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Mein Herz verlor sein Rhythmus. Ich schloss kurz meine Augen und versuchte seine Worte zu verdauen.
Lächelnd blickte ich zu Koray, er hatte mich immer noch nicht bemerkt. Savas sah  mich mit einem mal grinsend an.

„Oh Nefes, warst du nicht weg?", fragte Savas lachend. Koray drehte seinen Kopf zu mir. Seine Blicke waren kaum auszuhalten. Wäre ich an seiner Stelle und er würde mein Gesagtes  mitkriegen, würde ich mich doch schämen?
Koray jedoch sah mir weiterhin in die Augen. Seine Blicke sagten so etwas wie „Ich stehe zu meinen Worten."
Ich sammelte mich und sah auf seine Hände. „Ich wollte dir deine Schlüssel zurück geben." Meine Stimme war so leise.

„Wie willst du nach Hause fahren?", fragte er mich.

„Ich nehme die Bahn."
Koray schüttelte sein Kopf. „Du kannst weiterhin das Auto benutzen, du musst nicht mit der Bahn fahren." Savas sah Koray verwirrt an. „Nicht mal mir gibst du deinen Wagen freiwillig?"
Koray verdrehte seine Augen.
„Nein Koray, ehrlich. Dankeschön."
Ich lächelte. 
„Dann fahre ich dich heute nach Hause.", sagte er. Lächelnd nickte ich. „Tamam." Savas sah auf seine Armbanduhr.
„Ich muss jetzt los, bis später.", sagte Savas, er verabschiedete sich und ging.
Ich setzte mich zu Koray, weswegen er mich verwundert an sah.
„Was ist mit Meryem?" Ich wusste ganz genau, dass Koray alles wusste. Er war Meryems guter Freund. Sie waren alle gemeinsam aufgewachsen.

„Ich kann dir nichts erzählen was mir meine Freunde anvertraut haben.", sagte Koray. „Doch man muss sie verstehen. Liebe kann Menschen auch zum schlechten verändern. Liebe ist was tolles, ja ja. Doch alles hat auch seine Schattenseite. Wenn du liebst, wirst du schwach. Du wirst immun gegen die Liebe wenn dein Herz bricht. Meryem ist ein tolles Mädchen. Doch auf dem Weg zu Savas hat sie sich verloren. Savas hat sie nie verdient." Er atmete tief ein und aus.

„Ich glaube Duygu ist gerade ebenfalls auf der falschen Spur wie Meryem. Ich mache mir Sorgen" Er sah mich prüfend an, so als wusste er, dass ich über alles Bescheid wusste.

„Wer ist er?", fragte Koray ernst.

„Ich kann dir nichts erzählen, was mir meine Freunde anvertraut haben." Ich lächelte über meine Aussage.

„Benim lafimi benden alip, bana satamazsin." (Du kannst meinen Spruch nicht von mir klauen, und dann mir verkaufen.)

Ich lächelte. „Doch kann ich.", sagte ich.

Koray schüttelte sein Kopf. Als ich in sein Gesicht blickte sah ich wie gut es ihm ging.

„Du siehst gut aus." Koray lachte.

„Achso, also an anderen Tagen sehe ich schlecht aus?" Ich fing an zu Lachen.

„Ich glaube du verbringst zu viel Zeit mit Duygu, so etwas fragen Frauen."
Koray zuckte mit seiner Schulter.

"Derzeit bringe ich sogar zu wenig Zeit mit ihr, und ich schaue ihr Herz ist gebrochen." Ich bekam Gänsehaut weil er es mit so einer Wut gegenüber sich selber sagte. Und die Tatsache dass dieser Mann der ihr Herz gebrochen hatte, mein Bruder war vereinfachte die Sache nicht.

Ich sagte nichts zu seiner Aussage, nichts wäre ausreichend für ihn. Er würde sich die Schuld geben.

„Sollen wir was essen gehen?", fragte er mich als wir im Auto saßen. „Müsstest du nicht eine Vorlesung besuchen?", stelle ich ihm die Gegenfrage.

„Ich muss gar nichts.", seufzte er. Als er merkte, dass ich ihm keine Antwort liefern wollte fuhr er los und steuerte Richtung Autobahn.
Während der Fahrt regte er sich über die anderen Autofahrer auf. Ich sah ihn nur lachend an. Es amüsierte mich Koray, den geduldigen immer standfesten so aus der Fassung zu sehen.
Obwohl ich möchte all seine Charakterzüge. Mittlerweile war ich so gespannt auf jede einzelne Fassade.

„Wie läuft dein Studium?", fragte ich ihn. Er sah mich kurz an, danach wieder auf die Fahrbahn.

„Ganz gut. Wie ist es bei dir?" Er versuchte das Thema zu wechseln. Ich sah ihn von der Seite an. „Läuft es wirklich gut?" Er seufzte, ich sah wie fest sein Griff ums Lenkrad wurde.
Als ich sah wie weiß seine Knochen aufgrund seinen Druck ums Lenkrad wurden vergrößerte ich meine Augen.
Ohne zu realisieren wie ich handle, nahm ich seine Rechte Hand in meine.
„Es tut mir leid", flüsterte ich. Er schüttelte sein Kopf und sah sanft in meine Augen. „Woher willst du es denn wissen?"

„Nach meinem Autounfall habe ich mein Studium sehr vernachlässigt, obwohl das Medizin Studium alles war was ich wollte." Ich hörte ihn aufmerksam zu.

„Mein Vater konnte bei allem gewinnen, standhalten doch bei diesem Thema hatte ich ihn besiegt. Doch schau, er hat genau dass erreicht was er wollte. Ich verspiele mir mein Semester."

„Noch ist nichts, dann wiederholst du dein Semester eben.", sagte ich. Er nickte. „Muss ich wahrscheinlich." Er lehnte sich an seinen Sitz und ich merkte, wie sehr ihn all das ermüdete.

Nach einer halben Stunde nahm er die Ausfahrt und wir blieben vor einem Türkischen Restaurant stehen.

„Hier gibt es die best gemachten Cig köftes.", lächelte er wie ein kleines Kind.
Das Restaurant war sehr orientalisch eingerichtet. Als wir uns hin saßen kam schon ein großes Tablett mit Cig köfte und Eisbergsalat.

„Mein Opa hatte mich als kleines Kind immer hier hin gebracht." Sein Lachen erreichte nicht seinen Schmerz. Wie konnten Augen so schmerzvoll schauen?

„Guck schau das ist mein Opa." Er zeigte auf die Wand, wo ein kleines Kind mit einem älteren Mann fotografiert war.

Ich sah wie sich seine Augen füllten. Ich bückte mich zu ihm und sah fest in seine Augen.
Er kämpfte mit sich selber darum seine Tränen zurück zu halten.

„Lass deine Tränen los, Koray." Er schüttelte sein Kopf.

„Diese Schmerzen sind das einzige was bleibt, wenn ich mich vom Schmerz befreie fühlt es sich so an als verabschiede ich mich von ihm. Das einzige was mir geblieben sind die Tränen die sich nicht befreien wollen."

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt