PoV. Michael
Mein ganzer Körper bebte, während ich aufgelöst auf dem schnellsten Weg nach Hause rannte. Geradeso spürte ich nur wie mein Atem immer schneller wurde und mein Herz mir aus der Brust sprang. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war und irgendwie auch nicht den klaren Kopf darüber nachzudenken. Keuchend blieb ich vor meiner Haustür stehen und versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bringen, aber die Wut war zu groß. Eigentlich wusste ich nicht einmal, ob das nur noch Wut war oder nicht schon fürchterliche Panik. Bis jetzt hatte ich noch nie das böse Gesicht unserer Kräfte selbst gesehen, aber heute, genau eben in diesem Moment, hatte es mir schelmisch ins Gesicht gelächelt. Eine Flut von Ekel ging sofort durch meinen Körper. Schnell schloss ich die Tür auf und rannte die Treppen hoch in mein Zimmer.
Gefasst raufte ich mir die Haare. Was war bloß los mit mir? Egal wie sehr ich mich versuchte zu konzentrieren, es ging einfach nicht. Die ganze Zeit kreisten meine Gedanken zu dem Moment, an dem die Erde anfing zu beben und Manu plötzlich an diesem Baum lag. Der Baum stand sofort in Flammen und meine Beine rannten so schnell wie sie konnten von der Konfrontation weg. Auf einmal bemerkte ich, wie mein Schreibtisch anfing zu wackeln und das Wasser, das in meiner Wasserflasche auf dem Tisch stand, wild hin und her schwankte. Angsterfüllt rutschte ich in die hinterste Ecke meines Zimmer und glitt an der Wand hinter mir auf den Boden hinunter. Wenn das so weiterging, dann würde ich sicher mein Haus in zwei Hälften teilen, weshalb ich dringend eine Lösung brauchte. Ich musste diese Gefühle erstmal verbannen und aufhören zu denken.
Schwankend stand ich also auf und wusste, was zutun war. Meine Beine liefen wie von selbst die Treppen hinunter und dann stand ich vor unseren Kühlschrank, den ich so schnell wie noch nie öffnete und mir ein gekühltes Bier herausnahm. Als ich mich dann später in mein Bett schleppte und kurz vorm Einschlafen war, wusste ich nicht mehr wie oft ich in dieser Nacht zu dem Kühlschrank gerannt war und irgendwie war mir das auch so egal wie noch nie.
(...)
Schnaufend hielt ich mir den Kopf und versuchte noch normal geradeaus gucken zu können. Auch die Kopfschmerztablette, die ich nach dem Aufstehen genommen hatte, hatte bis jetzt nicht viel gebracht. Trotz allem war ich gerade auf dem Weg zur Schule, um wenigstens noch ein bisschen dort zu sein. Ich hoffte nämlich inständig, dass ich dann nicht so viel Ärger von meiner Mutter dafür bekommen würde, dass ich die ersten drei Stunden geschwänzt hatte. Gestern Nacht war sie zum Glück auf der Arbeit gewesen und meine Schwester hatte schon tief und fest geschlafen. Mich wunderte nur, dass Ronja mich heute morgen nicht geweckt hatte, aber wahrscheinlich hatte sie nur nicht daran gedacht.Pünktlich zur Pause war ich also angekommen und lief sofort zu meinem Spind, um mir schnell meine Sachen zu holen. Danach wollte ich mich am besten so schnell wie möglich in der Toilette einsperren, um auf niemanden zu treffen und meine Ruhe zu haben, aber Maurice machte mir da sofort einen Strich durch die Rechnung. "Warum bist du so spät dran?", hakte er nachdenklich nach, nachdem er meinen Spind geschlossen hatte. Schweigend sah ich ihn an, weshalb er plötzlich ziemlich besorgt schien. "Hey, alles klar?" Gerade als ich etwas sagen wollte, schoss mir Manus Stimme in den Kopf. "Schon schei*ße, wenn man immer ein A*schloch bleibt!" Genervt schüttelte ich mit dem Kopf, um das schnell aus meinem Schädel zu bekommen und setzte dann ein ziemlich gefaktes Lächeln auf. "Mir geht es gut, danke." "Sieht aber nicht so aus.", stellte er fest und deutete damit auf meine tiefen Augenringe.
"Wie der Vater so der Sohn, heißt es da wohl.", kam es mir plötzlich wieder in den Kopf. "Ich habe keine Zeit für dein Verhör.", zischte ich und schlug mit der Faust wahrscheinlich aus Verzweiflung gegen meinen eigenen Spind. Wieder einmal wollte ich sofort aus dieser Situation flüchten, aber Maurice war schneller und hielt mich fest. "Was soll das, Michael?!" Seufzend blickte ich ihm wieder in die Augen und versuchte das hier endgültig zu beenden. "Ich sagte dir doch, dass ich keine Zeit hierfür habe. Lass mich einfach weiter ein A*schloch sein, Maurice. Du wirst mich nicht ändern können.", erklärte ich ihm genervt und ließ ihn einfach dort stehen. Überfordert hielt ich mir den Kopf und versuchte nach Matheo und Tom Ausschau zu halten, als mir Manuel entgegenkam. Kalt und völlig ohne Gefühle schaute er kurz zu mir und lief danach kopfschüttelnd an mir vorbei. Wütend lief ich auch weiter und würdigte ihm keinen Blick mehr."Hey Michi! Mal wieder keinen Bock auf Schule gehabt?", fragte mich Tom belustigt und schlug bei mir ein. "Was auch sonst?", gab ich von mir und lehnte mich an die Wand hinter mir. Genervt schaute ich umher und sah, wie Manu und Maurice angestrengt miteinander redeten. Zu gerne würde ich wissen über was sie sprachen, aber eigentlich konnte ich mir das schon denken. Maurice erzählte ihm wahrscheinlich gerade, was ich eben getan hatte. Etwas nervös schluckte ich aber das schlechte Gewissen herunter und konzentrierte mich auf etwas anderes.
"Habt ihr schon von diesem Baum gehört, der gestern abgefackelt wurde?", fragte Matheo interessiert in die Runde herein. Gerade erst bemerkte ich, dass auch ein paar Mädchen zu uns gestoßen waren. "Was für ein Baum?" Eigentlich hörte ich nicht oft zu, wenn Matheo und Tom über etwas redeten, aber bei diesem Thema wurde ich sofort hellhörig. "Na, in dem kleinen Waldgebiet gegenüber vom großen Platz. Niemand weiß, warum er gebrannt hat, aber die Polizei tippt auf Brandstiftung. Das Komische ist nur, dass nur ein Baum vollständig abgebrannt ist und alle anderen unversehrt geblieben sind, wie ein Wunder.", beantwortete Matheo die Frage. Erschrocken überlegte ich, was wir nun machen sollten. Wenn sie herausfinden würden, dass Manu und ich da gewesen waren, wird es große Probleme geben. Besonders auch, weil wir niemals erklären könnten, was passiert war.
"Gibt es Verdächtige?", hakte ich also nach und hoffte, dass ich nicht auffällig klang. "Noch nicht, aber mein Vater vermutet, dass es der gleiche Täter wie beim West-Wald damals war. Deswegen werden auch möglicherweise wieder die Ermittlungen von damals aufgenommen.", gab er zu und fast hatte ich schon vergessen, dass Matheos Vater ein Polizist war. Geradeso bemerkte ich, wie Patrick an uns vorbeilief und schleunigst lief ich ihm schon hinterher. "Muss los.", meinte ich noch zu den Anderen, bevor ich schon weg war.
"Ich muss dir oder eher euch etwas erzählen. Wir treffen uns gleich oben.", erklärte ich mich etwas nervös, nachdem ich ihn von seiner Freundin weggezogen hatte. Sichtlich verwirrt nickte er aber sofort. Das wird nun schwer werden.
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...