36

2.1K 101 7
                                    


Duygu

„Egal was ich dir sage, du wirst mich von dir weg stoßen. Das machst du jedes Mal. Burak du hast diesem kaputten Herz gut getan."
Ich lächelte obwohl mir Weinen zumute war, weil er mich stehen lassen wollte.
Ich sah in seine Augen und er konnte nicht standhalten, weil er Angst hatte mich zu verletzten.

„Was erwartest du Duygu?", fragte er als ich ihn mein Rücken drehte. Seine Stimme war so gefühlvoll. Ich drehte mich zu ihm.

„Mein Leben ist ein Trümmerhaufen. Ich habe mich von meinem Gift, meiner ersten großen Liebe getrennt. Ich blicke jedes Mal voller Hass in dem Spiegel, weißt du was das bedeutet?", fragte er hasserfüllt.
Ich schloss meine Augen, denn ich spürte einen Stechen in meinem Brustkorb. Dies kennte ich auch von Koray. Er war ebenfalls sehr wütend auf sich, hasste sich, war zu selbstkritisch, obwohl ich den Grund nicht mal verstand. Koray war selbstlos, genau so wie Burak. Genau so wie Nefes. Alle drei.

Er unterbrach mein Gedankengang als er anfing zu sprechen.

„Du bist Duygu, gefühlvoll und emotional. Ich verdiene dich nicht. Auch wenn ich geschieden bin, ihre Finger sind immer noch auf mir. Sie werden es auch immer sein. Sie trägt mein Kind in sich, sag mir kannst du dem stand halten?" Meine Tränen flossen meiner Wange hinunter.

„Ben ilk sana açtım içimi, buram acıyordu seni tanıyınca, şimdi anlatamadığım şeyler var."
(Du warst der erste denn ich mich geöffnet habe, als ich dich kennengelernt habe tat diese Stelle weh, doch jetzt gibt es Sachen die ich nicht erzählen kann.)

Ich lächelte als ich sah wie er seine Augen schloss. Was gab es schmerzhafteres wenn sich zwei Menschen die sich gegenseitig gut taten, sich wieder verabschiedeten?

„Gute Nacht, Burak." ich drehte ihm mein Rücken und lief mit schnellen Schritten davon. Vor meiner Wohnsiedlung hielt ich an. Ich versuchte regelmäßig zu atmen. Er wollte sich verabschieden, aufgrund Selin wollte er mich stehen lassen.
Doch was blieb mir übrig? Ich war verletzt und enttäuscht zugleich.

„Nicht weinen, duygu", sagte ich zu mir selber. Wäre ich die alte Duygu wäre ich schon längst in Tränen ausgebrochen. Ich erinnerte mich an die Worte von Burak. Ich lächelte. Koray und mein Vater hatten sich wieder mal gestritten, als er ausgerastet war und sich verloren hatte konnte ich diesen Anblick nicht vergessen. Und Burak hatte mir meine Tränen weggezaubert.

„Du weinst mir zu oft, versprich mir nicht mehr deine wertvollen Tränen zu vergießen." mit diesen Worten hatte er mich dazu gebracht aufzuhören zu Weinen.

Als ich die Tür aufschloss um mich schlafen zu legen, hörte ich die Stimmen aus dem Wohnzimmer.
Ich ging direkt die Treppen hoch auf mein Zimmer und legte mich schlafen.

Als ich eine Hand auf meinem Gesicht spürte wurde ich wach. Er sah mich liebevoll an. Koray. Dieses Mal sah er nicht mehr so müde aus, sondern ausgeschlafen.
Ich setzte mich richtig hin und nahm seine Hände in meine. „Was ist los?", fragte ich lächelnd. Mein Zwilling sah mir in die Augen und wie jedes Mal sah er direkt in mein Herz, weswegen ich ihn umarmte.
„Ich liebe dich, weißt du das?", fragte ich.
Er lächelte und sein Griff wurde nur fester.
„Ich weiß, ich liebe dich auch."   Diese Umarmung tat mir so gut, sie gab mir Hoffnung.
„Kim?", fragte Koray. (Wer) ich sah ihn verblüfft an, verstand die Frage nicht.
„Kime asik oldun, Duygu.", brummte er. (In wem hast du dich verliebt) Ich sah ihn einfach nur an.
„Wie bitte", fragte ich noch mal. Koray verdrehte seine Augen und sah mich an. „Denkst du ich merke es nicht, wenn sich mein Zwilling verliebt?", fragte er total fassungslos und ich lachte weil ich sein Gesichtsausdruck so witzig fand.
„Ich liebe nicht.-" Koray unterbrach mich. „Ach ich verstehe.", sagte er und zog seine Augenbraue zusammen.
„Was verstehst du?" Verwirrt sah ich ihn an. Nicht mal ich verstand, was Koray verstand.
„Du kannst sogar dir selber etwas vor machen, doch mir nicht.", zwinkerte er. Ich schüttelte nur mein Kopf und legte mein Kopf auf seine Schulter.
„Wir reden immer über mich, wie geht es dir? Wo warst du?", fragte ich. Ich wusste, dass er bei Nefes war, ihr Beistand. Es freute mich. Ich war ihr auch nicht sauer, dass sie uns davon nicht berichtet hatte.
„Mir geht es gut." Ich hörte die Standhaftigkeit in seiner Stimme und ich nickte. Burak tat mit genau so gut, doch er konnte mich auch genau so verletzten. Mit einem Schlag könnte sich alles wenden.

NEFES

Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zudrücken. Ich hatte zu viel Energie in mir. Meine Müdigkeit verschwand wie im Windzug.
Ich setzte mich aufrecht hin, so dass ich nicht lag.
Koray hatte mir gute Nacht gewünscht und war schlafen gegangen.
Sinem rief mich an und wir redeten eine Weile. Ich erzählte ihr die Geschehnisse. Sie freute sich sehr, dass Burak und Selin beide geschieden hatten.
Burak würde Selin noch oft treffen aufgrund des Baby.
Doch irgendwann fiel ich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein Klingeln geweckt. Yeliz stand vor mir. „Wieso steht Korays Wagen vor der Tür?", fragte sie verblüfft.

„Komm doch rein", sagte ich. Sie nickte und betrat die Wohnung. „Möchtest du was trinken?", fragte ich sie und begab mich in die Küche. „Nefes bitte!", sagte Yeliz.
Ich atmete tief ein und aus. Auf einmal sah sie mich mit großen Augen an. „Du bist mit Koray zusammen?", schrie sie. Ich schüttelte hastig mein Kopf. „Yeliz wir sind nicht zusammen." Wie kam sie überhaupt auf diesen Gedanken? „Wir waren mit Koray unterwegs, er war eingeschlafen und ich bin gefahren. Dann hat er mir sein Auto gegeben."

Sie seufzte. „Was mache ich falsch Nefes?" Ich schaute sie perplex an. „Wieso vertraust du mir nicht?" Ihre Augen füllten sich automatisch mit Tränen. Ich war geschockt. Als ich ihre Träne sah, brach mein Herz. „Yeliz bitte weine nicht."
Sie lächelte unter ihren Tränen. „Tut mir leid", entschuldigte sie sich. „Wieso entschuldigst du dich?", fragte ich.
Für Ihre Tränen sollte sie sich nicht entschuldigen.

„Yeliz hör mir zu." Ich sammelte mich, ich suchte nach den richtigen Worten.

„Ich vertraue dir, mehr als ich dir zeige. Duygu und du seid meine einzigen Freunde." Sie wischte lächelnd ihre Tränen weg und sah mich hoffnungsvoll an. „Wie soll ich anfangen.." Ich schloss kurz meine Augen. Als ich sie danach wieder öffnete fing ich an zu sprechen. „Koray war in meiner aussichtslosen Situation neben mir. Er war immer neben mir, ich weiß nicht ob es Zufall ist, er war immer in meiner Nähe wenn etwas nicht gut ging.
Es war nicht geplant. Ich würde es nie freiwillig erzählen, verstehst du?" Ich atmete tief ein und aus.

„Koray tut dir gut, du ihm anscheinend auch. Denn er würde niemals jemand anderes fahren lassen. Man merkt dass ihr euch gegenseitig sehr gut tut."

Ich sah sie fragend an, weil ihre Aussage mich verwirrte. Wieso würde er niemand anderes fahren lassen? Ich tat ihm gut? Das glaube ich kaum. Doch ich sprach meine Gedanken nicht laut aus.

Als hätte Yeliz meine Frage gehört, sprach sie weiter.
„Koray vertraut nur seinen Fahrkünsten. Wenn er mit Savas unterwegs ist, lässt Savas ihn fahren. Er hasst es wenn jemand anderes fährt. Savas hatte mir mal erzählt, dass Koray das Gefühl hasst die Kontrolle zu verlieren."

„Mich hat er fahren gelassen?", sagte ich leise. Yeliz nickte lächelnd.

Als ich etwas erwidern wollte, klingelte es an der Tür.

„Yeliz öffnest du bitte die Tür?", fragte ich. Danach ging ich anschließend in die Küche, die mit der Flur und dem Wohnzimmer verbunden war.

„Duyguu", hörte ich Yeliz Stimme. Ab da merkte ich wie schnell Yeliz ihre Maske doch aufsetzen konnte. Sie hatte gerade eben geweint, doch jetzt lachte sie und begrüßte Duygu.

Ich machte den beiden einen Kaffee und setzte mich zu Ihnen. Als ich in Duygus Gesicht blickte, merkte ich dass ihre Augen gerötet waren.

„Wie geht es dir güzelim", fragte ich Duygu. Sie sah mich leicht verstört an. Sie schluckte leicht. Danach spielte sie mit ihren Haaren.

„Ben asik oldum, Nefes.", sagte sie. (Ich habe mich verliebt) Mit einem mal füllten sich ihre Augen mit Tränen.

„Duygu das ist doch was schönes? Was gibt es schöneres als ein Mann von so einem tollen Menschen geliebt zu werden?", fragte ich sie. Ich liebte sie echt zu sehr.

Yeliz beobachtete uns beide still. Bis Duygu die Stille brach.

„Und was wenn ich dir sage, dass dein Bruder der Mann ist den ich liebe?"

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt