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Nefes

Wir warteten alle vor dem Krankenzimmer. Yasemin stand vor dem Krankenzimmer und beobachtete ihre Tochter durch die durchsichtige Scheibe.
„Reyhan Anne, wir sind hier. Du kannst nach Hause wenn du möchtest" Ich blickte ihr liebevoll in die Augen und könnte ein klitzekleinen Funken in ihnen sehen. Sie hatte mich nie darum gebeten sie „Anne" zu nennen. Doch es kam vom Herzen.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Ich bleibe hier. Sagt ihr Duygu Bescheid?" Genau in dem Moment klingelte Korays Handy.
„Genau wenn man vom Teufel spricht..", seufzt er. Ich blickte zu den beiden. „Ich gehe euch mal etwas zu trinken holen", sagte ich.
Ich drehte mich zu Koray um und wartete darauf bis er auflegte.
„Sag Burak er soll mich anrufen, wenn er dich abgelassen hat", danach legte er auf.

„Wieso sagst du ihr das einfach nicht?", hakte ich nach.
Er seufzte. „Ich habe keine Kraft jetzt sie auch noch schwach zu sehen. Wer weiß wie sie reagiert" er atmete tief ein und aus.
Zusammen gingen wir zur Kantine und holten etwas zu trinken.
Ich blickte zu ihm. „Sie wird durchdrehen wenn sie rauskriegt, dass wir ihr das verheimlichen.", sagte ich und Koray wusste, dass ich Recht hatte. Doch manchmal war er so stur! Ihm blieb nicht viel übrig.
„Burak ruft an", wechselte er das Thema.
Er telefonierte mit meinem Bruder, während ich kurz tief ein und aus atmete.
„Er wird mich gleich anrufen", sagte Koray und umarmte mich. Er gab mir ein Kuss auf die Stirn. „Wir  überstehen das" Mein Blick hing bei Erdinc, er beobachtete uns. Sein Blick war störend.
Ich schaute schnell weg.
Die zwei Stunden vergingen langsam.
„Nefes!" hörte ich die Stimme von Burak. Ich drehte mich zu ihm um.
Mein Bruder sah mich liebevoll an. „Wie geht es dir" er fasste sanft an mein Gesicht und analysierte mich.
„Mir geht es gut" Er glaubte es mir nicht. Doch wen ging es denn hier gut?
Ich hatte ein so mulmiges Gefühl.
Burak begrüßte Reyhan Teyze und setzte sich zu Yasemin. Sie war so müde. Sie war so fertig.
Was wenn ihr etwas passierte? Was wenn Yeliz das ganze nicht mehr schaffte?
Ich bekam Tränen nach diesen Gedanken.
„Savas ist da" Ich riss meine Augen auf. Burak sah uns beiden genervt an. „Ihr habt es ihm nicht erzählt? Seid ihr komplett bescheuert oder was?! Er hat ein Recht darauf!", rief er und er verlor seine Geduld- Obwohl er etwas was er nie besaß nie verlieren konnte.
„Du hast Recht. Ich erzähle ihm das." Koray drehte uns seinen Rücken und ging. Ich rief ihm nicht hinter her. Ich wollte nicht dabei sein. Mein Bruder schloss mich in die Arme. „Ich weiß, dass du am liebsten nur weinen würdest." Ich nickte. Ich würde mir gerne meinen ganzen Kummer aus dem Leib weinen. Aber was würde dann geschehen? Würden meine Tränen Yeliz Unfall rückgängig machen?
„Dann mach das doch", sagte er flüsternd. „Was wenn sie stirbt?", flüsterte ich. Genau meine Worte trafen ins Schwarze. Buraks Augen verdunkelten sich. „Hör auf so zu denken!"
..
Duygu

„Duygu, Yeliz liegt im Koma.", sagte Nefes. Ich realisierte erst ihre Worte nicht. „Bitte noch mal" „Duygu, sie liegt im Koma. Wir wissen nicht, wann sie wach wird." Ich hörte ihre zitternde Stimme.
Ich legte auf. Ich setzte mich auf mein Bett und versuchte nicht zu weinen. Doch schon liefen mir die Tränen meiner Wange herunter.
Auf ein Mal höre ich Gebrülle von unten. Ab da fing ich an laut zu schluchzen.
„Wieso hast du mir das nicht früher gesagt! Ich würde doch kommen!", brüllte er.
Ich lief die Treppen hinunter. Savas blickte hasserfüllt zu Koray. „Ich hasse dich man!" Koray lächelte. „Dann mach das. Aber später. Lass uns zu Yeliz fahren." Savas Augen füllten sich mit Tränen, weswegen er seine Hand zur Faust ballte.
Danach sah er zu mir. Ich umarmte ihn. „Sie wollten es mir nicht sagen, weil sie mich zu schwach finden!", zuckte ich im Auto.
„Ach bist du nicht?", provozierte er mich. „Nein bin ich nicht!", schrie ich.
Seine Besserwisserei ging mir auf die Nerven!
Im Krankenhaus angekommen, waren wirklich alle anwesend! Burak saß gemeinsam mit meiner Mama! Ich saß mich etwas weiter von ihnen weg, da ich meine Ruhe brauchte. Ich würde sonst jedem das Herz brechen. Savas sagte nichts. Er ging zum Arzt und wollte nur Yeliz sehen.
Ich merkte, wie unruhig er war.
Und ich selber spürte meine Unruhe. Was war los?

Savaş

Ich war so unruhig. Mein Herz schlug mir bis zu dem Hals. Ich hatte so Angst. Ich war so verletzt.
Wieso musste unser Schicksal uns so lenken?
Mir wurde bewusst, dass alles nach unserem Anruf geschah. Sie wollte eine neue Chance und ich nicht. Meine Antwort hatte sie verletzt. Sie hat nicht auf sich geachtet und dann ist es passiert.
Ich konnte mich nicht weiter aufhalten nicht zu weinen. Als ich die Kittel an hatte und endlich vor ihr stand. Meine Augen verschwommen sich durch die Tränen.
„Özür dilerim. Ich weiß ich bin schuld. Ich weiß. Ich habe dich immer geliebt Yeliz. Doch wenn du wach wirst, werden wir einen Neuanfang beginnen. Ohne uns. Du gehst deinen Weg und ich meinen. Denn ich tue dir nicht gut." Mein Herz schmerzte bei diesen Worten. Ich fühlte mich so gefangen. Gefangen in der Realität. Wie lag sie da? Halbtot?
„Sie müssten jetzt raus.", sagte die Krankenschwester. Als ich etwas sagen wollte, piepten die Geräte. „Sie müssen raus sofort" sie drückte auf den Knopf.  Bis die Ärzte kamen. „Ich gehe nicht raus nein!"
„Sie müssen!" Eine Krankenschwester zog mich raus.
Wir alle sahen durch den durchsichtigen Glas. „Was passiert da?", fragte Nefes. Sie zogen die Vorhänge runter und ich würde den Verstand verlieren. Ich hatte nicht mal die Kraft gegen die Wand zu Boxen. Alles wurde so unerträglich.
Wieso lag ich nicht dort an ihrer Stelle?
Schmerzerfüllt schloss ich meine Augen.
Ich versuchte diese Schmerzen zu ertragen.

Ich hörte Schritte. „Was ist los?", fragte Nefes. Ihre Stimme zitterte. „Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Wir konnten sie nicht retten. Es tut uns leid."

„Yelizim ölmedi! Sie kann nicht sterben!", schrie Yasemin Abla und verlor ihr Gleichgewicht.
Ich hörte alle weinen, schrieen und brüllen. Doch ich war in meiner eigenen Welt. Ich konnte nicht mehr reagieren.

Artık yanında duramam
Gitmem lazım buralardan
Zamanım doldu içim bomboş
Öylesine herkes gibi tek başına
Geçerken uğramışçasına
Bittiği yerden başlar bu yol
Kim bilir kaç kez döndük
Kim bilir kaç kez öldük
Zamanım doldu içim bomboş
Artık yanında duramam
Gitmem lazım buralardan
Zamanım doldu
Zamanım doldu
Zamanım doldu, içim bomboş

(Ich kann nicht mehr bei dir stehen
Ich muss von hier aus gehen
Meine Zeit ist abgelaufen, ich bin leer
So allein wie alle anderen
Als würde man vorbeigehen
Diese Straße beginnt dort, wo sie endet
Wer weiß, wie oft wir zurückgekommen sind
Wer weiß, wie oft wir gestorben sind
Meine Zeit ist abgelaufen, ich bin leer)

Ich fühlte mich so leer. Wieso musste mich das Leben mit ihren Tod bestrafen? Wie würde ich das mit mein Gewissen regeln?
Yelizim öldü mü? (Ist meine Yeliz gestorben)

Ich weiß..  ich wollte kein Kapitel posten. Aber es ging so schnell. Es hätte eigentlich nicht so verlaufen sollen. Aber ich wollte es so schreiben. Vielleicht würde ich andere Sachen verarbeiten. Es werden nicht alle begeistert davon sein. Aber der Tod gehört zum Leben. Deswegen habe ich mich dazu entschieden.
Passt auf euch auf.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt