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Azra

Als ich meine Augen öffnete war ich sehr orientierungslos. Dann erinnerte ich mich daran, dass wir uns in Savas Wohnung befanden.
Ich lag auf seinem Bett, während er auf der Couch eingeschlafen war.
Das Zimmer war komplett in schwarzen Farben eingerichtet.
Wegen mir musste er auf der Couch schlafen, verärgert über mich schüttelte ich meinen Kopf und wollte aufstehen, doch auf einmal überholte mich der Schmerz in meinen Knien.
„Was hast du vor?", hörte ich seine sanfte und gleichzeitig müde Stimme.
„Aufstehen, aber es tut irgendwie weh." Er blickte mir in die Augen und nickte. Danach lief er zu seiner Kommode wo ein Glas Wasser und ein Medikament stand.
Er überreichte mir die Tablette und danach das Glas Wasser, welches ich dankend annahm.
Ich spürte seine Blicke auf mir.
„Savas?", fragte ich. „Fährst du mich nach Hause?" Er ignorierte meine Frage. „Was war los an dem Abend?", fragte er und deutete auf meine Knie. Ich hatte wieder einen Nervenzusammenbruch. Ich blickte runter auf meine Knie und sagte nichts.
„Ich mache mir Sorgen Azra, dass diese Menschen dich noch so kaputt machen können." Mit einem Mal füllten sich meine Augen mit Tränen.
„Ich kann doch nichts dafür", sagte ich und war kurz davor wieder zu weinen. Ich stand sehr auf und versuchte zu gehen, doch es gelang mir nicht.
Savas ging zur Tür und schloss sie ab, er sah genau zu mir als er die Schlüssel in seine Hosentasche steckte.
„Was war gestern?", fragte er.
„Sie wollen, dass ich ihn wieder eine Chance gebe", als ich das sagte schämte ich mich wieder vor diesen Menschen, die meinten, dass sie etwas von mir wären.
Savas spannte sich total an und er ballte  seine Hand zur Faust.
„Wieso verheiraten sie ihn nicht mit deiner Schwester?", rief er total aufgebracht. „Was soll das überhaupt? Das sie kommen und-„ Er stoppte mitten im Satz und blickte mir mitfühlend in die Augen.
Da ich nicht mehr länger stehen konnte, setzte er sich zu mir und umarmte mich.

„Du hast ein so schönes Herz, solche Menschen haben dich nicht verdient", er wischte mir meine Tränen weg. Mein Gott, tat seine Nähe gut. Mein Herz schlug so schnell. Ich lernte immer eine andere Fassade von ihm kennen. Er konnte so liebevoll sein.
Ich lehnte mein Kopf auf seine Schulter.
„Danke", sagte ich. „Nicht dafür."

„Du musst nach den Tabletten was essen. Wir stehen jetzt auf und gehen ins Wohnzimmer. Dann mache ich dir eine Suppe.", ich lachte. „Du möchtest mir eine Suppe machen?"
Er zog gespielt seine Augenbrauen zusammen. „Du wirst ganz schön frech."
Gemeinsam gingen wir in den Wohnzimmerbereich.
„Oder komm mit mir in die Küche, dann kannst du zugucken wie gut ich das mache." Ich lächelte über seine wundervolle Art. Und dachte an Nefes nach. Wir hatten uns ungefähr 1-2 Wochen nicht mehr gesehen. Ich hatte Urlaub und sie war auf Mutterschutz. Sie hatte mich auch zwei mal angerufen. Ich würde später zu ihr fahren.

„Sie weiß, dass du mit mir bist. Mach dir da keine Sorgen.", sagte er und brach die Stille.
Ich sah ihn schockiert an.
Er bereitete die Suppe vor während ich ihn beobachtete.
Da die Suppe noch köcheln musste, saß er sich zu mir.
„An was denkst du?", fragte er. „Weißt du, wann ich die Bandagen los machen kann?", fragte ich.
„Die Splitter waren sehr groß und haben tief geschnitten.. Wir gehen morgen ins Krankenhaus und da wird geguckt ob sie entfernt werden oder nicht. Gib du mir schon Mal deine Schlüssel, ich bringe dir paar Klamotten mit." Ich sah ihn mit großen Augen an. „Ich kann heute alleine Zuhause bleiben, dass ist das kein Problem." „Für mich schon. Ohne dich ist es eh langweilig. Du bleibst hier."

„Dann lass mich wenigstens mitkommen. Wegen meinen Klamotten."
Als ich daran dachte, dass er meine Unterwäsche einpackt wurde ich rot. Er verstand und nickte. „Können wir machen."
Als die Suppe fertig war, füllte er sie in ein Suppenteller und gab sie mir. Danach schenkte  er sich ebenfalls Suppe ein und saß sich zu mir.
Die Suppe schmeckte wirklich. Ich lächelte.
Beim Essen redeten wir gar nicht.
Zwischendurch erwischte ich mich selber, wie ich ihn die ganze Zeit anguckte.
Nach der Suppe räumte er auf. „Ellerine sağlık.", sagte ich. (Danke für deine Mühe)
Er nickte lächelnd.
„Dann lass uns kurz zu dir fahren", entgegnete er mir. Ich nickte.
Da ich meine Schuhe nicht anziehen konnte, überlegte ich sogar, doch nicht mit zufahren. Savas sagte nichts und half mir meine Schuhe anzuziehen. „Danke" „Bedank dich nicht immer so viel. Gerne.", so stiegen wir in sein Auto.
Er fuhr direkt zu mir so, dass wir in ein paar Minuten ankamen.
Ich schloss die Tür auf und Savas folgte mir. „Ich warte im Wohnzimmer", sagte er. Ich nickte. Ich lief in mein Zimmer und packte mir paar Sachen rein. Die Hose die ich anhatte war auch nicht mehr frisch, deswegen störte es mich die ganze Zeit.
Als ich ins Bad wollte um meine Zahnbürste zu holen, erinnerte ich mich an den Vorfall. Doch die Scherben waren alle weg. Der Boden sah blitzblank aus.
Ich ging rüber ins Wohnzimmer. „Savas. Jemand war in meiner Wohnung." Er legte sein Handy weg. „Emine Teyze, sie räumt zwischendurch bei mir auf. Ich wollte nicht, dass du den Raum wieder in Scherben wiederfindest." Darauf hin konnte ich nichts sagen. Er blickte zu meiner Tasche. „Bist du fertig?" Ich nickte. Wir wollten die Wohnung verlassen, als ich sein Auto sah.
„Savas lass uns weg sofort."
Doch als Savas ihn wahrnahm blieb er sofort stehen.
„Wo bist du Azra? Die ganze Zeit?!", schrie er mich an als er aus dem Auto ausstieg. Wie konnte ich so einen Mann lieben? Der mich so verachtend behandelte.
„Ist das dein Ernst? Wie traust du dich noch bei meinen Eltern über mich zu reden? Ich heirate nicht  mit dir.", ich versuchte die Ruhe zu bewahren, da ich merkte, dass Savas sich schwer beherrschte um nicht auf ihn los zu gehen.
„Ist das dein neuer?" Er blickte zu Savas. „Sogar mit mir ist die Nächte nicht weg gegangen. Hast wohl mehr Geld als ich." Genau in dem Moment schlug Savas auf Volkan ein. „Adam misin lan sen!", brüllte Savas.
Ich wusste nicht was ich machen sollte. Volkan lachte. Volkan ließ ihn los. „Wie ehrenlos bist du? Du hast Azra betrogen! Fertig! Wieso lässt du sie nicht in Ruhe?!"

„Jeder macht Fehler. Ich liebe Azra." „Sicarim senin askina!" (Ich scheisse auf deine Liebe) Volkans Gesicht war so rot voller Blut, dass ich es mir nicht mehr ansehen konnte.

„Savas yeter. Du hast ihm genug Aufmerksamkeit geschenkt.", sagte ich und hielt ihn an seiner Hand. „Es ist mir egal was du denkst von mir. Ich kann machen was ich will. Lass meine Eltern in Ruhe.", sagte ich und lief zum Auto. „Dann werden deine Eltern vor lauter Schulden nicht mehr klarkommen können." Als Savas wieder zurück zu Volkan wollte hielt ich ihn auf.
Wir setzten uns hin.
„Wie kannst du so ruhig bleiben?", fragte er. „Ich bin fertig mit ihm.", sagte ich. „Nur mit meinen Eltern nicht. Ihr Vertat tut nach wie vor weh."

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt