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Lächelnd schüttelte ich mein Kopf. Ich war so wieso nicht müde.
Die drei Stunden Autofahrt waren sie Balsam für meine Seele. Wir alberten zwischen durch rum, oder redeten über Dinge die uns beschäftigten.
„Bald sind Semesterferien", sagte ich. Er nickte und sah zu mir. „Wirst du nach Bremen fahren?", fragte er. „Ich habe Sinem sehr vermisst, sie kann auch schlecht kommen." Er nickte. „Was machst du in den Semesterferien?", fragte ich. „Ich möchte am liebsten in die Türkei fliegen, damit ich mir mein Vaters Gerede nicht anhören muss.", seufzte er. Man konnte die Wut aus seiner Stimme hören.
„Du nimmst seine Worte sehr ans Herz oder?" Ich sah ihn mit verstehenden Augen an.
„Wenn es so leicht ging, würde ich es nicht ernst nehmen, gar nicht. Aber so leicht ist es nicht." Er atmete tief ein und aus. „Ich muss mein Semester wiederholen, ich habe viele Stunden versäumt, nicht genug gelernt. Es war kein guter Anfang für mich.", sagte er. „Ist doch nicht schlimm"
Ich nahm seine Hand in meine und strich über seine Adern die herausstachen.
„Du kennst meinen Vater nicht, er wird mir das mit seinen Wörtern zur Hölle machen." Ich überlegte. „Er möchte, dass du wie Savas eine Position in der Firma wahrnimmst oder?" Er nickte. Ich wunderte mich darüber, dass es bei mir auch so war.
„Es war bei mir nicht anders. Mein Vater wollte, dass ich Wirtschaft studiere, er hat mich oft mit Burak verglichen, doch meine Sturheit und Willenskraft haben ihn verdeutlicht. Schau du studierst das was du wolltest. Na und, dann wiederholst du eben? Das heißt doch nichts." Er lächelte griff sanft nach meiner Hand und hauchte zärtlich ein Kuss darauf.
„Savas und ich sind wie Gegensätze. Mein Vater wollte immer, dass ich so wie Savas werde. Meine Mama ist die einzige die mich liebt mit dem was ich bin.", ich lächelte. „Mütter sind etwas tolles", sah ich bewundert zu ihn.
Als wir vor meiner Wohnsiedlung ankamen hielt er an. Koray stieg mit aus.
Ich stand vor ihm.
Lächelnd hob ich meine Hand hoch, und streichelte seine Wange. „Ich schätze dich für jede Sekunde die du in meinem Leben bist. Ich bin so dankbar. Koray du bist ein toller Mensch. Bitte lass dich von deinem Vater nicht herunterziehen. Du bist ein selbstloser Mensch, deine höchste Priorität sind deine Familie und Freunde. Wie kann dich dein Vater nicht für das lieben und schätzen? Und wenn es wirklich so ist, dann ist es seine Charakterschwäche." Er schloss seine wunderschönen Augen als ich diese Worte aussprach und seine Wange streichelte.
Als er seine Augen öffnete umarmte er mich. Ich fühlte mich so geborgen. Wir vergaßen Duygu die im Auto schlief.
„Wie können wir beide so gleich, aber wiederum so verschieden sein", wisperte er.
„Es sind unsere Seelen die so gleich sind.", lächelte ich.
Langsam löste ich mich von ihm.
„Schreib mir wenn du Zuhause bist", sagte ich. Er nickte lächelnd.
Ich drehte mich um und schloss die Tür auf. Als ich nach hinten schaute, stand er noch. Ich winkte ihm noch mal zu und ging die Treppen hoch.
Als ich die Tür meiner eigenen Wohnung öffnen wollte, wurde sie von Burak aufgemacht.
Es war kurz nach drei, wieso schlief er nicht.
„Ach du hast den Weg nach Hause gefunden?", rief er.
„Komm rein, sofort" Seine strenge Haltung verkrampfte mich.
Ich zog mir meine Schuhe, meine Jacke und meinen Schal aus.
„Setzt dich hin" Er war richtig angespannt.
„Es kann doch nicht sein, dass ich mir hier Sorgen machen muss! Wieso antwortest du nicht auf meine Nachrichten." Er schüttelte sein Kopf.
„Darf ich was dazu sagen?", fragte ich lächelnd. Ich wusste, wie er mit sich selber kämpfte.
„Nur zu!" Ich nickte. „Als du mir geschrieben hattest war ich kurz im Hotelzimmer, wir wollten eh am Abend zurück fahren"
„Ach und mir schreiben konntest du nicht?"
„Es tut mir leid.", sagte ich.
„Und dieser Koray.." Er sah mir gespannt in die Augen.
„Ich warte seit Wochen, dass du mir von selbst aus erzählst, aber es kam nichts! Ich bin dein Bruder ist dir schon bewusst?", ich seufzte.
„Abi, bitte beruhig dich jetzt! Ich weiß, ich habe viel falsch gemacht. Das mit mir und Koray ist zu frisch, und bitte wo hatte ich die Zeit mit dir zu reden?", fragte ich.
„Wenn ich nur eine Sekunde daran zweifeln würde, dass er dir nicht gut tun würde, wäre er tot!", rief er. Ich sah ihn lachend an. „Das sagst gerade du?", fragte ich verwerflich. Burak sah mich verwirrt an.
„Wenn Koray wüsste, dass du seiner Zwillingsschwester das Herz gebrochen hast, könnte nicht mal ich dich vor ihm retten!", ich stand auf und sah ihn an. Mein Bruder sah mich geschockt an. Wieso hatte ich das all die Tage verstaut.
„Du weißt, dass ich sie niemals traurig machen wollte!", schrie er. „Hast du aber! Du weißt nicht was du möchtest! Du liebst sie, gib es doch zu!"
„JA ICH LIEBE DUYGU VERDAMMT!", schrie er weswegen ich zusammenzuckte.
„Wieso versteht mich niemand?" Seine Stimme glich ein Flüstern.
Ich sah ihn in seine verlorenen dunklen Augen.
„Ich liebe sie, ich kann mich schwer von ihr Fernhalten, doch es ist die einzige Möglichkeit um sie nicht zu verletzen!"
Er drehte mir sein Rücken zu und wollte die Wohnung verlassen. „Abi"
Ich umarmte ihn, ich wollte ihn niemals gehen lassen. „Sie liebt dich auch, da bin ich mir sicher. Sie würde dir jeden Augenblick verzeihen, bitte mach dir das Leben nicht schwieriger.", sagte ich. Er sah mich schmerzvoll an.
„Ich bin nicht der das  Leben schwieriger macht, es ist das Leben welches schwierig ist.", sagte er. „Ich gehe schlafen", sagte er. Müde legte ich mich auf das Sofa.
Ich spürte wie mein Bruder mich zudeckte.
..
„Guten morgen"
Ich wurde wach durch die Kaffeemaschine. Ich sah zu Burak der nickte. „Du bist mir sauer?", fragte ich und er nickte.
„Du liebst ihn stimmt's,", fragte er. Stille. Das war genug Antwort für ihn.
„Trinkst du Kaffee?", fragte er. Ich schüttelte mein Kopf. Er nickte. Er hatte ein Hemd und eine schicke schwarze Hose an. „Wohin?", fragte ich. „Ich fahre gleich zu einem Meeting.", sagte er.
„Mal schauen vielleicht werden es unsere Partner.", zuckte er mit seinen Schultern.
Gemeinsam tranken wir unsere Kaffees. Mein Bruder war gekränkt.
„Bitte hör auf sauer zu sein", sagte ich. „Okay", nach dem er ausgetrunken hatte verabschiedete er sich von mir.
Ich ging rüber zu Yasemin Abla und klingelte.
Doch die Tür öffnete mir Erdinc.
„Ist Yasemin da?", fragte ich. Er schüttelte sein Kopf. „Wie geht es Yeliz?", fragte er. „Interessiert es dich wirklich, oder fragst du um gefragt zu haben?", fragte ich genervt. „Schau, du hast ebenfalls Vorurteile über mich. Ohne mich zu kennen, jetzt kannst du gehen, mit so einer Person möchte ich nicht meine Zeit verschwenden!", lachte er was mich wütend machte. Als er die Tür schließen wollte steckte ich mein Fuß zwischen die Tür, so dass sie sich ein Spalt öffnete.
„Meine Freundin weint, verlässt die Stadt. Was erwartest du?" Er lachte. „Ich erwarte nichts! Von niemanden. Anscheinend ist die Menschlichkeit überall verdorben!", lächelte er zum Ende hin.
Sein Blick haftete weiterhin auf mir.
Seine Augen zeigten Gleichgültigkeit.
„Nefes?", hörte ich seine Stimme. Als ich mich umdrehte sah ich ihn. Wie er uns an der Treppe beobachtete.
Als er zu Erdinc blickte, verfinsterte sich sein Blick. Und mich ebenso.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt