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Nefes

Lächelnd betrachtete ich mein Zauberwerk. Ich hatte  die Torte für Koray gebacken. Es sah so schön aus.

„Nefes ich stelle das schon mal auf den Tisch, liebes.", sagte meine Schwiegermutter, weswegen ich lächelnd nickte. Seit dem ich sie kannte schenkte sie mir mütterliche Liebe. Nicht ein Mal hatte ich das Gefühl, dass sie mich von ihren Kindern unterschied.

„Hala, Yasar ärgert mich!", hörte ich Ada rufen. In der nächsten Minute kicherte sie. Ich schüttelte mein Kopf und blickte zu Yagmur. Yaşar war der Sohn von Yagmur Abla und Yaman Abi. Er war ebenfalls fünf Jahre alt. Ada war nur zwei Wochen älter.
„Schon in diesem Alter die erste Liebe gefunden", lächelte Yagmur. Burak blickte geschockt zu Yagmur. Sogar auf den kleinen Mann war Burak eifersüchtig.
„Was für große Liebe? Wenn dann nur geschwisterliche Liebe", sagte er ernst.
Ada verstand sich sehr gut mit Yasar. Sie war gegenüber anderen Kindern sehr zurückhaltend. Sie spielte oder redete nicht mit allen Kindern. Yasar war das Kind welches sich mit allen Kindern versteht .
Bis auf Savas, Azra und Sinem waren alle da.
Als es klingelte öffnete Duygu die Tür.

Ich hörte schon die Tochter von Sinem weinen. Lächelnd ging ich zur Tür, wo Berke und Sinem zu Defne sahen.
Defne und Ada kamen nicht sonderlich gut miteinander klar. Ada war ein recht ruhiges Mädchen, doch mit Defne eskalierte es immer. Vielleicht lag es daran, dass Defne beide Elternteile an ihrer Seite haben. Vielleicht verspürte Ada auch Eifersucht und Trauer. Ich weiß es nicht.

„Hos geldiniz", (Willkommen) Ich umarmte meine Cousine. „Ich habe dich so vermisst" Wir sahen uns leider selten. Als ich sie anguckte merkte ich, dass sie einen runden Bauch hatte. Als sie meinen Blick wahrnahm nickte sie. „Ich wollte es dir nicht erzählen, nachdem du mir die Ergebnisse vom Arzt mitgeteilt hattest." Ich nickte nur. „Koray ist im Garten. Wir können auch raus, wenn ihr wollt" Berke nickte lächelnd und ging zur Gartentür.
Sinem, Yagmur, Duygu und ich erledigten noch die Kleinigkeiten in der Küche.

„Was wird es?", fragte Yagmur lächelnd. Aber auch zögernd. Ich hatte so oft mit ihr über das Thema gesprochen. An ihren Blick sah ich, dass ich allen leid tat. Da wir Kinder bekommen wollten, doch es nicht klappte. Ich schloss kurz meine Augen und stand auf. „Ich gehe mal kurz zur Toilette", lächelte ich.
Als ich im Bad mich im Spiegel betrachtete, merkte ich wie traurig meine Augen aussahen. Würde ich jemals uns einen Kind schenken? Es waren doch eins unserer Träume. Meine Augen füllten sich.
Als ich die Tür öffnen wollte, stürmte Koray rein. „Nefes", er blickte zu meiner Träne die er sanft wegwischte und dabei sein Gesicht verzog.
„Du darfst niemals aufgeben. Das wird", ich nickte. „Lass und raus zu den anderen", ich wollte nicht mehr darüber reden. Ich hatte es satt.

...
Azra (Arbeitskollegin von Nefes)

„Wie lange möchtest du dich noch von der Außenwelt abkapseln?", fragte ich mich selber und blickte in mein Spiegelbild.
Nefes hatte mich zur ihr nach Hause eingeladen. Da ihr Mann Geburtstag hatte. Einerseits wollte ich voll gerne dort hin, doch anderseits wollte ich niemanden vertrauen. Nefes war so eine herzliche Person. Man konnte sie nur mögen.
Ich sah auf meinen Handy, da ich falsch eingebogen war. Mein Auto war in der Werkstatt, weswegen ich zu Fuß von der Haltestelle aus laufen musste.
Ich hörte nur das Geräusch der Bremse und der Räder. Ich schloss vor Schock meine Augen.

„Bist du vollkommen lebensmüde?", schrie einer. Ich kam so langsam wieder zu mir und blickte zum Mann. Er sah sehr aufgelöst aus. „Geht es dir gut?", fragte er. Als ich in seine Augen blickte, bekam ich Gänsehaut. Diese Leere kam mir so bekannt vor.
Es war ein junger Mann in meinem Alter. Dunkle Augen ein seine strengen Gesichtszüge ließen ihn distanzierter wirken.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt