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Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich blickte auf das Bild und dann wieder zu ihm.

„Sie ist meinetwegen gestorben."
Ich blickte ihm in die Augen und sah, dass sie mit Tränen gefüllt waren. Es schmerzte. Ich konnte dieses Gefühl nicht beschreiben. Einerseits machte es mich glücklich, dass Savas sich gegenüber mir etwas öffnete. Doch andererseits verletzte es mich, denn ich sah wie er sich selbst hasste.
Alle die Savas kannten liebten ihn. Ich selber hatte Angst davor ihn ebenfalls zu lieben. Denn ich sah dass er nicht eine offene Zeitung ist oder ein offenes Buch. Savas war wie ein Rätsel. Von außen düster, kalt und emotionslos. Doch er ist alles andere als emotionslos.

Ich schüttelte verneinend meinen Kopf und lief auf ihn zu.
„Sie ist nicht wegen dir gestorben! Hör auf dir die Schuld zu geben", sagte ich leise. Er biss vor Schmerz seine Augen zusammen. „Deshalb hasst du dich so sehr. Diese Trauer und Wut in deinem Herzen lassen dich nicht atmen oder?" meine Stimme zitterte. Er redete mit mir darüber.

„Ich hasse mich, ja. Ich wünschte, Gott würde mir das Leben nehmen." Savas sei still!", schrie ich ihn an. „Du lebst, du musst leben! Seit fünf Jahren machst du dir das Leben zur Hölle. Yelizi geri getircek mi?" (bringt das Yeliz zurück?) Seine Tränen liefen über sein ganzes Gesicht. Er wirkte in dem Moment so schwach, so dass ich auf ihn lief. „Hayır, gelmicek, allah kahretsin" (Nein, sie wird nicht kommen)

Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn. Ich hörte wie er versuchte sein weinen zu unterdrücken. Erst erwiderte er die Umarmung nicht. „Agla Savas, dök icini, dök kendine olan nefretini" (Weine, Savas, lass es raus. Lass dein Hass zu dir endlich frei.)

Als ich seine Arme um mein Körper spürte, lächelte ich. Er blockte nicht ab, dieses Mal zeigte er mir nicht seine Mauern.
Ich streichelte vorsichtig seinen Rücken.
Nach einer Weile löste er sich von mir.

Genau in dem Moment betraten Koray und Nefes das Haus.
Beide sahen fragend in unsere Gesichter, doch sagten nichts.

„Ich muss los", mit diesen Worten ging Savas fort. Ich hatte ein mulmiges Gefühl.

Weder Koray noch Nefes konnten was sagen. Er war schon weg.

Seufzend setzte ich mich auf das Sofa und danach blickte ich zu Nefes und Koray auf. „Ihr wollt bestimmt schlafen, ich gehe mal nach Hause" Koray schüttelte sein Kopf. „Es ist schon spät. Bleib lieber hier Azra.", ich nickte. „Gute Nacht", somit verschwand Koray. Nefes stand vor mir und sah mich an.

„Ich werde dich nicht nerven, okay? Wenn du reden möchtest, ich bin hier." Ich sah sie lächelnd an.

„Du bist diese eine Freundin, die ich nie hatte", dies zauberte Nefes ein wunderschönes Lächeln.

„Die du aber jetzt hast", lächelte sie weiter und setzte sich zu mir. „Und werde es so lange wie es möglich ist auch sein.", sie atmete tief ein und aus. „Als ich nach Berlin kam, hatte ich nicht wirklich jemanden. Durch Yeliz und Duygu sah ich was richtige Freunde überhaupt waren. Ich habe meine ersten richtigen loyalen Freunde mit 22 kennengelernt. Ich hatte nie eine Hoffnung weißt du. Weder mit der Liebe, noch mit der Freundschaft", „Berlin hat dir gut getan", grinste ich. „Oh und wie.", ich lächelte.
„Ich hatte nur meine ältere Schwester Derya und meinen Bruder Aziz.", ich stoppte. Allein über die zu reden, tat mir nicht gut. „Sie waren für mich das beste Beispiel der Loyalität."
Nefes blickte mich lange an. „Die Ärztin im Krankenhaus?" Ich nickte.
„Azra, ich weiß nicht was genau zwischen euch vorgefallen ist. Doch Aziz geht es wirklich nicht gut. Er hat an dem Abend geweint." Ich zuckte mit meinen Schultern. „Es ist mir egal."
Sie wusste nicht genau, was sie mir angetan haben.

„Azra, rede mit mir" Ich schluckte. Ich blickte auf den Boden, obwohl ich nicht mal schuld hatte, sie sollten sich schämen.

„Genau vor einem Jahr war meine Hochzeit", Nefes schaute nicht geschockt an. „Kurz vor mein Standesamt habe ich Bilder gesehen... Volkan und meiner Schwester, Bilder auf denen mein Verlobter, mein Freund, mein Fels in der Brandung, so habe ich ihn genannt. Doch er hatte eine Affäre mit meiner Schwester, wäre es eine andere Frau würde es nicht mal ansatzweise mich verletzen."

Ich wischte meine Tränen weg. „Meine Eltern, mein Bruder.. Alle wussten davon, Nefes. Ich redete von Loyalität, von Familie." Ich lachte über meine Dummheit. „Jedes mal als ich mich mit Volkan stritt, lief ich zu meine Schwester. Ich erzählte ihr unsere Probleme! Obwohl sie die Jenige war die mit ihm ein Bett teilte.", „Sie hat ihn anscheinend immer geliebt. Sie hätte es mir sagen sollen, ich hätte mich von ihm getrennt."

„Ich weiß nicht was ich sagen soll", ich schüttelte mein Kopf. „Alles gut. Du musst nicht dazu sagen. Ich habe mit ihnen abgeschlossen."

Nefes umarmte mich. „Savas wusste davon oder?" Ich nickte. „Er hat es auch mitbekommen als ich mich mit Aziz gestritten hatte. Und auch die ganze Zeit wo er bei mir war." Sie sah mich vielsagend an „was ist das zwischen euch?" Ich schüttelte mein Kopf. „Nichts, es wird niemals ein „uns" geben Nefes"

„Warum bist du dir da so sicher?"

.....

In der Nacht schlief ich bei Nefes und Koray. Am Morgen weckte mich Ada und wir bereiteten gemeinsam das Frühstück vor. „Kannst du Savas anrufen, damit er auch kommt?", fragte Ada. Ich sah sie an. „Kann das nicht Nefes machen?" Sie schüttelte ihren Kopf. Seufzend übergab ich ihr mein Handy und wählte Savas Nummer.

„Hallo, Azra?", allein seine Stimme verursachte mir Gänsehaut. Hatte er nicht geschlafen? Ihm ging es nicht gut!

„Hallo, Savas. Ich bin's Ada"

„Ja, Ada. Ist Azra was passiert?", fragte Savas. „Nein, nein. Azra und ich bereiten gerade Frühstück vor. Kommst du bitte auch?"

„Nein, Ada ich habe zu tun" Ada nickte. „Okay, tschüss", sie legte auf und übergab mir das Handy.

Er hatte mir seine  Gefühle gestanden und nun distanzierte er sich wieder von mir.

Kendinle savasiyorsun Savas biliyorum... (Ich weiß, dass du mit dir selber kämpfst)

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt