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Zwei Tage später

Überall suchte ich meine Halskette. Auf der Kette war mein Name eingraviert. Die hatte ich von meiner Mutter zum 18. jährigen bekommen und seit dem trug ich sie. Da sie etwas abgenutzt war müsste sie mir runtergefallen sein.
In der Wohnung war sie nicht. Ich lief aus der Wohnung und klopfte bei Yasemin.
Sie öffnete mir verschlafen die Tür. „Hast du meine Halskette gesehen?" Sie schüttelte ihren Kopf. Meine Augen füllten sich. „Wieso kann ich nicht einmal auf etwas aufpassen", seufzte ich. Yasemin Teyze sah mich sanft an. „Wir finden die Kette schon. Ich suche die ganze Wohnung durch ja?" Ich nickte. „Danke Abla", sagte ich und ging wieder zur Tür. „Komm wir frühstücken zusammen", sagte sie bittend. Sie wusste wie dreckig es mir ging. Doch ich wollte einfach zurück in meine Wohnung. „Ein anderes mal. Sagst du mir Bescheid wenn du die Kette findest?" Yasemin nickte. „Mach ich Nefes."

Zurück in meiner Wohnung angekommen saß ich mich einfach auf mein Sofa. Ich schloss meine Augen und dachte an den Moment als mein Engel mir die Kette schenkte.

„Für meine wunderschöne Tochter, die sich so eine Kette gewünscht hat. Trag diese Kette an deinen wunderschönsten Tagen."
Damals fing ich an zu Weinen und umarmte sie. „Sagol annem", sagte ich. Sie lächelte über meine Tränen. Ich konnte ihr meine Liebe nur mit Wut zeigen. Ich weiß das klang so unecht. Aber so war ich. Ich reagierte immer über. Damals weinte ich über alles. Meine Tränen kamen immer wenn es mir traurig ums Herz wurde.
Doch jetzt, weinte meine Seele und meine Tränen wollten nicht kommen.
Ich legte mein Kopf auf den Kopfkissen. Den ganzen Morgen hatte ich die Wohnung durchgesucht. Doch jetzt war ich müde. Ich war müde.
Ich spürte wie die Kraft in mir nachließ und meine Augen schwerer wurden.
..
Ich wurde wach durch ein Klingeln. Ich öffnete meine Augen und sah verschlafen durch die ganze Wohnung.
Ich stand langsam auf und ging zur Tür. Als ich durchs Spion sah, sah ich ihn. Ich glaubte meinen Augen nicht. Koray stand vor meiner Tür. Ich blinzelte und sah noch mal durch das Spion. Erneut betätigte er die Klingel.
Ich nahm ein tiefen Atemzug. „Kalbim sakin ol lütfen." (Mein Herz beruhig dich bitte), sagte ich zu mir bzw zu meinem Herz.
Als ich die Tür öffnete, sah ich direkt in seine besorgten Augen. „Wieso hast du so lange gebraucht?", fragte er. Doch er hörte auf zu Reden als er mich sah. Ich sah bestimmt schrecklich aus.
Mit einem mal betrat er die Wohnung und machte die Tür hinter sich zu.
Ich ging ein Schritt zurück, damit er rein konnte.

„Was ist passiert?", fragte er flüsternd. Seine Augen sprachen Bände. „Ich bin eingeschlafen", sagte ich. Ich schaute überall hin nur nicht in seine Augen.

„Nefes..", sagte er. „Ağlamışsın", flüsterte er. (Du hast geweint) Seine Stimme klang so emotional, dass ich nur still in seine Augen blickte.

„Ich habe die Kette verloren die meine Mutter mir geschenkt hatte." Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich merkte wie Korays Atem schockte.
Er war geschockt, geschockt über mein Verhalten. Geschockt darüber, dass ich gegenüber ihn meine Trauer offenbarte.

„Ich habe mich immer leer gefühlt, doch mit der Kette war ich etwas vollkommen Koray. Und jetzt ist sie auch weg. Ich konnte nicht mal auf die Kette aufpassen. Wie soll ich Menschen in mein Leben lieben?
Wie soll ich Menschen lieben, wenn alles was ich berühre zerbricht?" Ich weinte. Mein Schluchzen hallte den ganzen Raum.
Meine Knie wurden weich, ich konnte schwer standhalten. Koray kam zu sich, er war sprachlos.
Er nahm mich mit einem mal in seine Arme und trug mich ins Wohnzimmer.

„Wieso tun wir uns selber so viel Unrecht?", sagte Koray. Ich sah ihn nur zitternd an. Er lächelte leicht schmerzerfüllt. „Wir versuchen das beste aus allen zu machen. Doch unser Versagen führt zu unserem Selbsthass. Wieso Nefes? Wieso sind wir so kritisch mit uns selber?", sagte er. Als er sah, dass meine Tränen sich nur vermehrten breitete er seine Arme aus. „Gel Buraya", sagte er lächelnd. (Komm hier hin)
Seine breiten Arme umfassten mein zierlichen Körper.
Ich fühlte mich so geborgen. Ich atmete seinen Eigenduft, welches mich beruhigte.
Als ich mich beruhigt hatte sah ich hoch. Ich schämte mich und meine Wangen fingen an zu glühen.
„Wieso bist du gekommen?" Die Frage hätte ich viel früher fragen sollen.
Er lächelte leicht, seine Grübchen kamen zum Vorschein. Wegen das hier.
Er kramte in seine Jackentasche und das was ich sah machte mich zum glücklichsten Menschen. Er hielt die Kette fest in seiner Hand. Das war die Kette!
Ich lächelte. „Dreh dich um, ich mache sie Dir dran", sagte er. „Ich wollte sie Dir an dem Tag zurück geben, doch der Verschluss war kaputt, ich habe es machen lassen. Ich konnte erst jetzt kommen. Es tut mir leid." Ich drehte mich lächelnd um. „Du hast mich gerade so glücklich gemacht Koray."

„Danke, danke" Ich stand auf und lächelte über beide Ohren und streifte mit meinen Fingern über die Kette.

„Du bist wie ein Buch. Jede deiner Seiten machen dich noch interessanter. Jede Seite, zeigt eine neue Fassade.", sagte Koray. Er war total ernst. Dies mochte ich sehr, mal war er das Kind dass nur Blödsinn redete, der Witze riss und im nächsten Moment war er der Reife Mann, dessen Lebensgeschichte ihn zu einen standhaften Jungen Mann geformt hatte.
Der sich zu jeder Lebenslage anpassen konnte. Das Leben hatte ihn zu so einen Menschen geformt.

Als ich was sagen wollte klingelte die Tür. Ich sah auf die Wanduhr. Es war kurz vor 23 Uhr. Koray sah mich fragend an. Ich zuckte mit meinen Schultern und sah durch das Spion. Als ich mein Bruder sah, löste eine Panik in mir aus.

„Burak ist da, mein Bruder", flüsterte ich. Er sah mich nickend an. „Geh in mein Zimmer, er darf dich nicht sehen" Es war 23 Uhr abends. Was sollte ich meinen Bruder erzählen? Er würde es missverstehen.
„Nefes dein Ernst?", lachte Koray leise. „Gülme.", zischte ich. Nickend ging er in mein Zimmer. Als es weiterhin klingelte öffnete ich die Tür.
„Abi bist du gekommen?", fragte ich die  Tür öffnend. „Ne der Geist, wollte mal wissen was bei dir so los ist", machte er sich lustig.
Er sah mich ernst an. „Agac oldum kapida" (Sinngemäß: du hast mich zulange warten lassen)
„Ich war am Schlafen" Er nickte. „Stimmt, ist schon spät.", sagte er und umarmte mich. Er küsste mich auf die Stirn. „Ich muss mit dir Reden", sagte er. „Ich wollte die letzte Woche mit dir Reden, doch Duygu deine Freundin war hier. Aber mehr verheimlichen konnte ich es nicht." Es machte mir Angst. Ich vergaß Koray der in mein Zimmer war und wahrscheinlich alles hörte. Da wir weiterhin in der Flur waren und man alles hören konnte.

„Ich habe in zwei Wochen ein Gerichtstermin um mich scheiden zu lassen." Ich nickte. „Das ist doch das was du wolltest." Er nickte. „Nefes, ich möchte dass du aussagst" Ich sah ihn an. „Bitte was?!" Burak atmete tief ein und aus. „Das du dem Richter erzählst was für ein Mensch Selin ist! Dass sie alles über ihren Bruder wusste, wie er sich Dir näherte, versuchte dich anzufassen! Dich Versuchte zu vergewaltigen! Du musst das alles erzählen Nefes, damit sie ihre gerechte Strafe bekommt. Damit sie uns in Ruhe lässt!" Ich sah ihn verständnislos an. „Ist das dein verdammter Ernst?! Wie kannst du so etwas von mir erwarten! Dass ich vor jeden genau diese Sachen erzähle!", schrie ich. Meine Narben wurden aufgerissen. „Nefesim du musst!" Ich schüttelte mein Kopf. „Abi geh!", schrie ich. „Nefes" „BURAK GEH!"

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt