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Azra

Savas blickte mir tief in meine Augen. Ich spürte wie mehr ich mich in ihn verliebte. Alles verlief so schnell. Ich hatte so Angst. Und da war eine Sache, die mich noch störte. Ich hatte so Angst.
Auf seine wunderschönen Worte schwieg ich, da ich nicht wusste, was ich antworten sollte.
Ich konnte durch meine Angst den Moment nicht wirklich genießen.
Ich lächelte kurz und schaute aus dem Fenster.
Ich spürte seine Blicke auf mir und danach hörte ich nur wie er den Motor startete und los fuhr.
„Bist du dir sicher, dass du Aziz verzeihen kannst", hörte ich ihn leise fragen. Ich nickte. „Wenn er bereit ist zu mir zu ziehen und an sich zu denken.. Zu vielen Dingen zwingen ihn auch meine Eltern. Er ist selber in ihrem Gift gefangen. Ich möchte nicht, dass er so wie ich endet." Darauf erwiderte Savas nichts. Ich wusste , dass er anderer Meinung war. Doch es was mir egal.

Wieder bei Nefes und Koray angekommen stiegen wir aus und liefen zur Haustür.
Sie warteten schon alle auf uns. Ich saß mich zu Nefes und Duygu. Ada sah mich an und winkte mir zu. Ich winkte zurück.
„Sie liebt dich einfach zu sehr", sagte Nefes lächelnd. „Ich sie auch", sagte ich. Der Vater von Koray grillte das Fleisch, während wir uns über alles unterhielten.
„Alles gut", hörte ich Nefes fragen und erwischte Yagmurs Blick. „Ja alles gut. Bin nur müde." Nefes nickte. „Hast du Schmerzen? Benötigst du eine Schmerztablette?", ich schüttelte meinen Kopf. „Alles gut, morgen bin ich diese Bandagen endlich los." In dem Moment sah Koray zu mir, der mich bemitleidend ansah. Ich schaute weg, da es mir unangenehm war.
Nach dem Savas fertig mit dem Essen war, löste er den Vater von Koray ab. Ich hatte seinen Namen vergessen.
Ich beobachtete die Atmosphäre. Es war einigermaßen ruhig, dennoch nicht zu ruhig. Ada und Yasar ärgerten sich. Ich hatte mir immer so eine Familie gewünscht, wo man gemeinsam essen konnte. Man sich über alles unterhalten konnte.
Doch so viel Glück hatte ich nicht. Du hast Savas.
Nach dem Essen räumten wir Mädels die Teller und das Geschirr weg.
Reyhan Teyze, die Mutter von Koray und Duygu sprach mich an. „Azra, kizim, geht es dir nicht gut?", ich lächelte, da ich ihre besorgte Art so süß fand.
„Ich bin nur müde, Reyhan Teyze.", lächelte ich. Sie nickte. „Ich schaue mal nach den Mädels", mit diesen Worten lief ich in die Küche. Yagmur, Nefes und Duygu waren in der Küche. Genau als ich die Küche betreten wollte, hörte ich die Worte von Yagmur.
„Ich sehe es mit Azra und Savas nicht gut enden.", sagte Yagmur. „Warum?", hörte ich Nefes fragen. „Yazik degil mi Azraya? Hat er Yeliz auf ein Mal vergessen oder wie? Bitte seid nicht so leichtsinnig." (Ist es nicht schade für sie)
„Yagmur hör auf dich bei allem einzumischen!", sagte Duygu. „Wieso? Du hast doch selber dafür gewettet, dass sie nicht zusammenkommen!"
Ich konnte meine Tränen nicht aufhalten. Wieso verletzte es mich so sehr? Wieso verletzten ihre Worte mich so sehr!
Genau in dem Moment drehte sich Nefes zu mir und blickte mich geschockt an. Yagmur und Duygu sahen mich ebenfalls an.
Als Yagmur was sagen wollte schüttelte ich meinen Kopf. „Anscheinend gibt es etwas was du mir sagen möchtest.", sagte ich und wischte meine Tränen weg. „Aber dann bitte direkt in mein Gesicht und nicht hinter mein Rücken.", sagte ich genau so direkt. Ich merkte, wie peinlich es ihr war. Vielleicht war ihre Absicht auch nicht böse. Ich wollte sie nur verstehen.
„Azra", sagte sie sanft und blickte mir in die Augen. „Wir kennen Savas, wie er die fünf Jahre sich selber die Hölle durchgemacht hat und uns mitleiden lassen hat. Er hat niemanden an sich rangelassen, geschworen dass er Yeliz nicht loslässt. Ich habe nur Angst, dass er dich am Ende verletzt! Er dir Hoffnungen macht und dich dann loslässt! Du bist schon verletzt und so was verdient niemand!", sagte sie.

Ich schloss kurz meine Augen und verarbeitete ihre Worte. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich nicht verletzen wollte, aber in ihren Augen war sie der Meinung, dass sie Recht mit ihren Worte hatte.
Ich wollte dieses Mal nicht voreilig handeln. Ich ließ mir mit meiner Antwort Zeit und blickte seufzend auf den Boden.
„Azra sag was", blickte Duygu tief in meine Augen. Ich lächelte. „Was soll ich denn sagen, hm? Ich denke nach bevor ich rede. Ich möchte niemanden verletzen."
Das war eine Andeutung  darauf, dass mich ihre Art und Weise schon verletzt hatte. Nicht ihre Worte, sondern, dass sie hinter meinem Rücken sprach. Auch wenn es nur ihre Schwester und ihre Schwägerin war. Ich dachte ich würde zu ihnen gehören? Beziehungsweise wünschte ich mir das so sehr.
„Wollen wir hoch auf mein Zimmer?", fragte mich Nefes liebevoll. Ich schüttelte mein Kopf. Ich konnte jetzt wieder nicht ordnen ob sie mit mir Mitleid hatten oder mich doch mochten und schon hatte ich wieder diese Vertrauensprobleme.
„Geh einfach nach Hause und beruhig dich, danach kannst du mit Savas in Ruhe", sagte mein Herz und Verstand.
Ich drehte mich um und lief zur Haustür. Ich hörte Duygu und Nefes nach mir rufen.

„Ich lasse dich nicht gehen!", rief Nefes und ihre Augen füllten sich. „Azra ich liebe dich! Du bist nicht fehl am Platz! So ist Yagmur! Sie redet unüberlegt, aber sie meinte es nicht böse! Schweig es nicht in dir! Du kannst gerne platzen, sagen wie verletzt du bist, es ist nicht schlimm! Wir sind Freunde!"

„Kannst du Savas Bescheid geben, dass ich nach Hause fahre. Und bitte halte ihn davon ab mir zu folgen.", sagte ich. Nefes schüttelte ihren Kopf. „Was wirst du machen ? Weinen? Dich selber verrückt machen?! Azra rede mit Savas." Ich schüttelte meinen Kopf.
„Bitte Nefes,  mehr möchte ich nicht."
Somit öffnete ich die Tür und lief aus dem Haus.
Ich brauchte einfach meine Zeit um nachzudenken. Ich war seit Tagen bei Savas. Ich wollte alles reflektieren. Es waren meine Emotionen, meine Gefühle. Ich musste erst mal mit ihnen zurechtkommen.
Als ich meine Wohnung endlich betrat schloss ich die Tür auf. Da ich zu Fuß unterwegs war wollte der Weg nie enden.
Seufzend zog ich mir meine Schuhe aus, da sie mir einfach weh raten.
Seufzend legte ich mich in mein Bett und schloss meine Augen.

Nefes

„Man Abla!", hörte ich Duygu rufen.

„Yagmur so was geht gar nicht! Was soll das?", rief ich und blickte ihr in die Augen. Ich merkte wie sie ihren Taten bewusst wurde. Sie schwieg einfach. Yagmur war keine einfache Person, das wusste ich. Ich wusste auch, dass sie es nicht böse meinte.
„Egal was es ist, die beiden sind zusammen. Keiner sagt was zu deiner Ehe mit Yaman, warum auch? Es ist etwas zwischen euch!", betonte Duygu jedes Wort. „Man ich meine es doch nicht böse!", rief sie und drehte sich um.
Genau in dem Moment betrat Reyhan Anne die Küche.
Ich bin ehrlich ich war sehr angespannt, was sie auch merkte. „Güzelim?", sie legte sanft ihre Hand auf mein Gesicht und begutachtete mich. Allein diese Geste sorgte für ein Lächeln.

„Wo ist Azra?", hörten wir seine Stimme. Ich blickte einfach zu ihm. Keiner konnte mir sagen, dass Savas sich nicht geändert hatte. Savas wollte gemeinsam mit Azra ein Neuanfang wagen. Beide waren vernarbt und verletzt.
Ich blickte zu Yagmur, die ihn einfach nur schuldig ansah. „Sie hat das Gespräch in der Küche von mir mitbekommen und ist dann gegangen. Wahrscheinlich habe ich sie verletzt." Savas zog seine Augenbrauen zusammen.
„Was hast du gesagt?", fragte er. Im ganz normalen Ton. Duygu schüttelte ihren Kopf und ging in den Garten zu den anderen.
„Was hast du gesagt Yagmur?", Yagmur seufzte. Reyhan Anne versuchte die Situation zu verstehen, weswegen sie ruhig uns beobachtete.
„Ich habe gesagt, dass ich es zwischen euch beiden nicht gut enden sehe. Da ich nicht denke, dass du Yeliz vergessen hast und Azra nur verletzten würdest."

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt