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Ich öffnete meine Augen. Die Sonnenstrahlen erhellten den ganzen Raum. Als ich neben mir nach Duygu schaute, war ihre Betthälfte leer. Ich stand auf, sah kurz auf mein Handy und legte es wieder weg.
Im Wohnzimmer angekommen, saßen Duygu und mein Bruder voreinander und schwiegen sich an. In der Hand hielten sie sich ihre Tassen. „Guten Morgen", sagte ich. Mein Bruder sah mich liebevoll an. „Endlich stehst du auch mal auf", sagte er und Ich verdrehte meine Augen.
„Nefes können wir bitte jetzt fahren?", Ihre Stimme klang ungeduldig. Ich nickte sofort. „Erst mal solltet ihr was Essen. Du hast gestern auch nichts gegessen", sagte mein Bruder und ich stimmte dem zu. Ich ging in die Küche und machte Toastbrote. Danach tat ich die Brote auf ein Teller und stellte sie auf den Tisch. „danach kannst du deine Tabletten nehmen. Danach können wir los fahren", sagte ich.
Mein Bruder stand auf. „Ich wollte mir dir reden, aber ich komme die Woche wieder vorbei. Dies kann warten.", sagte er und umarmte mich. „Abim, wenn du willst können wir jetzt reden?" Er schüttelte lächelnd sein Kopf.
„Nein Nefesim. Ich komme die Tage wieder.", sagte er. Er küsste meine Wange winkte Duygu kurz zu und verschwand. Als Duygu ihre Brote gegessen und ihre Tabletten genommen hatte, zogen wir uns an. „Geht es dir besser?" Sie nickte. „Savas hat mir geschrieben, Koray ist wach", sagte sie und ich entdeckte das Strahlen in ihrer Augen.
..
Im Krankenhaus angekommen, war keiner vor der Tür. Alle waren Anscheinend drinnen. Ich wollte draußen warten. Duygu sah mich fragend an. „Komm?" „Geh du, ich warte hier." Sie schüttelte ihren Kopf und zog mich mit ins Zimmer.
Reyhan Teyze strahlte über beide Ohren, während Savas sich mit Nihat Amca unterhielt. Koray sah durch das Fenster. Als er Duygu und mich sah, blieb sein Blick bei mir stehen.
„Koray", sagte Duygu und umarmte ihn. Sie fing an zu Weinen. „Bizi okadar korkuttun ki, esek!" (Du hast und so erschreckt, du Esel!) Koray lächelte leicht, doch dieses Lächeln war kein echtes. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir bemerkbar. „Anne ich will hier raus", hörte ich seine standhafte Stimme. Obwohl er erst seit eben wach war.
Reyhan Teyze sah ihn mit großen Augen an. „Das geht nicht, du musst noch ein paar Tage hier bleiben." Koray schüttelte seinen Kopf. „Ich will jetzt raus." Nihat Amca diskutierte gar nicht und die beiden gingen raus um mit dem Arzt zu sprechen.
Savas Handy klingelte, weswegen er den Raum verließ. „Ich muss mal auf Toilette.", waren wir auf einmal alleine.
Ich traute mich nicht ihm ins Gesicht zu gucken. Denn die Wunden und Kratzer waren mir nicht gleichgültig.
„Wie geht es dir?", fragte ich. „Gut und Dir?", antwortete er europäisch.
„Koray du hast deiner Familie so Angst gemacht. İçine ata ata maf etme kendini" (Zerstöre dich nicht in dem du alles in dich hineinfrisst) Ich legte meine Hand kurz auf seine. „Nefes ich verstehe dich nicht. Das was passiert ist sollte Dir gleichgültig sein", entgegnete er mir stur. Ich sah ihn an. „Ach ja? Deswegen wolltest du mir immer beistehen? Da war es dir doch auch nicht gleichgültig.", sagte ich ruhig. Er nickte. „Weil du mir nicht gleichgültig warst, aber jetzt-", stoppte er und diese Worte brachen mein Herz. „Aber jetzt habe ich alles vermasselt?", brach ich lachend raus. „Ich habe keine Kraft. Ich bin fertig. Du wolltest meine Hand nicht und jetzt reiche ich sie Dir auch nicht mehr." Ich setzte mich auf die Bettkante und sah in seine grünen Augen. „Ich reiche Dir aber meine Hand. Nimmst du sie an? Oder willst du wie ich einen Fehler nach dem anderen begehen? Ich wünschte ich könnte die Zeit umändern, aber es geht nicht."

„Hast du Mitleid?", sah er mich an. „Was für Mitleid? Ich bin doch in derselben Lage wie du." Ich fand keine Worte. „Du bist mir so ähnlich.", sagte Koray. „Als ich dich das erste mal in der Uni, in der Bib gesehen habe wusste ich, dass dein Inneres verloren war. Wie meins.", seine Stimme wurde dem Ende immer leiser.
„Wie siehst du Sachen die andere nie wahrgenommen haben?", fragte ich. Er lächelte. „Tja ich bin halt gut", lachte er. Reyhan Teyze betrat das Zimmer und sah uns überraschend an. „Du darfst raus, oglum" Sie küsste ihren Sohn auf den Kopf, was mir einen Schlag in die Magengrube verpasste. Ich vermisste meine Eltern so sehr. „Ich gehe dann mal zu den anderen." Mein Schmerz war meiner Stimme verfallen, weswegen mich Koray bewusst ansah.
Die anderen erledigten den Papierkram und Duygu rief bei sich an. „Wir kommen gleich Nach Hause. Korays Zimmer soll fertig sein." als sie auflegte umarmte sie mich. „Du bist ein Engel Danke. Für alles." Ich erwiderte ihre Umarmung. Koray kam fertig angezogen aus dem Zimmer. Als er uns umarmen sah, lächelte er. Seine Augen sprachen Bände. Dass es ihm nicht so gut ging, so wie er es immer jeden vormachte. Nur jetzt wussten alle, dass es eine Maske war.
„Nefes, kizim komm du auch mit uns. Wir essen dann alle gemeinsam." Als ich abschlagen wollte, sah ich ihre strengen Blicke. Ich nickte lächelnd. Savas kam von der Seite. „Schreib mal bitte Yeliz, dass wir jetzt aus dem Krankenhaus raus gehen. Nicht dass sie ohne Sinn hier hin kommt." Er dachte wirklich nur an sie. Du musst was für die beiden machen.", sagte eine Stimme in mir.
Savas, Duygu und ich fuhren mit Savas. Und Koray mit seinen Eltern. „Wir müssen noch deinen Auto aus der Uni holen", sagte er. „Ach nein, ich fahre am Dienstag mit der Bahn und fahre zurück mit dem Auto", lächelte ich. Ich war so glücklich. Das ich mit Koray normal reden konnte ohne dass er wie ausgewechselt war. Er hatte eine so schöne Persönlichkeit. Er spielte nie den Kind welches sauer war. Er spielte kein Verstecken und war immer so bewusst mit seiner Wortwahl. Dominant war er auch, dies hatte ich heute erfahren. Ich lächelte und sah aus dem Fenster raus. Savas sah mich fragend an und machte Handbewegungen. Das sollte so etwas heißen wie. „Was ist denn mit dir verkehrt" Ich lachte nur.
..
Vor dem großen Einfamilienhaus parkten wir uns stiegen aus. Die Mutter von Reyhan stützte Koray. „Hilf du mal ihm", sagte ich zu Savas. Die Mutter war schon zierlich und sie sollte sich nicht so anstrengen.
Nihat Amca sah mich fragend an. „Sen daha eve gitmedin mi?" (Bist du noch nicht Nach Hause?) Ich sah ihn überrumpelt an. „Sie isst mit uns Mittag, und wenn sie möchte bleibt sie heute auch hier", sagte die Mutter. Ich blickte dem Vater in die Augen und sah, dass ich ungewollt war.
Als wir alle drinnen waren, begaben wir uns in den Zimmer von Koray. Nihat Amca und Reyhan Teyze gingen schnell in die Küche.
Sein Zimmer war komplett in weiß gestrichen. Ein Ehebett wo gegenüber ein großes Plasma Fernsehen stand.
Links war sein Kleiderzimmer und rechts war ein Bad. Es war ein typisches Jungen Zimmer.
Er hatte in einer Ecke duzend Bücher. Als ich das Buch von Ali Lidar sah bekam ich eine Gänsehaut. Ich nahm es in die Hand. „İnsan, isteyip de olamadığı yere ait.", sagte er. (Der Mensch gehört dahin, wo er hin will und nicht hingehören kann.)
Als ich in seine Augen blickte und meinem Körper eine Gänsehaut durchfuhr verstand ich die ganze Welt nicht mehr. War es diese Textzeile vom Buch, die es mir so zu Schaffen machte oder seine Augen?

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt