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Die Tage vergingen so schnell. Ich verbrachte sie mit Yeliz und Yasemin Abla. Ich vermisste Koray. Wir telefonierten immer zwischendurch, doch das war nicht das gleiche.
Gemeinsam mit Yasemin und Yeliz kauften wir die Kleinigkeiten für meine Wohnung.
Ich hatte das meiste weggeschmissen weil ich so frustriert war. Es war entweder kaputt oder hatte eine Macke  was mich daran erinnerte.
Yasemin ging arbeiten während Yeliz und ich gemeinsam zu Douglas liefen. Ich kaufte paar meiner Produkte. Und so verließen wir das Laden auch wieder.
Als wir Zuhause ankamen sah ich das Auto meines Bruders.
„Ist dein Bruder da?", ich nickte. Als ich die Wohnungstür öffnete, sah ich meinen Bruder der am telefonieren war. „Bende seni özledim, Duygu. Ja ich bin jetzt in Berlin. Tamam.", als er zu mir blickte merkte ich wie unangenehm ihm das war. Ich grinste nur wie ein Honigbiene.
Er nahm mir meine Tüte aus den Händen.
„Großeinkauf? Du Nefes, wieso ist es hier so leer?", fragte er. Ich zuckte mit meinen Schultern. Ich könnte ihm das nie erzählen. Er würde sich umsonst Sorgen machen.
„Ich habe paar Sachen weggetan.", zuckte ich mit meinen Schultern und er nahm das so hin.
Er blickte mir liebevoll ins Gesicht. „Wie geht es dir Nefesim?", fragte er. „Gut abim, dir?", fragte ich weswegen er lächelte.
„Duygu kommt heute Abend", sagte er. Stimmt, dass hatte ich total vergessen. „Und Koray", sagte er und sein Gesicht wurde ernst.
„Er verletzt dich nicht?" Ich schüttelte mein Kopf.
„Verletzt du seine Schwester?", sah ich ihn lachend an. „Bist du witzig", „Ne ich sage dir die Wahrheit."
Da ich etwas gekocht hatte machte ich ihm etwas in der Mikrowelle warm.
„Abi, kennst du den Vater von Duygu?", fragte ich.
„Ich habe ihn noch nicht gesehen, wieso?", fragte er. Und die Chance, dass er sein zukünftiger  Schwiegervater werden könnte machte mich nervös.
„Nur so", sagte ich. „Wie heißt er denn?", fragte er. „Nihat", sagte ich. Er zuckte nur mit seinen Schultern. „Ne weiß ich nicht", ich nickte. Also musste ich mich alleine drum kümmern.
„Hast du was mit Duygu vor?", fragte ich als er in mein Bett lag und ich mein Schminktisch säuberte.
„Mal gucken ob sie raus kann. Ich hoffe", sagte er.
Er hatte seinen Bart nicht mehr rasiert, das machte ihn nur älter und attraktiver. Ich glaube Duygu mochte es genau so.
Als ich WhatsApp öffnete, sah ich dass Koray mir geschrieben hatte.
„Sevgilim, sehen wir uns heute?", fragte er.
„Ich hoffe, wann seid ihr denn da", schrieb ich. „Wir sind gerade gelandet. Und Savas holt uns ab.", als ich auf die Uhr schaute war es 19 Uhr.
„Was machst du?", hatte er geschrieben. „Ich sitze mit meinem Bruder rum.", sagte ich.
„Meine Mama ladet euch alle zum Essen ein, Savas wird auch kommen. Yeliz auch", schrieb Koray. Ich überlegte. Sollte ich hin? Ich wollte Nihat nicht begegnen.
Als es bei mir klingelte öffnete ich die Tür. Yeliz stand vor mir. Und sah mir ins Gesicht. „Du kommst!" Mein Bruder sah lächelnd zu Yeliz. „Hey Burak", sagte sie. „Hey Yeliz, alles gut?", fragte er.
Ich lächelte  und ging in die Küche.
„Möchtest du was trinken?" Yeliz schüttelte ihren Kopf. „Wo hin wollt ihr?", fragte mein Bruder und sah mich streng an. „Wir sind zum Abendessen bei Duygu eingeladen", er verdrehte seine Augen.
„Also heißt das, dass ich sie nicht sehen kann?" Ich zuckte mit meinen Schultern. „Hat sie dir zugesagt?" Burak nickte. „Dann wird sie einen Weg finden und kommen, mach dir kein Kopf.", sagte ich liebevoll.
Gemeinsam sahen wir etwas Fernsehen, bis ich mit Yeliz in mein Zimmer ging. Sie sah mich verwirrt an. „Du hast es deinem Bruder nicht gesagt oder?", fragte sie und zog ihre Augenbrauen zusammen. Ich verstand sofort was sie meinte und schüttelte mein Kopf. „Möchtest du dass mein Bruder vor meine  Wohnung Wache hält? Er wird wieder übertreiben." „Ach Nefes ach, durch deine schweigsame Art wirst du hoffentlich keine Probleme kriegen."
Ich schminkte mich ab während sie diese Worte aussprach.
Yeliz war eine tolle Freundin. Sie warnte mich, erinnerte mich. Ich hatte so Glück.
Genau wie Duygu. Beide waren so verschieden, jedoch so liebevoll.
Nie hatte ich damit gerechnet meine ersten wahre Freundinnen erst mit zweiundzwanzig zu kriegen.
Doch besser als etwas verspätet als gar nicht.
„Danke", sagte ich. Was sie jedoch nicht verstand.
Lächelnd cremte ich mein Gesicht ein und sah wie Yeliz an ihrem Handy tippte.
„Weißt du Savas Vater ist genau so wie Nihat Amca", sagte sie. „Ihm geht es nur um die berufliche Karriere des Sohnes.", schüttelte sie ihr Kopf.
„Ist Savas deswegen...", sie nickte. „Ich liebe Savas für das was er ist, doch niemanden zeigt Nefes. Diese kalte Art ist nur eine Maske. Als Meryem sich für ihn Suizid begangen war, ist er zuhause durchgedreht, hat alles kaputt gemacht. Er wollte selber nicht, dass es so kommt.", sie lächelte. „Deswegen würde ich ihm jedes Mal meine Hand reichen, Savas ist verwundet", zum Ende hin verzog sie ihr Gesicht.
„Was ist mit der Mama von Savas?", fragte ich. „Sie ist verstorben als er noch ein Kind war", als sie das sagte füllten sich meine Augen.
„Ich dachte seine Mutter lebt?", fragte ich entsetzt nach. „Ich wünschte es.", „Es ist seine Stiefmutter die er hat", sagte sie im Nachhinein. „Er hat nie sein Vater widersprochen. Sich um die Firma gekümmert. Er liebt seinen Vater doch kann sie nicht zeigen.", sagte sie. Wieso war alles immer so kompliziert?
„Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte ich sie interessiert.
„Ich war spät abends in der Stadt weil mein Zug ausgefallen war, damals war ich in der 13. Und da kamen eine Gruppe von Jungs auf mich zu. Nahmen mein Handy, schmissen es auf den Boden. So richtig krankhaft.
Und da kam Savas gemeinsam mit Koray. Die hatten die Jungs zusammengeschlagen.
Die beiden hatten mich Nachhause gefahren.
Und wie das Schicksal es wollte, studierte ich nach ein paar Monaten an der gleichen Universität.", sagte sie. „Ich ging ihm aus den Weg, wollte keine Beziehung. Tagelang suchte er den Kontakt.", lächelte sie.
„Es ist so, als sprichst du von einem anderen Savas.", sagte sie.
„Ich ließ mich auf ihn ein, liebte ihn mehr als mich selber. Er hatte oft Probleme Zuhause die er mir nie zeigte. Wir stritten uns sehr. Er wurde auch sehr krankhaft eifersüchtig, unsere Streitigkeiten wurden immer mehr", sie bekam Tränen. „Ich habe so Angst, dass sich das wiederholt. Ich hatte wegen dieser Liebe oft Nervenzusammenbrüche. Mein Vater starb kurz danach. Ich ging Monate nicht in die Uni, bis ich zur  Hamburg Uni wechselte. In der Zeit lenkte er sich mit Meryem ab. Doch nach mir wurde er schlimmer als er vor mir schon war. Und das erste Mal habe ich ihn gesehen als wir beide in die Uni gegangen sind.", sagte sie. „Ich liebe ihn, er liebt mich.", sagte Yeliz.
Ich lächelte. „Aber Koray ist anders, er ist ruhig. Hat Angst dich zu verletzen.", sagte sie. Ich hörte ihr aufmerksam zu. „So etwas ist natürlich schöner, aber Savas ist mein Schicksal..", lächelte sie.
Als es klingelte öffnete ich die Tür. Erdinc stand vor meiner Tür. „Was willst du?", fragte ich. „Ist Yeliz hier?", fragte er. Yeliz hörte seine Stimme und sah zu seinen Bruder.  „Wollte schauen wo du bleibst, es wird schon spät, komm rüber" Sie sah ihn ironisch lachend an. „Ganz bestimmt nicht" Erdinc sah zu mir, und dann wieder zu ihr. „Wann lösen wir unser Problem Yeliz?", schüttelte er sein Kopf und drehte sich um.
„Ich gehe zu Duygu, wahrscheinlich bleibe ich dort", sagte sie. Erdinc nickte und schloss die Tür auf und trat hinein.
Nach einer halben Stunde beschlossen wir loszufahren und Reyhan Abla bei den Vorbereitungen zu helfen.

Als sie mich sah blickte sie mir lächelnd in die Augen. Und danach zu Yeliz. „Freut mich euch zu sehen,", sie umarmte uns. „Wir dachten wir kommen früher vorbei um zu helfen", sagte ich.
Sie nickte. „Habt ihr gut gemacht" Wir betraten die große Küche.
Ich schnitt das Salat während Yeliz den Tisch deckte.
„Kizim", fragte Reyhan Teyze nach. Ich blickte ihr fragend in die Augen. „Koray seni üzüyor mu?", (Macht dich Koray traurig), fragte sie während ich errötete. Ich schüttelte mein Kopf und Yeliz lachte.
Als Yeliz und Reyhan aus der Küche gingen wollte ich ihnen hinterher. Bis Nihat vor mir stand.
Er blickte mir hasserfüllt in die Augen.
Wieso machte er das?
„Ich glaube ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt!", er sagte es so laut, doch wiederum flüsterte er auch.
„Das denke ich nämlich auch! Ich habe ihnen gesagt, dass ich Koray nicht loslassen werde!", rief ich verärgert.
„Was haben sie für ein Problem mit mir?", fragte ich und als er antworten wollte wurden wir gestört.
„Was ist hier los?", hörte ich seine wundervolle Stimme und blickte seit unzähligen Tagen in diese hellbraunen Augen.

Sil BaştanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt