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„Woher kennt ihr euch?", fragte Meryem und zog ihre Augenbrauen zusammen.
Der Junge namens Savaş beantwortete ihre Frage gar nicht, was ich sehr respektlos fand. Wenn man eine Frage bekam, sollte man sie auch beantworten.
Savas setzte sich neben Duygu und sah sie an. Man merkte, dass er sie wertschätzte. Er sah sie mit anderen Augen an.

„Alles gut bei dir kleine?", wuschelte er ihre Haare und Duygus Augen funkelten. Man merkte die Bindung zwischen den beiden.

„Ja alles gut und bei dir?", fragte Duygu nach. Ich aß mein Frühstück zu Ende und versuchte ihn nicht weiter zu Beachten.

„Muss. Wo ist Koray?", sah er zu mir. Sein Blick traf meinen und in mir fing es an zu Brodeln, da mich seine Art echt nervte. Er nervte mich.

„Koray ist in der Vorlesung. Ach ja er ist noch sauer auf dich, weil du nicht bei uns warst an unserem Geburtstag" Er seufzte.

„Ich werde es schon wieder gut machen"

Dann stand er auf, bis Meryem ihn aufhielt.

„Savas! Kommst du heute zu Shineclub?" „Mal gucken", sagte er ohne sich umzudrehen und ging. Wieso behandelte er sie so?
Hätte mich einer so behandelt, mir nicht eine richtige Antwort gegeben, wäre ich schon echt unangenehm.
Als ich zu Meryem sah, merkte man, dass sie betrübt war.

„Meryem du musst ihn endlich gehen lassen", sagte Duygu, weswegen mich Meryem ansah.
„So einfach ist das nicht.", sagte sie leise.

Nach dem Duygu ebenfalls fertig war standen wir gemeinsam mit Meryem auf.

"Wann willst du endlich wieder eine Vorlesung besuchen?", fragte Duygu als wir vor der Tür standen und Meryem anscheinend nach Hause gehen wollte.
Meryem zuckte mit ihren Schultern und ihre blonden Locken fielen nach hinten.

„Ich gehe jetzt Nachhause, bis dann", umarmte sie Duygu und ging. Duygu sah Meryem kopfschüttelnd hinterher.

„Studiert sie auch Jura?"
Duygu nickte. Wir betraten den Hörsaal.

„Sie wird aber höchstwahrscheinlich das Semester wiederholen müssen.", seufzte sie. Danach sprach sie weiter

„Nimm ihr Verhalten von gerade eben bitte nicht persönlich. Sie macht gerade viel durch"

Ich lächelte um zu zeigen, dass es okay war. Ihr Verhalten und ihr Benehmen war mir  egal.

„Du musst mir noch später erzählen wie du Savas kennengelernt hast", lächelte sie und ich verdrehte meine Augen.
„Du magst ihn nicht stimmt's"
Ich nickte lachend.

„Und wie ich ihn nicht mag", dachte ich mir innerlich. Wir konzentrierten uns danach auf die Vorlesung, worauf ich mich gar nicht konzentrieren konnte. Es fiel mir so schwer.
Ich packte mein Handy raus und schrieb meiner Cousine. Es waren schon 3 Wochen vergangen, dass ich nicht mehr bei ihr war. Bei meinen Bruder, in der Stadt, die mir Schmerzen bereitet hatte. Die mich zu einer anderen Nefes gemacht hatten.
Als alle ihre Sachen packten und ich noch saß, kam ich zu mir.

„Nefes du bist total blass geworden?"

„Ich habe nur Kopfschmerzen, geht wieder"

Sie nickte.

„Koray hat mir geschrieben, die warten in der Eingangshalle, komm mit, danach können wir lernen?"

Ich wollte nicht. Duygu reichte mir als Person. Andere Menschen wollte ich nicht kennenlernen, geschweige mit Ihnen reden.

„Ich muss noch sehr viel lernen, geh du, wir sehen uns später", winkte ich sie ab. Ohne auf ihre Antwort zu warten ging ich in die Bibliothek.
...

„Du musst kommen Nefes. Du hast nur einen einzigen Bruder reg mich nicht auf!", schrie sie und ich bekam Tränen.

Sinem war mein Halt und auch ihre Geduld war am Ende. Es ging ihr meinetwegen so schlecht, doch erwähnen könnte sie es nicht. Sie würde es nie sagen. Meine einzige war so selbstlos.

„Bitte Wein nicht" Ich stand an der Raucherecke und meine Tränen flossen. Ich wischte sie sofort weg.

„Du musst kommen Nefes! Das hat kein Ende. Du bist geflüchtet und, du musst kommen!", legte sie auf.

„Ich kann nicht kommen", flüsterte ich und legte auf. Als ich mich umdrehte sah ich in seine hellen blaugrünen Augen.
Es war unerwartet ihn zu sehen. Er sah mir konzentriert in die Augen. Bestimmt waren meine Augen total rot und mein Gesicht noch tränenüberströmt.

„Nefes, ist alles okay?" Seine Stimme klang sanft.
Ich sagte dazu nichts und wollte an ihm vorbei. Wäre alles ok, wäre ich doch nicht hier? Würde ich doch nicht so aussehen oder? Nein es war nichts okay. Flüchten war nicht okay, alles verfolgte mich. Kaçan  problemlerinden kurtulmuyor, problemlerini içinde taşıya taşıya yanında götürüyor. ( Der flieht, befreit sich nicht von seinen Problemen. Er nimmt sie mit, tief im Inneren)

„Okay, es tut mir leid. Es war falsch so zu Fragen. Was ist los Nefes?", fragte er.
Diese Fürsorge von ihm verstand ich nicht. Wieso war er so nett? Ich wollte diese Nettigkeit nicht.
„Ich muss los.", ging ich an ihm vorbei, spürte seine Blicke auf mir und verließ die Uni. Ich wollte am besten nach Hause gehen und Schlafen. Ich war müde.
Müde vom Leben. Ich schaltete mein Handy aus und ließ es im Handschuhfach.
Als ich meine Wohnung betreten wollte, sah ich meine Nachbarin, die ich morgens immer sah. Sie hatte in der Hand einen Paket und in der anderen ein Teller. Sie sah mich lächelnd an.

„Guten Tag", begrüßte ich sie und sah sie an.

„Ich dachte du bist Zuhause. Das kam so plötzlich, aber ich wollte dir mal ein Besuch abstatten", sagte sie.
Ich nickte lächelnd, auch wenn mein Lächeln nicht echt war. Doch wer würde es schon merken?
Ich öffnete die Tür und ließ sie rein. Sie übergab mir den Teller dessen Inhalt mit Weinblättern gefüllt waren.
Mein Lieblingsessen was meine Mutter immer köstlich zubereitete. Mein Blick lag auf dem Teller und ich war in Gedanken, als ich die Blicke meiner Nachbarin auf mir spürte.
„Mein Name ist Yasemin. Tut mir leid ich hätte mich vorstellen sollen."

„Alles gut, mein Name ist Nefes.", sagte ich lächelnd. Sie sah mich an. „Wow was ein schöner Name."
Ich ging schnell in die Küche, wo ich uns beiden einen Kaffee machte. Da ich leider nichts Zuhause hatte an Süßigkeiten könnte ich nichts anbieten. Ich musste einkaufen gehen.
„Tut mir leid, ich habe es vernachlässigt einkaufen zu gehen" Sie lächelte. „Das ist doch kein Problem. Aber du solltest schon auf deine Ernährung achten"
Es wunderte mich wieso diese Menschen in dieser Stadt so fürsorglich und gastfreundlich waren. Lag es an der Stadt?

„Yeliz hat aber ebenfalls einen schönen Namen.", sagte ich. So hieß ihre Tochter.
Ich servierte ihr ihren Kaffee, legte Milch und Zucker auf den Tisch. Abschließend saß ich mich ebenfalls hin.
Nach dem ich das mit ihren Namen gesagt hatte wirkte sie betrübt.
„Ihr Vater hat sie so benannt. Wir hatten uns geeinigt, dass wenn wir eine Tochter bekommen er ihr Namen aussuchen darf." Ich lächelte. „Und meinen Sohn habe ich benannt."

„Ich dachte du hast nur eine Tochter." Sie schüttelte ihren Kopf.

„Mein Sohn war schon immer ein Rebell. Er vertritt nie die Meinung seines Vater. Und irgendwann verließ er das Haus, weil es in seinen Augen nicht klappte." Yasemin brach in Tränen aus.
Ich setzte mich direkt zu ihr. Sie so zu sehen tat mir weh.

„Danach bekam mein Mann Krebs. Er hatte viel Stress in der Arbeit, aß wenig, rauchte viel. Yeliz hat nie den Namen ihres Bruder erwähnt. Sie sieht ihn als schuldig. Aber das ist falsch."

„Ich habe seit dem nichts mehr von meinem Sohn gehört." 

„Er heißt Erdinç."

Sie wischte lächelnd ihre Tränen weg. Als ich ihr Lächeln sah merkte ich was für eine wunderschöne und starke Frau sie war. Sie lächelte obwohl sie so fürchterliche Schmerzen verspürte.

„Hast du dich dran gewöhnt, hier zu wohnen?" Als ich ihr Antworten wollte, merkte ich wie ich mich dran gewöhnt hatte zu Lügen.
„Ja alles bestens" Sie sah mich kritisch an. „So kommt es mir nicht wirklich rüber.." Ich sah sie fragend an.
„Es haben viele Studentinnen hier gelebt, aber die waren alle so anders. So energievoll und ich habe das Gefühl als rede ich mit einer älteren Dame", sagte sie und ich wusste nicht was ich sagen sollte.
Entsprach es nicht der Wahrheit?

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt