte ich.
„Du wohnst alleine, hast ein Freund der oft bei dir auftaucht. Was wohl deine Eltern dazu sagen. Ich bin mir sicher, sie wissen nichts, was ihre ach so unschuldige Tochter macht."
Mit einem mal füllte sich mein Inneres mit Wut und Zorn. So holte ich mit meiner rechten Hand eine raus und gab ihm eine Backpfeife.
Ich zitterte vor Wut. „Erdinc!", rief Yasemin Abla.
Meine Augen füllten sich mit Tränen, doch ich hielt sie auf. „Wie kannst du  Yasemin Ablas Sohn sein, aber so wenig Ehre besitzen?", fragte ich und merkte wie er sich anspannte.
„Was wir alle über dich denken weißt du ja, aber wag es nicht noch mal mich in den Dreck zu ziehen!", sagte ich ruhig, zu ruhig. Seine linke Wange war angeschwollen. Zu Recht er hätte noch eine verdient!
Ich ging mit schnellen Schritten in die Küche.
„Nicht weinen Nefes.", ermahnte ich mein Inneres.
Ihre spürte eine weiche Hand auf meiner Schulter. „Mein Sohn war nicht so, ich erkenne ihn nicht wieder. Es tut mir leid Nefes, wenn du möchtest geh zurück in deine Wohnung" Ich schüttelte mein Kopf. Ich würde doch nur Schwäche zeigen, doch dafür war ich viel zu stolz. Außerdem hatte ich ihn geschlagen. Ob ich es bereute? Jetzt bestimmt nicht, aber wenn ich im laufe des Abends nachdenken würde dann bestimmt ja.
Wir hörten wie die Tür aufging, es war Yeliz. Ich lief auf sie zu und umarmte sie. Sie sah viel besser aus als ich sie das letzte Mal gesehen hatte.
„Yelizim", sagte ich. Sie lächelte und blickte zu ihrer Mutter und lief auf sie zu. „Annem.", sagte sie.
Ich deckte schon mal den Tisch. Erdinc sah den beiden nur zu. Zu gern wüsste ich an was dieser Idiot dachte.
Sie ignorierte seine Anwesenheit und redete nur mit uns.
Yeliz sah mich an. „Nefes geht es dir gut?" Ich nickte.
„Bald sind Semesterferien, was wollt ihr machen?", fragte Yasemin Abla. „Ich muss zurück nach Bremen, meiner Cousine für ihre Vorbereitungen helfen.", sagte ich.
Yasemin Abla nickte. Erdinc nahm sein Teller und stand auf. Anscheinend kam er mit der Situation, wie er ausgeblendet wird nicht zurecht. Zu recht!
Ich war so wütend auf ihn. Wieso brachte man solche Worte raus und mischte die Eltern mit ein?
Er war doch die Person, die seine Familie allein gelassen hatte.
Yasemin Abla sah mich liebevoll an, sie wusste, dass es mir nicht gut ging.
Nach dem Abendessen schauten wir uns eine Serie an.
Yeliz packte ihr Handy weg als ich zu ihr blickte. Da mein Handy in meiner Wohnung war, konnte ich nicht schauen ob er mir geschrieben hatte.
Gegen spät abends ging ich rüber in meine Wohnung.
Als ich auf mein Display blickte, sah ich dass Koray geschrieben hatte. Sogar oftmals versuchte mich zu erreichen.
Ich rief ihn sofort an. „Sevgilim", ging er ran. Ich schloss gefühlvoll meine Augen. „Ich war bei Yeliz, ich habe mein Handy hier gelassen.", sagte ich. „Was hast du", fragte er, weswegen ich erschrocken auf sah. „Nichts", sagte ich überzeugend, doch er kaufte es mir nicht ab.
Doch wie stur ich war, stritt ich ab. Da er ebenfalls kein Streit wollte, wechselte er das Thema. Ich konnte Koray das niemals erzählen. Er war so wieso allergisch auf Erdinc.
Wir redeten über seine Pläne für die Semesterferien.
„Ich werde in die Türkei fliegen. Für zwei Wochen.", sagte er. Stille. „Es wird dir bestimmt gut tun.", sagte ich. „Gemeinsam mit Duygu.", sprach er weiter.
„Ich würde sagen komm mit, aber verbring du auch deine Zeit mit deiner Familie." Meiner Familie? Ich hatte nur noch zwei Menschen, die ich zur Familie zählte. Sinem und mein Bruder.. und noch Esma Sultan.
„Wann ist euer Flieger?" Ich vermisste ihn jetzt schon. Obwohl er noch in der gleichen Stadt war.
„Heute Nacht", sagte er. „Und du sagst es mir erst jetzt?", fragte ich. „Nefes, die Tickets habe ich erst eben gebucht.", sagte er.
„Es ist etwas passiert!", sagte ich. „Dein Vater?", Stille.
„Ich muss hier weg, Nefesim. Ich kann das nicht mehr standhalten." Ich bekam eine Gänsehaut und spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten.
„Dann fahre ich euch zum Flughafen", sagte ich. „Nein, es ist spät. Wie willst du zurück?", fragte er.
„Stellst du gerade meine Fahrkünste in Frage?", fragte ich und hörte wie er lachte.
„Tamam", sagte er weswegen ich zufrieden grinste.
Lächelnd sah ich aus dem Fenster. „Ich wünschte ich könnte mit kommen", sagte ich.
„Glaub mir irgendwann da werden wir alle zusammen fliegen.", sagte er.
„Wann ungefähr muss ich euch abholen?", fragte ich. „Wir müssen zwei Stunden vorher da sein", dachte er nach. „Ich glaube gegen 12 muss Du uns abholen."
„Kann ich früher kommen?", fragte ich. „Was ist das für eine Frage?" Ich nickte, obwohl er es nicht sah.
„Ich mache mich dann fertig, und fahre los", sagte ich.
„Tamam sevgilim", lächelnd legte ich auf. Sogar unser Gespräch brachte mein Herz zum schlagen.
Ich zog mir meinen Mantel drüber und schlüpfte in meine Boots.
Ich klingelte bei Yasemin Abla.
Als sie mir die Tür öffnete sah sie mich fragend an. „Abla, ich wollte Bescheid sagen, dass ich zu Koray fahre.", Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. „Bu saate?", fragte sie. (Um diese Uhrzeit)
„Duygu und Koray fliegen heute Nacht in die Türkei. Ich werde sie zum Flughafen fahren." Sie nickte. „Ich würde ja sagen, Yeliz soll mitkommen. Aber sie ist eingeschlafen", ich schüttelte mein Kopf. „Alles gut Ablam", sagte ich. Ich winkte ihr noch ein Mal zu bevor ich das Apartment verließ.
Ich stieg in mein Wagen und fuhr los.
Lächelnd dachte ich an die Zeit mit Koray.
Vor dem großen Einfamilienhaus parkte ich und stieg aus.
Als ich klingelte öffnete Duygu mir die Tür.
„Nefes", umarmte sie mich.
„Wie geht es eigentlich Meryem?", fragte ich. Sie atmete laut ein. „Sie sollte erst in eine Klinik für Suizid und Drogenabhängige, aber die Mama wollte das nicht. Sie nimmt Zuhause eine Therapie.", sagte sie. „Wir dürfen sie nicht so oft besuchen. Da wir sie an Savas erinnern können.", sie zuckte mit ihren Schultern. „Obwohl ich mich richtig schuldig fühle, jetzt in die Türkei zu fliegen. Obwohl es ihr so schlecht geht, aber Koray möchte ich nicht alleine lassen.", sagte Duygu.
Wir gingen ins Wohnzimmer wo sich die Eltern befanden. Reyhan Teyze begrüßte mich freundlich.
Doch der Vater schien sehr distanziert zu sein.
Als Koray ins Wohnzimmer kam sah er mich lächelnd an. Reyhan Teyze sah zu uns.
Duygu und ich gingen in die Küche und kochten Kaffee für alle.
Duygu ging mit dem Tablett ins Wohnzimmer und ich folgte ihr.
„Wie geht es deinen Bruder Nefescim?" Ich blickte verwirrt zu ihr. „Ihm geht es gut", sagte ich.
Sie nickte lächelnd weswegen mein Blick zu Duygu wanderte.
Koray saß neben Duygu und schaute auf sein Handy.
„Duygu du wolltest mir doch was zeigen", sagte ich. Sie sah mich erst fragend an, doch verstand im Nachhinein was ich wollte.
Sie stand auf und gemeinsam gingen wir auf ihr Zimmer.
Sie sah mich aufgeregt an. „Ich weiß nicht wie ich das sagen soll", ich seufze. „Bist du mit meinem Bruder zusammen?", fragte ich. Sie sah mich schockiert an. „Woher weißt du das? Ja sind wir." Ich sah sie lange an. „Bist du dir sicher?", fragte ich ruhig.
Sie verstand meine Frage nicht. „Meinst du sicher wegen ihm, ob er mich zurück lässt?" Ich schüttelte mein Kopf.
„Nein nicht das... Wenn das deine Eltern mitkriegen.. Koray erst. Duygu ihr werdet es ganz schwer haben." Sie zuckte mit ihren Schultern. „Haben wir schon seit Tag eins Nefes.." Ich nickte lächelnd. „Bist du glücklich?", fragte sie. Sie nickte. „Ich habe ihn wochenlang ignoriert, weil ich mir sicher sein wollte, dass er nie wieder ein Rückzieher mehr macht. Er liebt mich.", lächelte sie und sah mich verträumt an.
Es klopfte an der Tür und ich schreckte direkt auf.
„Sevgilim?", kam er rein. Weswegen ich rot wurde. Duygu kicherte.
„Ich gehe mal runter", sagte Duygu grinsend.
Er kam mir näher und streichelte mein Gesicht. „Du weißt, dass ich dich Liebe oder?" Ich nickte. „Ich möchte, dass du mir nichts verheimlichst Nefes."

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt