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In mir brodelte es wie verrückt. Ich war verletzt, weswegen ich mit mir kämpfte um nicht in Tränen auszubrechen. Nicht vor den Mädels. Sinem kannte meine Tränen zu gut, vor ihr hatte ich auch keine Angst.
Verletzt sah ich Yeliz in die Augen. „Yeliz", sagte Sinem leicht mahnend. Mich sah sie liebevoll an. Denn Sinem wusste, was ich alles erlebt hatte. Sie stand mir doch jedes Mal bei. Wer kann mich denn besser verstehen als sie? Was sollte ich Yeliz jetzt sagen?
„Ich verdiene diese Worte nicht, Yeliz", sagte ich leise und ruhig. Zu ruhig. In mir stürmte es. Doch meine Geduld wollte nicht nachlassen.
„Sie ist nur müde von der Fahrt", erwähnte Duygu. Anscheinend war Yeliz gefahren. Sie sah echt müde aus.
„Dann lass uns ein Geschenk für Berke besorgen und danach Nach Hause", sagte ich. Sinem nickte lächelnd und wir standen auf. „Nimm es ihr nicht übel", sah mich Duygu liebevoll an. Ihre Art war wie Balsam für meine Seele. Ihr  Verständnis, ihre Ruhe und ihre Zuneigung. Yeliz und Sinem gingen vor. Sinem verstand sich mit beiden gut, doch eine Stimme in mir sagte, dass sie sich mit Yeliz am meisten verstand. Vielleicht konnte sie sich gut mit ihr identifizieren.
Vor Christ blieben wir stehen. „Diese Uhr kaufe ich, graviere unsere Namen.", sagte Sinem und zog Duygu mit sich. Mit Yeliz stand ich vor dem Schaufenster. „Es tut mir leid Nefes" Ich sah leicht zu ihr. Doch sprach ich nicht. „Meine Mutter hat dich sehr ans Herz geschlossen und ich ebenfalls. Als du mich mitgenommen hast zu deinem Elternhaus, dachte ich du vertraust mir. Du hattest nie von deinen Eltern gesprochen, geschweige ein Wort verloren und bei dir Zuhause hast du es mir erzählt. Ich weiß nicht, ich dachte wir wären die genau so wichtig. Ich bin eigentlich nie impulsiv, doch es hat mich echt verletzt Nefes" Als sie die Wörter aussprach und ich merkte, wie gut es ihr tat alles aus der Seele gesprochen zu haben, sah ich sie an. Sie sah so verzweifelt aus, weil sie aus Wut diese Worte aus ihrem Mund verloren hatte.
„Yasemin Abla und du seid mir echt wichtig. Dass ich gegangen bin bedeutet nichts Yeliz. Ich bin auch damals von meinem Elternhaus gegangen und habe mein Bruder hier in Bremen gelassen ohne mit der Wimper zu Zucken. Weil es mir einfacher gelang zu Gehen, als zu Bleiben", sagte ich voller Schmerz. In Hoffnung sie würde mein Verhalten einmischen besser nachvollziehen. „Yasemin Abla ähnelt meiner Mutter so sehr", sagte ich. „Nach meinen Eltern war sie so vertraut, ich wollte sie niemals verletzten.", sagte ich.
„Es tut mir leid", sagte Yeliz wiederholend. „Ich verzeihe dir", sagte ich lächelnd. Yeliz umarmte mich grinsend. „Wie geht es dir Nefes", fragte sie mich mit einem Mal total ernst. „Ich überlebe Yeliz", meine Stimme klang schwach. Yeliz zog schmerzverzerrt ihr Gesicht.
„Ich wünschte ich könnte dein Feuer in dir löschen", sagte sie. Doch ich lächelte über ihre Worte. „Danke dass ihr da seid" Sie lächelte. Hinter ihrem Lächeln steckte vieles. Sehr vieles. Ein Zeichen der Loyalität, ein Zeichen des Vertrauens...
Sinem kam vollgepackt aus dem Laden und wir machten uns auf dem Weg Nach Hause.
„Wie läuft die Uni?", fragte ich. Viel mehr wollte ich wissen wie es Koray ging.
„Wie immer", sagte Duygu. Nickend gingen wir zum Parkplatz. Duygu fuhr mit mir und Yeliz mit Sinem.
„Wie geht es Koray?", platzte es aus mir heraus. Duygu sah mich an. Sie dachte nach. „Nefes..." Mein Handy klingelte. „Schuldige", sagte ich. „Ja", ging ich ran. „Nefes wo bist du", hörte ich die Stimme meines Bruders. „Draußen wieso?", fragte ich. „Komm Nach Hause", legte er auf.
Duygu sah mich fragend an. „Ist alles okay?" Ich nickte und schaltete den Motor an. Ich fuhr Nachhause. Während der Fahrt lief meine Lieblingsmusik von Sıla. "Acısada öldürmez", sang ich mit. (Auch wenn es Schmerzt, es tötet nicht)
„Koray liebt ihre Lieder", sagte Duygu. Wieso musste sie gerade jetzt Koray erwähnen? Ich nickte und wartete vor dem Tor bis der geöffnet wurde.
„Haben deine Eltern nichts dazu gesagt, dass du kommen wolltest?", fragte ich Duygu. Sie spielte mit ihren Haaren. „Ne nicht wirklich. Mein Vater war dagegen aufgrund der Fahrt, doch meine Mutter hat ihn überredet", sagte sie lächelnd. „Und Koray", wollte ich fragen, doch ich traute mich nicht.
„Nefes!" Ich sah zu meinen Bruder der mich streng betrachtete. „In mein Zimmer", sagte er streng. Er sah kurz zu Duygu, begrüßte sie nickend und sah mich fordernd an. „Wenn du möchtest kannst du solange in mein Zimmer gehen, oder in die Küche zu Esma Sultan, wie du möchtest", sagte ich lächelnd und ging meinem Bruder hinterher. „Was ist los Abi?" Er lachte. „Studium abbrechen?", sagte er. Fassungslos sah er mich an.
„Abi-" Er schnitt mir ins Wort. „Ich erinnere dich! Du hast dich wegen deinem Jura Studium vor unsere Eltern gestellt! Du wolltest unbedingt Jura studieren, mit dem Wunsch sich für Frauenrechte einzusetzen! Was ist jetzt aus der Nefes geworden?" Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Denn die Wahrheiten waren schmerzhaft. Wahrscheinlich sah Burak mir meine Verletztheit an. Er kam ein Schritt auf mich zu, umarmte mich. „Du bist Nefes, du kämpfst mit Händen und Füßen gegen etwas was du nicht willst, und für etwas was du willst. Du bist meine Schwester. Du gibst nicht so leicht auf" Er küsste mich auf die Schläfe, weswegen ich meine Augen schloss und den Moment genoss.
"Du bist mein alles, ich kann niemals zulassen, dass du dich selber zerstörst.." Er nahm eine Strähne und spielte damit. Ich sah ihn lächelnd an. Früher hatte er mich immer damit geärgert. „Jetzt lass deine Freundin nicht warten." Ich nickte und sah wie er sich an sein Schreibtisch hin setzte.
„Ich liebe dich Abi", ließ ich ihn wissen. „Ich liebe dich auch Nefesim", lächelnd verließ ich sein Zimmer und ging die Treppen hinunter.
Laut den Stimmen in der Küche, war Sinem und Yeliz schon da.
„Wo ist Duygu?", fragte ich. „Sie telefoniert mit ihrem Bruder", sagte Sinem. Ich nickte.
Wieso war ich immer so nachdenklich wenn es um Koray ging?
„Bleibt ihr heute?", fragte Esma Sultan, weswegen die Mädels mich fragend ansahen. „Es liegt bei Nefes!", rief Sinem. „Hier wird sie schön von Esma Sultan verwöhnt, wäre ich sie würde ich auch nie Nachhause wollen", sagte sie amüsierend. Ich verdrehte meine Augen. „Kıskanma canım" (Sei nicht eifersüchtig)
„Dann lass uns nach dem Essen los fahren", sagte ich. Die Blicke der Mädels durchbohrten mich. Sie waren verwundert, aufgrund meiner schnellen Meinungsänderung.
Wieso bin ich eigentlich geflohen? Wegen den Schmerz? Oder hatte ich einfach nur Angst, dass gewisse Sachen meinen Atem rauben?
...
Was für ein Sternzeichen seid ihr? Glaubt ihr daran oder findet ihr es nur Schwachsinn? Und was denkt ihr vor was Nefes Angst haben könnte? Danke für das Lesen, passt auf euch auf. Bis dann 🙈🥰🌸🌸🌸🌸🌸🌸

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt