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„Was ist mit Yeliz und Yasemin Abla?", fragte ich und blickte in die dunklen Augen meines Bruders.
Er wusste wie viel die beiden Menschen mir bedeuteten.
Burak zuckte mit seiner Schulter.
„Dann ist das so Nefes, aber dass dieser Psycho gegenüber dir wohnt ist nicht akzeptabel okay?", er sah mich streng an und ich nickte.
Er hatte Recht.
„Ich bin bald wieder in Bremen, ich kann nicht immer hier bleiben. Aklim sende kalmasin abicim..."
Ich nickte verständnisvoll und umarmte ihn. „Danke"
Danke für alles, danke dass du mein Bruder bist....
Seine Augen glänzten. Welcher Bruder konnte jedes Mal so ruhig bleiben?
Gemeinsam tranken wir unsere Kaffees aus und danach gingen wir Duygu abholen. Wir wollten alle gemeinsam draußen essen gehen.
Burak begegnete Yagmur und sie schien total geschockt zu sein.

„Wieso war deine Schwester so verwundert Duygu?", fragte Burak. Duygu zuckte mit ihren Schultern.

„Vielleicht hat sie es gar nicht erwartet, dass ich ein Freund habe"
Koray sah Duygu an und aß weiter.
Savas hatte uns leider abgesagt. Seit Tagen ignorierte er meine Anrufe und auch die von Koray. Ihm ging es schlecht, ich musste mit ihm reden.
Von Yeliz hörte ich kaum etwas. Yasemin Abla kam nur manchmal vorbei und half mir beim Ausräumen.
Sie verstand die Bitte von meinem Bruder, dass er Angst um mich hatte und wollte dass ich auszog. Die Frau war so verständnisvoll.

....
Zwei Wochen vergingen. Ich zog gerade in meine neue Wohnung ein, welche von Koray und Burak akzeptiert wurde.
„Koray vorsichtig, da sind meine Bücher drinnen!", rief ich als er sie grob auf den Boden tat.
„Koray da sind meine Bücher drinnen", äffte er mir nach weswegen ich lachen musste. „Idiot"

„Seid ihr fertig?", hörte ich die Stimme von Burak. Ich ging sofort zur Seite und machte ihm Platz, hinter ihm kam Duygu.
Duygu sah mich lächelnd an.
„Hier ist es sogar viel schöner", versuchte sie mich aufzumuntern.
„Wenigstens unserem Haus nahe", sagte Koray als er die nächste Kiste ablegte.
Ich blickte ihn lächelnd in die Augen. Als mein Bruder sich räusperte, kam ich wieder zu mir.
Nach dem wir alle fertig waren bestellten wir uns alle eine Pizza.
Wir hatten nach vielen Wohnungen geschaut, aber die Wohnung war am besten und auch sehr nahe an Korays und Duygus Haus.
„Dankeschön, dass ihr mir geholfen habt", sagte ich.
„Kein Ding", lächelte Duygu und biss von ihrer Pizza ab.
„Wieso ist Savas nicht gekommen?", fragte ich. Stille.
„Bald wird er wieder mit uns sein", sagte Koray hoffnungsvoll und ich konnte nichts außer zu lächeln.
So vergingen die Semesterferien, in dem ich mich an meine neue Wohnung kümmerte, mich mit Koray und Duygu traf.
Das letzte Mal war sogar Savas dabei. Er zeigte nicht viel von seinem Schmerz. Ihren Namen zu nennen war tabu. Als ich mit ihm darüber reden wollte, sah er mir finster in die Augen und sagte, dass ich ruhig sein sollte.
Ich hatte mich auch nicht mal richtig von Yeliz verabschiedet. Sie war mir sauer, dass ich wegen ihren Bruder ausgezogen war. Sie fühlt sich in Stich gelassen, aber mich verstehen konnte sie nicht. In ihren Augen war ich die Schuldige für alles. Ich wollte ihr nicht hinterherrennen, vielleicht brauchte sie ihre Zeit.
Oder Vielleicht war unser Weg den wir gemeinsam gegangen waren auch zu Ende. Ich weiß es nicht.
Ich wünschte nicht, aber das Schicksal achtete manchmal nicht auf die Wünsche.
Duygu war etwas anders als ich bei diesem Thema. Sie war viel direkter als ich.
Sie brach den Kontakt als sie merkte, dass sie Savas nur verletzte. Duygu kannte Savas schon seit ihrer Kindheit, wer konnte ihr das übel nehmen?
Koray mochte Yeliz schon immer, fand sie bescheiden und loyal.
Doch er fand, dass sie durch ihren Bruder Fehler über Fehler machte.
Ich hatte die Befürchtung, dass sie sich selber verlor und wenn sie es bereute und Savas nicht mehr auf sie wartete?
Ich packte meine letzten Sachen aus und sah auf mein Handy.
Koray hatte mir geschrieben.
„Meine Schwester ist zum Essen gekommen, wir warten auf dich.", stand in seiner Nachricht.
Ich schrieb einen „Okay" und stellte mich vor mein Spiegel.
Ich öffnete meinen unordentlichen Dutt und somit fielen die Haare in mein Gesicht.
Ich kämmte sie schnell durch und lief auf mein Schuhschrank.
Ich holte meine weißen Schuhe an und schloss die Tür hinter mir ab.
Mein Bruder war wieder nach Bremen gefahren. Es tat seiner Arbeit gar nicht gut, dass er immer nach Berlin fuhr. Er musste permanent in der Firma sein. Doch die letzten Monate waren einfach nur anstrengend und er wollte mich nie alleine lassen.
Selbst wenn es Duygu nicht gut gehen würde, würde er hier aufkreuzen. Dafür war die Liebe in seinen Herzen zu groß.
Als ich nach fünf Minuten Gehweg vor Korays Haus ankam, klingelte ich.
Duygu öffnete mir die Tür. Sie sah total genervt aus.
„Duygu was ist los?" Sie zuckte nur genervt mit ihren Schultern. „Ich wusste nicht, dass Sie kommt"
Ich sah sie erst fragend an. Sie meinte Yağmur.
Danach stand Yağmur sogar hinter ihr und blickte sie verletzt an.
„Wenn dich meine Anwesenheit so stört, dann kann ich auch gehen!"
Yağmurs verletzter Blick traf mich. Duygu schaute ihr nicht mal ins Gesicht.
„Mach doch was du willst! Du kannst mich nicht mehr stören, hörst du?" Duygus wütender Blick. Yağmurs Tränen.
„Duygu!", rief Koray und sah mich entschuldigend an.
„Ich gehe dann mal", sagte die große Schwester und nahm ihre Tasche in die Hand.
Reyhan Teyze wusste nicht was sie machen sollte.
„Beruhig du Duygu, ich rede mit Yağmur..", sagte ich zu Koray.
Korays liebevoller Blick schenkte mir so vieles. „Iyiki varsin" (Danke dass es dich gibt)
Lächelnd verließ ich das Haus und schaute mich nach Yagmur um.
Danach sah ich sie. Sie saß auf den Bordstein, weswegen ich mich zu ihr setzte.
„Sie hasst mich", wischte sie ihre Tränen weg. Doch die Tränen vermehrten sich immer mehr, als hätten sie es miteinander abgesprochen nur nicht mit Yagmur.
„Nein tut sie nicht. Ein hassender Mensch wäre nicht so emotional.." Sie blickte mich mit mit ihren Grünen Augen an.
„Ich verstehe sie.. Ich habe sie mit diesen Menschen alleine gelassen.." Sie redete von Nihat.
„Wieso ist er so?", fragte ich. Sie sah mich fragend an. „So hasserfüllt...", fing ich an. „Wegen seiner Arbeit. Er weiß wie es ist, ein Unternehmen zu führen, die Personen zu leiten. Über sie zu entscheiden. Er hat nie verstanden, dass man so eine Familie nicht gründen sollte." Sie lächelte. „Ich habe meinen Vater immer gehasst.. Ehrlich purer Hass", sagte sie.
„Ich konnte meine Mutter nie von ihm losreißen", fuhr sie fort.
„Dann habe ich halt Yaman kennengelernt. In meinen schlimmsten Zeiten war er mein Halt..", sie lächelte.
„Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte ich.
„„Als ich Yaman kennengelernt hatte, war ein total anderer Mensch. Er nahm vertickte Drogen, lebte mal da mal dort. Doch als wir uns kennengelernt haben war mir das hauptsächlich egal.
Ich wollte seinen Wesen kennenlernen. Und mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ihm die Umstände in seinen Leben so gemacht haben. Es gibt mindestens immer zwei Wege und er hat sich für diese Variante entschieden. Ich nehme ihm das nicht übel, wer bin ich, dass ich darüber urteile?
Und Tag zu Tag habe ich gesehen, was für ein toller Mensch er war, und umso mehr Zeit wir verbrachten hatte er keine Zeit für die Straße.
Er hatte mein Leben immer mit seins verglichen. Es war ihm immer ein Dorn im Auge, dass mein Vater Geschäftsmann war, eine eigene Firma hatte und ich vom guten Elternhaus kam. Er hat sich immer schlecht gefühlt, weil er dachte er konnte mir nichts bieten, obwohl er hat mir die Liebe geschenkt, die kein Mann bis jetzt geben konnte.
Mein Vater ist kein guter Mensch Nefes, sag was du willst. Ein schlechter Mensch, bleibt ein schlechter Mensch, dass er Kinder hat, ändert die Tatsache nicht."

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt