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Ich konnte dieses Brennen auf meiner Seele, in meinem Herzen nicht beschreiben, nicht begründen. Schnell brach ich den Blickkontakt mit ihn ab und sah durch die Flur. Die Mutter von Meryem sah seufzend zu Koray. Er sagte nichts, das störte mich so sehr.

„Ich gehe dann mal.", sagte ich und nickte Amine Teyze zu, der Mutter von Meryem zu.
Ich spürte die Blicke von Koray auf meinen Rücken. Doch es war mir egal.
Mit schnellen Schritten ging ich aus dem Krankenhaus.
Als wäre alles abgesprochen fing es an zu regnen. Da ich nicht mit meinem Auto war, suchte ich zischend die Bushaltestelle auf.
Ich liebte den Regen, doch jetzt machte es mir zu Schaffen, da die Unwissenheit meine Last auf meinem Herzen erschwerte. Hatte er in der Vergangenheit Gefühle gegenüber Meryem? Ich spürte wie die Eifersucht mich zerfraß. Das war das erste mal, dass sich die Gefühle und all die Emotionen wie auf einen Schlag mir gezeigt wurde. Wie im Film. Ich realisierte all das erst jetzt.

„Nefes!" Seine Stimme sorgte für eine Gänsehaut.

Ich blieb mit einem mal stehen, doch als ich die Schritte hörte lief ich weiter.

„Nefes warte doch!"
Er hielt mich an meinem Arm, weswegen ich ihn genervt ansah. Was wollte er mir sagen?

„Musst du nicht bei Meryem sein?", fragte ich. Ich hatte keine Lust mehr auf Spielchen! Sah er nicht wie viel er mir bedeutete Wusste er nicht, dass mein Herz in seiner Anwesenheit schneller schlug?
Ich war müde um einen klaren Gedanken zu Fassen.

„Musste ich! Aber ich bin hier!" Ich zog meine Augenbrauen zusammen.

„Ach ich halte dich also auf? Bitte lass dich nicht aufhalten!"

„Nefes hör auf damit, wieso baust du wieder deine Mauern!?"
An seiner Stimme merkte ich wie unruhig er wurde. Er war kurz davor seine Geduld zu verlieren und auszurasten, das spürte ich. Ich schüttelte nur mein Kopf.
Als ich ihn ansah konnte ich ihm nicht mal sauer sein. Ich merkte wie schwach mein Herz wurde.
Meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Nefes..."
Ich schüttelte mein Kopf. Er sah mich fassungslos an. Ich wischte meine Tränen weg, und lächelte. Mein Lächeln war so falsch.
„Geh du zu Meryem." 
Ich drehte mich das letzte mal um und wollte gehen.
„Nefes es reicht! Immer haust du ab! Du drehst mir immer deinen Rücken! Es reicht verdammt!", schrie er. Mein Körper zitterte. Seine Wut machte es mir zum Verhängnis. Denn ich kannte ihn nicht so.
Ohne darüber weiter nachzudenken, ging ich weiter. Meine Schritte wurden immer schneller. Ich hörte wie Koray zischte. „Nefes!" Er hielt mich wieder am Arm. Sein Gesicht war so nah an meinem.
Eine Haarsträhne fiel mir aufs Gesicht. Er hob seine wunderschönen Finger und fasste mir ans Gesicht um die Strähne zu entfernen.

„Bunu bize yapma" (Tu uns das nicht an)

„Was mache ich denn?", fragte ich. Koray lachte aus Wut. Aus Verzweiflung. Es regnete viel mehr als vor ein paar Minuten. Wir waren schon sehr nass, doch es war uns egal. Wir brannten trotzdem.
„Du hörst mir nicht mal zu! Deine Impulsivität sorgt für Missverständnisse!" Ich sah ihn an. „Ach ja, also hast du Meryem nie geliebt?!" Koray sah mich kopfschüttelnd an. „Nein habe ich nicht! Ich kann die sogar sagen wieso Amine Teyze so etwas gesagt hat!" Ich sah ihn gespannt an. „Du hast mich nicht gefragt, also sage ich es dir nicht" „Wieso hat sie so etwas gesagt Koray?" Ich biss auf meine Lippe. Ich wurde immer ungeduldiger. Ihn machte es Spaß mich so zu nerven.
„Für sie gab es keinen besseren als mich für Meryem. Da ich sie immer beschützten wollte. Meine Mutter und Amine Teyze kennen sich schon lange, es war auch der Wunsch meiner Mutter dass sie irgendwann mal ihre Schwiegertochter wird."
Sein Gesagtes machte mich nur noch trauriger.
„Doch ich hatte niemals Gefühle für sie, mein Herz hat noch nie für eine Frau so schnell geschlagen, wie jetzt." Mein Herz schlug mir so schnell gegen die Brust, so dass ich Angst bekam. Angst, dass er es hören konnte.
„Wenn du nur wüsstest wie schwer es war gegen deine Mauern anzukämpfen, gegen so ein Sturkopf wie du.", lachte er und seine Augen glänzten.
„Es war bestimmt ermüdend gegen meine Mauern  anzukämpfen..", schuldbewusst sah ich ihn an. Seine Augenfarbe war heller als sonst.
Er schüttelte sein Kopf. „Ich verstehe deine Ängste. Du hast vieles erlebt, deine Eltern verloren. Keiner kann dir etwas vorwerfen, nicht mal du selbst. Wenn du dich aus meiner Sicht betrachten würdest..." Er schüttelte sein Kopf. „Du Verdienst das beste...", sagte er. „Ich kann mir an deiner Seite niemand besseres als mich vorstellen." Er schmunzelte. Ich konnte es auch nicht Koray.
„Ach wieso das?", fragte ich schelmisch grinsend.
„Dies musst du dir selbst beantworten Frau Şahin"
„Ach so" Er nickte. „Du hast dieser verdorbenen Seele so gut getan.", wollte ich sagen. Doch konnte ich nicht. Ich war so überglücklich. Ich hatte auch Angst. Angst vor Verlusten. In meinem Leben hatte ich viel verloren, viele Menschen die ich geliebt habe.
„Danke dass du in jeder aussichtslosen Situation neben mir warst Koray. Du warst immer so selbstlos neben mir. Hast dich immer um mich gekümmert. Ich habe am Anfang angekämpft, doch irgendwann konnte ich dem nicht mehr standhalten. Verlorene Seelen sind füreinander.", sagte ich.
Verlorene Seelen, Koray und ich.
Ich habe nie nach Dir Gesucht, doch du bist das was ich immer gebraucht habe.
„Gemeinsam sind wir nicht mehr verloren." wisperte er. Er kam mir einen Schritt näher. Tief blickte er mir in meine Augen. „Ich sehe diese Angst in deinen Augen, doch ich verspreche dir, dass ich nicht eine Sekunde aus deiner Seite weichen werde."  Nach seinen wundervollen Wörter gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Lippen hafteten an meiner Schläfe und ich hielt meinen Atem an. Es sollte nie aufhören. Es sollte nie enden.
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Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt