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Ich konnte vor Aufregung gar nicht schlafen. Also lief ich zur Terrasse. Ich sah Koray auf dem Liegestuhl sitzen. Er tippte an seinem Handy raus. Als er mich erblickte, lächelte er liebevoll.

„Sevgilim, wieso schläfst du nicht?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Darf ich rüber?", fragte ich.
Er nickte. „Klar.", lächelnd kletterte ich den Balkon rüber, weswegen mich Koray verblüfft an sah. „Du könntest auch gerne die Tür benutzen" „Türen werden heutzutage überbewertet", ich wusste selber nicht, was ich da sagte. Neben ihm war mir das auch egal.
Ich setzte mich zu ihm. Er legte sich hin, weswegen ich meinen Kopf auf seine Brust tat. „Ich liebe dich so sehr, Koray", flüsterte ich. „Ich dich auch", sagte er leise. „An was denkst du?", fragte ich. „Du hast Angst, dass ich dich verlasse, stimmt's?" Er war verletzt und enttäuscht. Ich schüttelte mein Kopf. „Nein, nicht mehr" Ich wusste, dass er mir nicht glaubte. „Ich würde dich niemals verlassen, wie kannst du nur an so was denken?", flüsterte er.
Ich sagte nichts dazu. Ich schwieg.  „Du hast Angst, dass wir in der Ehe scheitern", sagte er und blickte mir streng in die Augen.
„Es tut mir leid", seufzte ich. Ich setzte mich aufrecht hin. Ich blickte ihm  sein wunderschönes Gesicht. Ich strich über seine Gesichtszüge und merkte wie meine Hand zitterte. Als Koray seinen Auslöser bemerkte, lächelte er zuckersüß.

Er blickte mir sanft in die Augen. „Es ist okay", lächelte er und küsste mich auf die Stirn.
Danach machte ich es mir bequem auf seiner Brust.
„Aber deine Eltern haben sich doch geliebt?" Es tat weh, dass wir in der Vergangenheit über meine Eltern sprachen. „Ja, haben sie" „Aber sie waren sehr verschieden", lächelte ich. „Oft hat meine Mutter alles geduldet." „Was wenn du mich irgendwann nicht mehr duldest?" Er schüttelte sein Kopf. „Ob sich meine Eltern geschieden haben oder nicht. Ich lass es nicht zu, dass es ein Einfluss auf meine Gefühle hat. Denn das ist unser Leben, unsere Beziehung. Verstehst du? Nur weil meine Eltern sich geschieden haben, denke ich nicht ein Mal daran mich von dir zu trennen. Sevgilim, wir müssen das zusammen überwinden.", küsste er mich auf die Stirn.
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.
...
Als ich aufstand merkte ich, dass ich in meinem Hotelzimmer war. Lächelnd stand ich auf. „Du musst sofort runter kommen, danach fahren wir los. Überraschung Nummer 1", las ich auf der Karte. Lächelnd ging ich ins Bad und machte mich frisch. Nach dem ich meine Zähne geputzt habe, cremte ich mich an. Und zog mich schnell um. Da wir nur eine Nacht hier bleiben wollten, nahm ich mein Koffer und ging runter zur Lobby.

„Wo hin fahren wir?", fragte ich nach dem wir im Auto saßen. „Lass dich überraschen", ich nickte.
Die Fahrt verlief mit einer tollen Musik. Ich genoss die Ruhe mit Koray.
Ich merkte wie sich meine Seele so langsam an alles gewöhnte. An den Schmerz, an den Verlust an Yeliz. Er war in jeder aussichtslosen Situation bei mir. Liebevoll hielt ich seine Hand und hauchte einen Kuss darauf.
Als ich das Verkehrsschild IZMIR sah, wurde mir klar, wohin unsere Reise ging.
Die Sehnsucht überkam mich und ich bereute mein Verhalten von vor Monaten.
Vor Yasemin Ablas Haus parkte er. Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich weiß, sie sehr du sie liebst. Bitte sei nicht so hart zu dir", ich nickte. Das hatte ich nicht vor. Nicht mehr.

Da es recht früh war, schien die Sonne. Als wir klingelten und keiner die Tür auf machte, standen wir da.
„Sollen wir im Garten gucken?", doch im Garten war sie nicht.
Als ich eine Nachbarin sah, sie hatte  ich auch an der Beerdigung gesehen. „Merhaba, Yasemin Ablaya gelmistik" (Hallo, wir waren auf der Suche nach Yasemin)
Sie nickte lächelnd. „Wenn sie nicht im Garten ist, ist sie bei Yeliz.", ihr Lächeln war warm jedoch Schmerzgefüllt.
Ich biss mir auf die Lippen und schaute zu Koray.
Wir beschlossen nach einigen Minuten ebenfalls ans Grab zu gehen. Es waren keine fünf Minuten vom Haus von Yasemin entfernt.
Als ich sie von weitem wahrnahm sah ich sie. Wie liebevoll sie an der Erde fasste. Als wären es die Haare ihrer Tochter. Die Sehnsucht in ihren Augen waren kaum übersehbar. Ich spürte ihren Seelenschmerz. Unser würde vielleicht sanfter werden. Aber ihrer nicht.
Lächelnd blickte ich zum Grab. Sie hatte  tolle Blumen darin gepflanzt mit ihren Lieblingsblumen. Yeliz liebte Nelken. Alles was gebrechlich und zart war liebte sie. Sie war genauso.
Ich wickelte meinen Schal um meine Haare und lief auf sie zu.
Ihr Rücken war zu mir gedreht. „Hallo Yeliz, Hallo Yasemin Abla" Als sie sich zu mir drehte, blickte ich in ihr liebevolles Gesicht. „Nefesim! hos geldin" Sie umarmte mich. Danach wand sie sich zum Grab. „Bak Yeliz. Nefes gelmis" (Schau Yeliz. Nefes ist gekommen)
Danach blickte sie zu Koray. „Hos geldiniz oglum", (Willkommen)
„Nefes Yasemin Abla und ich gehen schon mal vor, okay?" Er wusste, dass ich ihr viel zu sagen hatte.
Nun stand ich alleine vor ihr Grab.
„Ich weiß nicht was ich sagen soll. Es fühlt sich komisch an so zu reden. Verstehe mich nicht falsch, aber ich würde es bevorzugen mit dir zu reden. Aber das geht leider nicht mehr.", ich seufzte und meine Träne lief meinem Gesicht entlang. „Ich vermisse dich. Duygu vermisst dich auch. Aber am- meisten Savas. Dein Savas.", ich pausierte. „Ich versuche so viel ich kann. Ihn ablenken. Ich rede auf ihn ein, doch ich weiß, dass er mir nie zuhört." Ich lachte. „Typisch Savas. Wann hört er denn auf mich?", lächelte ich kopfschüttelnd.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt