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„Was", flüsterte Koray. Ich blickte in seine verletzen braunen Augen. Sie spiegelten so viel, dass es mir ein Schlag in meine Magengrube verpasste.
Reyhan Teyze weinte weiter, ich versuchte sie vergeblich zu beruhigen. Doch sie konnte nicht aufhören.
„Yagmur buraya gel!", schrie Nihat. (Yagmur komm hier hin)
Vor mir stand eine Schönheit höchstpersönlich. Sie war sehr schlank, hatte hellbraune lange Haare, ein nicht geschminktes Gesicht und große grüne Augen.
Sie wollte zur Tür.
Als sie zu Koray blickte füllten sich ihre Augen mit Tränen. Danach sah sie hasserfüllt zu Nihat.
„Wegen dir musste ich mich von meiner Familie fern halten!", schrie sie ihn hasserfüllt an.
Nihat sah sie kopfschüttelnd an. „Du hast dich für diesen Jungen von der Straße entschieden!", brüllte Nihat. Bitte was?
„Seit dem du dich für ihn entschieden hast, bist du nicht mehr meine Tochter." Yagmur lächelte. „Ich bin sehr stolz darauf, denn deine Tochter zu sein ist nur eine Strafe Gottes.", lächelte sie.
Ich sah wie Nihat aufschluckte. Danach drehte er sich um und verließ das Haus.
Yagmur blickte zu Koray. „Korayim?" (Mein Koray) Korays Augen füllten sich. „Was willst du von mir?", fragte er total verzweifelt. Ich ging zu ihm und hielt ihn an der Hand. Yagmur sah lächelnd zu mir.
„Nichts, ich möchte nur, dass du glücklich wirst" Koray lachte vor Schmerz aus. Er sollte sein Schmerz auskotzen. Ich sah in seine Augen und sah all diese verborgenen Emotionen, Nachrichten und Hilfeschreien.
Mein Koray sollte nicht mehr schweigen. Er sollte nicht mehr in seinen Leid versinken, nicht mehr.
„Deswegen bist du auch gegangen und hast mich alleine gelassen", sagte er. Yagmurs Augen füllten sich.
„Ich musste gehen", sagte sie. Koray schüttelte mit seinem Kopf. „Nicht so! Nicht ohne dich von deinen Geschwistern zu verabschieden! Nicht ohne...", er hielt sein Atem an. „Jahre lang warst du meine Narbe, weißt du das? Du warst die einzige der ich blind vertraut habe, weil sogar Mama nicht standhaft gegenüber diesen Mann bleiben konnte! Nur du.", sagte er.
„Du weißt wie sehr ich Yaman liebe, ich musste gehen. Auch ein mal an mich denken.", sagte sie.
„Ich bin gekommen um zu sagen, dass ich schwanger bin."
Reyhan Teyze lief auf Yagmur und umarmte sie.
Koray blieb weiterhin stur. Ich nahm seine Hand in meine. „Sei nicht so hart gegenüber dir selber, bitte" Er blickte schwach in meine Augen und ich nickte ihm zu. Er nickte ebenfalls und ging auf Yagmur zu.
Koray sah sie einfach nur an, betrachtete all ihre Gesichtszüge. „Abla" (Große Schwester), rief er und schlang seine Arme um ihren Körper.
Yagmur erwiderte sofort seine Umarmung. „Korayim", weinte sie. Man merkte ihnen die Bindung an.
Und ab dann verstand ich ihn immer mehr.
Ich konnte die tiefe Narbe in seiner Seele verstehen.
„Du wirst Onkel", sagte sie lächelnd und sie lösten sich.
Dann sah sie zu mir. „Möchtest du mir die schöne Blondine nicht vorstellen?", fragte sie. Koray blickte zu mir und dann wieder zu ihr. Er fing an zu lachen. Hatte die Familie etwas gegen Blondinen?
„Abla das ist Nefes, nefesim", sagte er weswegen ich ihn schlagfertig ansah. (Mein Atem) Yagmur lächelte.
„Hey, freut mich dich kennenzulernen, mal gucken ob du durch meine Prüfung kommst.", sagte sie und zwinkerte.
Ich nickte nur lächelnd, was zu sagen war überflüssig.
„Wo ist Duygu?", fragte Yagmur. Wir saßen uns alle hin, während ich mit Reyhan Teyze den Kaffee kochte.
„Draußen", sagte Koray. Duygu nickte.
„Wie geht es Yaman kuzum?", fragte Reyhan Teyze. Yagmur lächelte. „Ihm geht es gut, also schlecht kann es ihm ja nicht gehen wenn ich seine Frau bin", lachte sie. „Nein ihm geht es gut. Gott sei Dank", wurde sie ernst.
„Warum ist er nicht gekommen?", fragte Koray. Sie zuckte mit ihren Schultern und das war Antwort genug für alle, sogar für mich. Wegen Nihat, wegen wem oder was sonst? Der Mann war die Hölle höchstpersönlich! Sorry.
Danach blickte sie zu mir. „Wie lange seit ihr schon zusammen?", fragte sie interessiert und trank einen Schluck aus ihrem Kaffee.
„Ist noch frisch", sagte ich lächelnd als Koray mir die Antwort überließ. Sie nickte lächelnd.
Nach einer halben Stunde stand Yagmur auf. „Ich sollte langsam gehen", sagte sie.
Koray nickte, man merkte, dass er seine Schwester nicht loslassen wollte. Doch er musste.
Sie übergab Koray einen Zettel.
„Das ist meine Nummer, wir werden uns immer sehen, versprochen" Reyhan Teyze lächelte.
„Wir sind seit ein paar Tagen nach Berlin gezogen.", sagte sie.
„Das ist doch schön, wir haben dich vermisst", sagte Reyhan Teyze.
„Tschüss Nefes, wir sehen uns bestimmt öfters. Pass auf dich auf", so ging sie auch.
Nach dem sie gegangen war, ging Reyhan Teyze auf ihr Zimmer.
Koray und ich saßen im Wohnzimmer.
„Bist du mir sauer, weil ich nicht über sie erzählt habe?" Ich schüttelte mein Kopf. „Wie sollte ich denn?", fragte ich. „Ich bin dir niemals sauer, nicht für etwas was, was deine Seele gebrochen hat." Er nahm mein Gesicht in seine Hände. „Mit was habe ich dich verdient?", fragte er. „Ich weiß es auch nicht", zuckte ich lächelnd mit meiner Schulter.
„Koray", sagte ich. „Efendim", (Wie bitte), erwiderte er nur.
„Können wir Meryem besuchen?" Er nickte lächelnd. „Jetzt?" Ich nickte. „Komm, lass uns gehen.".

„KLINIK FÜR PSYCHIATRISCHE BEHANDLUNGEN" stand vor dem Gebäude.
„Wir wollten mit Meryem Tuna sprechen" Die Krankenschwester sah und an und nickte.
„Kommen sie mit", sagte sie und wir folgten ihr. Ich war aufgeregt. Wie würde sie reagieren wenn sie mich sah.
Sie saß auf einer Bank und sah zur Wand. Als sie Koray erblickte lief sie auf ihn zu.
„Endlich bist du gekommen", sagte sie. Ihre Augen blickten tief in seine.
„Bitte hol mich hier raus, ich gehöre nicht hier her.", ich sah wie Koray mit sich selber kämpfte.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt