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Azra

„Lass mir dir helfen.", hörte ich ihn sagen. Wieso klang seine Stimme so schön?
Ich blickte in seine Augen. „Beraber saralım yaramızı.", fuhr er fort und seine Worten sorgten für eine Gänsehaut auf meinem ganzen Köroer.
Lass uns gemeinsam unsere Wunden säubern und heilen)
Als sich meine Augen mit Tränen füllten, sah er mich nur lächelnd an. Und wischte mir meine Tränen weg.
„So unterschiedlich sind wir gar nicht. Wenn ich Koray, Nefes und Duygu nicht hätte, wüsste ich nicht was wirklich eine Familie ist. Mein Vater und ich, wir sind wie zwei Freunde Personen."

„Deine Mutter?", fragte ich vorsichtig nach.
„Sie ist gestorben als ich fünf Jahre Alt war. Ich kann mich kaum an sie erinnern. Reyhan Teyze, die Mutter von Koray und Duygu, war immer für mich da. Sie sieht mich  als Sohn." Ich lächelte. „Das ist doch schön." 

Er seufzte. „Es ist aber nicht dasselbe wie als wäre es deine Familie.", er sah zu mir. „Ich weiß wie schwer es ist, trotz Familie sich einsam zu fühlen. Yeliz hat mir so viel beigebracht. Zu lieben, zu weinen, zu kämpfen. Durch Yeliz konnte ich meinen Namen gerecht werden."

Ich war keinesfalls eifersüchtig, doch es brach mir das Herz, zu sehen wir gebrochen er war. So stark wie er sich zeigte, war er doch nicht.
Ich war so glücklich, dass er mir Zugang in  seiner Gefühlswelt gewährte.
Lächelnd nahm ich seine Hand in meine. Normalerweise würde ich mich das nie trauen, doch wenn Savas sich mir näherte, würde ich ebenfalls versuchen mich ihm zu nähern.
Er betrachtete unsere Hände und ich merkte, wie seine Körper sich entspannte.
Vor seinem Haus angekommen parkte er und wir stiegen aus.
Er schloss die Tür auf und ich betrat das Haus, hinter mir Savas. Ich saß mich auf den Hocker und wollte meine Schuhe ausziehen. „Ich mache schon", und ich beobachtete ihn, wie er mir meine Schuhe auszog. „Ich merke langsam lässt der Schmerz nach", sagte ich. „Du musst gleich noch eine Tablette nehmen. Aber erst müssen wir was essen. Hast du schon Hunger?"
Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf. „Aber wenn du Hunger hast, koche ich dir schnell etwas.", sagte ich.
„In diesem Zustand lass ich dich doch nicht arbeiten.", widersprach er. Lachend schüttelte ich meinen Kopf.
Wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. Er zeigte auf die Couch. „Du setzt dich schön hin, kannst dir ja was anschauen. Ich koche schnell was für uns.", sagte er. Er legte sein Handy auf den Tisch.
Bejahend machte ich es mir schön gemütlich und hörte schon die ganzen Geräuschen die aus der Küche kamen. Entweder ging etwas kaputt oder er war zu laut mit den Töpfen.
Genau wo ich gespannt meine Serie schaute leuchtete sein Display auf.
Unglücklicherweise stand sein Handy genau vor mir.
Ein anwesender Anruf. Sollte ich schauen?
„Savas du  wurdest angerufen!", rief ich. „Schau mal wer es ist", rief er zurück.
Genau in dem Moment bekam er eine Nachricht. Ich klickte einfach drauf.
„Savas, du hast doch nur Mitleid mit Azra. Wieso hängst du immer mit ihr ab? Du kannst doch die Gefühle die du gegenüber mir hast nicht abstreiten! Du liebst mich!", las ich die Nachricht.
Verwirrt über die Nachricht sah ich ihren Namen. „Meryem."
In mir herrschte ein Chaos.
„Essen ist fertig.", Savas blickte in mein Gesicht. Ich nickte und ging in die Küche.
„Wer hat angerufen?", fragte er. „Schau doch lieber selber nach!", rief ich. Ich sah auf mein Teller, doch rührte nichts an.
„Kannst du mir sagen, was los ist?", fragte ich. „Wieso bin ich hier?", fragte ich mich selber und stand auf. Ich holte meine Tasche. Da ich meine Schuhe nicht anziehen konnte, wollte ich einfach so raus gehen.
„Azra sacmalama! Böyle gidemezsin!", schrie er. Er erhöhte seine Stimme. Ich schloss meine Augen. Ich war so verletzt.
„Geh doch zu Meryem! Kümmere dich doch um sie!", schrie ich. Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Mädchen, was laberst du?", schrie er.
„Du hast nur Mitleid mit mir?!", fragte ich und blickte ihn tief in die Augen. Er blickte verständnislos in meine Augen. Er war ebenfalls verletzt.
„Ich fasse es nicht! Ich habe doch mit dir über meine  Mutter geredet! Ich habe dir gesagt, dass wir gemeinsam unsere Wunden heilen! AUS MITLEID?" er schüttelte sein Kopf.
„Wie kannst du in so eine Falle ertappen? Siehst du nicht wie ich dich anschaue? Bist du so blind?" Als ich anfing zu weinen, schüttelte er seinen Kopf. Er knallte die Tür zu.
„Du redest mit mir! Davor lass ich dich nicht gehen!"
Er nahm mein Gesicht in seine Hände.
„Ich habe die Nachricht gelesen, die Meryem dir geschickt hat."
Er seufzte und lief ins Wohnzimmer. „Buraya gel!", rief er. Ich lief ins Wohnzimmer. Ich sah ihn wie er die Nachricht las. „Wie dumm bist du, dass du so etwas glauben kannst?", fragte er. „Ich habe ihr so oft gesagt, dass zwischen uns beiden nichts laufen wird! Dass Yeliz gestorben ist heißt es nicht, dass ich wieder zurück zu Meryem gehe! Wie oft habe ich dir das gesagt?", ich seufzte.
„Man du verstehst mich nicht!", schrie ich. „Ich habe Angst, dich zu verlieren! An wem ist doch scheiss egal! Ich werde dir nicht reichen!", Savas schüttelte seinen Kopf und kam mir näher. „Solange du mich nicht loslässt, werde ich dich nicht loslassen!"
„Schwör?", fragte ich. Er lachte. „Ich schwöre" Danach spürte ich nur seine Lippen auf meinen. Es war so wundervoll. In mir kribbelte es. Mitten im Kuss lächelten wir. Ich atmete kurz ein und aus. Und so vereinte er erneut unsere Lippen miteinander.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt