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Meine Augen waren immer noch geschlossen. Ich wollte dass es nie endete. Dieser Augenblick war so magisch. Ich öffnete meine Augen und sah wie er seine ebenfalls geschlossen hatte. Lächelnd legte ich meine Hand auf seine Wange.
Er legte seine Hand auf meine und hauchte mir ein Kuss auf die Hand.
In mir kribbelte es.
Immer hatte ich Berke und Sinem bewundert. Ich habe es meiner Cousine immer von Herzen gegönnt. Ich war niemals eifersüchtig auf sie. Doch tief im inneren sehnte ich mich nach jemanden der all meine Charakterzüge verstand, akzeptiert und liebte.
Mir wurde immer klar gemach, was für eine schwierige Person ich doch sei. Viele Menschen kamen in meinem Leben und gingen als sie an meinen Hürden angekommen waren.
Als es mir gut ging waren sie stets bei mir, doch bei der Brandung ließen sie mich alle in Stich.
Schüchtern sah ich zu Koray. Ich war nie fokussiert darauf eine Beziehung zu haben. Dafür war mein Leben viel zu kompliziert. Ich war am kämpfen mit mir selber. Und nun stand der Mann der mir zeigen wollte, mich selber zu lieben und nicht so selbstkritisch zu sein. So hasserfüllt gegenüber mir zu sein.
Er verschränkte unsere Hände miteinander und wir gingen den Stück zurück ins Krankenhaus.

„Ich fahre dich nach Hause, dann kannst du dich ausruhen."
Ich nickte. Am Parkplatz angekommen suchten wir sein Auto und stiegen ein.
Er startete den Motor und sah zu mir. Ich war so aufgeregt.
Ich spielte mit meinen Händen und sah aus dem Fenster. Als ich zu Koray blickte, sah ich wie er lächelte.
„Gülme! (Lach nicht)", sagte ich streng. Er wurde auf einmal ernst.
„Gül medim ki? (Ich habe doch nicht gelacht)"
Er sah mich weiter hin belustigt an.
Als wir vor meiner Wohnung standen, wollte ich aussteigen.

„Nefes", hörte ich ihn meinen Namen sagen.

Ich blickte fragend zu ihm. Seine Blicke waren so intensiv.

„Von nun an sind unsere verlorenen Seelen nicht mehr verloren. Bitte vergiss das nicht. Wenn es mal sein sollte, dass dich jemand oder eine Sache so fühlen lässt, ruf mich an und ich zerstörte es."
Ich lächelte. Es bedeutete mir so viel. Ich konnte meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen.
Fährst du wieder ins Krankenhaus?", fragte ich. Er nickte.
„Ich werde mich aber dort nicht lange aufhalten. Savas braucht mich. Ich lasse mich kurz bei Meryem blicken und schicke die anderen auch nach Hause." Er wollte sich gar nicht ausruhen, sondern für seinen Freund da sein. Wieder ließ er seine Selbstlosigkeit anmerken.
Ich nickte. Ich sah wie Yasemin aus dem Apartment raus kam. Sie sah mich kurz an. „Ich sage ihr mal Hallo.", sagte ich und stieg aus. „Pass auf dich auf.", wisperte er weswegen ich eine Gänsehaut bekam. Ich nickte. „Du auch auf dich, Koray."
Ich stieg aus dem Wagen und lief zu Yasemin. Koray winkte ihr zu bevor er los fuhr.
Sie sah mich musternd an. „Sana bir seyler olmus" (Dir ist etwas passiert) Ich sah sie geschockt an. „Was soll den passiert sein?", lächelte ich.
„Sogar deine Augen glänzen und deine Lippen lügen.", sie kicherte. „Aber okay, ich möchte dich doch nicht zur Verlegenheit bringen. Es erzählt mir so wieso niemand etwas." Sie seufzte. „Ist Yeliz zu Hause?" Sie nickte. „Sie schläft, ich frage mich wer sie wieder zu diesem Zustand gebracht hat. Sie hat erst mal in ihrem Zimmer geweint und ist eingeschlafen."
Ich sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Wieso tat sie sich das an? Yeliz hatte doch keine Schuld.

„Und du, wo hin wolltest du?" fragte ich.

„Ich wollte Einkaufen gehen, mich ablenken." Ich nickte. „Möchtest du mit?" Wäre eine gute Idee, denn ich hatte nichts Zuhause.
„Fahren wir mit deinem Auto?", fragte sie. Ich nickte.
„Ich hole mal schnell meine Autoschlüssel." Ich lief schnell die Treppen hoch und öffnete die Tür zu meiner Wohnung. Mein Handy lag auf der Kommode in der Flur. Mein Bruder hatte mir geschrieben. „Ich komme heute Abend"
Ich legte es lächelnd weg, ich wurde schnell sauer. Ich konnte es ihm dann heimzahlen, dass er Duygu zum Weinen brachte. Sie einfach so fallen ließ.
Schnell nahm ich meine Autoschlüssel in die Hand und ging schnell in die Küche. Dort holte ich meinen Stoffbeutel.
Danach schloss ich die Tür wieder ab und ging die Treppen hinunter.
Ich öffnete mein Auto. Ich saß mich ans Steuer und Yasemin nahm neben mir Platz.

„Mein Bruder kommt heute, hat er geschrieben." Sie lächelte.
Wir fuhren zum türkischen Laden, wo ich viele Sachen einkaufte die mein Bruder mochte.
Nach dem Einkauf fuhren wir nach Hause und verabschiedeten wir uns. Es war schon 14 Uhr weswegen ich schnell den Einkauf einräumte. Ich zog mir etwas anderes an und putzte die Wohnung.
Gerade wo ich mein Fenster öffnete sah ich einen jungen Mann vor dem Apartment. Er starrte verloren auf das Gebäude. Als er mein Blick fing sah er schnell weg und stellte sich vor die Klingel.
Ich wollte ihn nicht weiter beobachten weswegen ich mich wieder an die Arbeit machte. Ich staubsaugte, wischte den Boden und den Staub. Danach war ich schon fix und fertig. Doch trotzdem konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Nach der kleinen Pause ging ich in die Küche und zubereitete die Suppe vor. Ich realisierte, dass ich das erste mal nach langer Zeit einkaufen war und kochte.
Ich kochte noch zwei weitere Gerichte.

„Wann bist du da?", schrieb ich Burak.

„10 Minuten." Nach dem ich seine Nachricht gelesen hatte, ging ich schnell duschen. Als ich meine Augen schloss hörte ich die Worte „Verlorene Seelen sind füreinander." Ich lächelte. Nach dem ich fertig war stieg ich aus, trocknete mich ab und zog mich schnell an.
Gerade wo ich fertig war klingelte es schon an der Tür.

„Nefesim" Er umarmte mich und ließ mich gar nicht in seine Augen schauen. Als er sich von mir löste,  sah ich die Leere in ihnen.

„Abim ne oldu sana?(Was ist mit dir passiert?)" Seine Augen füllten sich. Ich zog ihn an seiner Hand und wir setzten uns auf die Couch. Ich hielt seine Hand fest. Seine Träne haftete an seinem Gesicht.

„Ich kann nicht mehr Nefes." Er wischte sich die Tränen weg. „Hat Selin was gemacht?", fragte ich.
In mir brodelte es schon.
Er holte aus seiner Hosentasche ein Zettel raus. Als ich die Bilder sah, stockte mein Atem. Ich bekam eine Gänsehaut.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt