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Genau als ich was sagen wollte, klingelte Korays Handy.

„Hallo Yelda Teyze.", ging er verwirrt ran. Ich beobachtete ihn. Seine Mimik wurde noch ernster und ich machte mir Sorgen. Es war was passiert. Wieso musste immer etwas schief laufen?

„Ich komme sofort!" Er legte sofort auf. Koray sah zu mir doch dann stand  er schnell auf. Aus seiner Tasche holte er Geld und legte es auf den Tisch.
„Wir müssen los, Nefes Hadi!", rief er und lief zum Auto.

„Koray was ist los?" Ich spürte die neugierigen Augenpaaren auf dem Parklatz.
Er ignorierte meine Frage und wir stiegen ins Auto.
Die Strecke die normalerweise eine Stunde dauerte, dauerte dieses Mal eine halbe Stunde.
Koray war die ganze Zeit auf der Überholstrecke und sein Tacho war immer auf höchster Stufe. Ich hatte keine Angst neben ihm. Niemals. Doch ich

„Koray bitte beruhig dich..", sagte ich so sanft wie möglich.

„Nefes es reicht, lass mich.", rief er verzweifelt.

Ich sagte nichts mehr und schwieg. Ich wusste nicht was los war. Als wir in Berlin ankamen fuhr er ins Krankenhaus. Mein Herz schlug schneller. Was wenn seiner Mutter, oder seinem Vater etwas passiert wäre?

„Koray"

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Denn ich hatte so unfassbar Angst.
Koray sah zu mir. Er war selber überfordert mit der Situation.
Liebevoll wischte er mir meine Tränen weg.
Als wir an der Rezeption ankamen, sah uns die Krankenschwester an. „Zu wen wollten sie?", fragte sie nett. Genau zu wem wollten wir Koray?
„Meryem Tuna." Die Miene der Krankenschwester verfinsterte sich. Sie nickte betrübt. „4. Etage Raum 234 B" Koray nickte. Ich war total neben der Spur, weswegen er meine Hand in seine Hand nahm und mich mit zog.
„Koray was hat sie?" Er schüttelte sein Kopf.

„Nefes mir geht es gerade schlecht, ich weiß nicht wie ich ihr helfen kann. Meine Hände sind gebunden. Bitte frag mich nichts." Ich nickte betrübt. Er hatte Recht. Koray hatte ein so großes Herz.

Vor ihrem Zimmer standen wir. Meryem tat mir so leid. Ich spürte wie etwas in mir sich zusammenzog. Als ich sie so leblos liegen sah. Ihre Arme sahen schlimm aus, obwohl ihre Arme um einen Verband herum waren.
Sie schlief. Über was sie wohl träumte? Wie es ihr wohl ging, wenn sie aufstehen würde?
Mein Herz verkrampfte sich mit einem mal. Ich konnte schwer atmen.
Ich dachte ungewollt an Can, der meinetwegen sich sein Leben nahm. Er hatte sich ebenfalls die Adern aufgeschnitten. Ihm konnte man nicht mehr helfen, doch Meryem schon.
Koray stand vor ihrem Krankenbett und ich spürte innerlich wie schwer er es hatte, nicht zusammenzubrechen.
Als ich hörte wie er weinte, umarmte ich ihn.
„Ich kann es nicht fassen, wie konntest du nur Meryem?"
Seine Stimme kam so gedämpft. So schwach.
„Wie kann man nur so egoistisch sein Nefes? Wie." Seine tiefen Schluchzer raubten mir die Nerven.
Mit voller Kraft umarmte ich Koray. Meine dünnen Armen Schlingen sich um sein Oberkörper. So als Schütze ich ihm von all den bösen. Als wären meine zierlichen Arme sein Schutz.
„Ich hasse mich in diesem Moment dafür, dass ich Hass gegenüber meinen Bruder verspüre."

Als ich in seine Augen sah, spiegelte sich die Trauer, die Wut, die Enttäuschung und diversen anderen Emotionen die mir den Atem raubten.

„Schau sie dir mal an, ist es Wert sich wegen einem Menschen der sie nicht liebt das Leben zu nehmen? Ist das Leben ehrlich so einfach?!" Er wischte sich die Tränen weg und setzte sich auf den Boden. Ich setzte mich direkt zu ihm. Ich reichte ihm meine Hand, die er dankend annahm und streichelte.

Zwei Stunden saßen wir dort. Koray erzählte mir wie er mit Meryem aufwuchs.
Im Kindergarten hielten die beiden immer zusammen. Da Duygu immer von ihren Freundinnen ausgeschlossen wurde, nahmen Koray und Meryem sie zu sich und spielten immer mit ihr. Er erzählte wie sorgenlos sie waren.

„In der zehnten Klasse trennten sich ihre Eltern. Das war für sie sehr schlimm. Sie ließ niemanden an sich ran, außer Savas. Ab da ließ sie sich auf Savas ein. Vielleicht dachte sie, das Savas ihre Befreiung vom Verderben ist." Er zuckte mit seinen Schultern. „Ich hatte sie immer gewarnt. Savas war seinem Namen immer würdig. Er hat jeden verletzt, den er seine eigene Hand gereicht hat. Er selbst war immer verletzt. Meryem wollte nie auf mich oder Duygu hören. Seit ungefähr mehr als vier Jahren kämpft sie um ihn. Die alte Meryem ist verloren gegangen Nefes. Ich weiß nicht wie ich ihr helfen soll.." Seine Stimme kam so verzweifelt.

„Wir werden ihr gemeinsam helfen, ich verspreche es dir. Sie wird wieder die alte Meryem!" Ich war mir so sicher, fragt mich nicht was ich mir dachte. Doch insgeheim betete ich mit ganzen Herzen dafür, dass Gott ihr das verzeihen würde. Sie wollte sich umbringen, vielleicht wenn es eine Minute zu spät wäre würde Koray sich von ihrer Leiche verabschieden?
Wusste sie wie sehr sie den Menschen in ihrem Umfeld schaden würde?!
Ich schloss meine Augen, bis die Krankenschwester das Zimmer betrat.
Als sie uns auf dem Boden sah, lächelte sie verwundert, doch räusperte sich wieder.
„Dieser Brief war in ihrer Jackentasche, ich denke ein Abschiedsbrief.." Sie nuschelte, weswegen ich mit Mühe ihr zuhörte.

„Wie lange wird sie schlafen?", fragte Koray.

„Noch eine Weile." Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.

Savaş, sevdiğim. İki gözüm.
Bakmaya kıyamadığım Savaşım, neden böyle oldu?
Neden beni sevemedin? Ben seni dünyama sığdırmadım, o yüzden mi?
Savaş beni neden sevmedin? O siyah gözlerin bana hiç bir zaman aşkla bakmadı. Hiç bir zaman da bakmicak.
Yeliz'e nasıl baktığını görünce ben yaşayarak öldüm.
Sevebiliyormuşsun işte. Ben hep kendimi suçladım. Sen sevmedin, ama başka kimse de sevmesin istedim.
Ama sen beni unutsan da olur, bu yürek, bu budala kalp seni asla unutmacak Savaş... -Meryem."

("Savaş, mein Geliebter.
Wieso ist es so gekommen?
Wieso hast du mich nicht geliebt? Konnte ich dich nicht gut genug in mein Leben platzieren? Ist es deswegen?
Savas wieso hast du mich nicht geliebt?
Diese dunklen schwarzen Augen haben mich nie liebevoll, nie mit Liebe angesehen. Und es wird niemals geschehen.
Als ich gesehen habe wie du zu Yeliz geblickt hast, bin ich lebendig gestorben. Du kannst doch lieben.
Ich habe die Schuld immer in mich gesehen.
Du hast mich nicht geliebt, ich wollte auch nicht, dass es ein anderer tut.
Es ist auch okay, wenn du mich vergisst. Diese Seele, dieses dumme Herz wird dich niemals vergessen. - Meryem.

Mit einem mal verließ ich das Krankenzimmer und ließ meine Schluchzer raus.

„Nefes", hörte ich die Stimmen. Es waren Yeliz, Duygu und Savas.
Ich sah weinend in Savas Augen. Er sah mich verstört an.
Zitternd übergab ich ihm diesen Brief und ging mit schnellen Schritten aus dem Krankenhaus.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt