PoV. Manuel
Konzentriert ließ ich die Feuerstelle nicht mehr aus den Augen, während sich ganz langsam eine kleine rote Flamme aufrichtete, die ich mit einer schnellen Handbewegung hoch empor steigen ließ. Zufrieden lehnte ich mich zurück und beobachtete, wie meine Flamme sich langsam im Wind bewegte und das Holz leise knackte. Die Dunkelheit war schon längst angebrochen, weshalb Tiana rasch entschieden hatte, dass wir auf einer schönen Rasenfläche zelten sollten, was mich nur noch mehr nervte, weil ich wirklich gehofft hatte, dass das hier schneller gehen würde. Doch trotz allem schien mich das nicht genug zu interessieren, da meine Gedanken nur bei Patrick hingen, der nicht mehr mit mir redete, nachdem ich ihn ermahnt hatte. Schweigend saß er gegenüber von mir im Gras und schien seinen Gedanken nachzugehen, während ich einfach nicht wusste, was mit ihm los war. Patrick war sonst so ein fröhlicher Mensch, der das Leben so sehr genoss und sich durch nichts die Laune verderben ließ, aber heute wirkte er so ausgelaugt, als wäre etwas geschehen, das ihn den Boden unter den Füßen weggerissen hatte, aber trotzdem schien er nicht darüber reden zu wollen und langsam riss mein Geduldsfaden. Eigentlich wollte ich warten, bis er von selbst zu mir kam, aber so lange konnte ich das nicht mehr auf mich beruhen lassen. Und wenn es etwas gab, über das wir reden mussten, sollten wir das tun, bevor Michael und Maurice zurückkommen würden, die sich angeblich die Gegend anschauen wollten, aber ich wusste genau, dass sie in Wahrheit einfach nur Patrick aus dem Weg gingen. Glücklicherweise war Tiana schon in ihr Zelt gegangen, was dafür sorgte, dass wir ganz alleine waren.
Zögerlich stand ich auf und bewegte mich langsam zu meinem Freund herüber, der immer noch ausdruckslos auf das Gras schaute, das er mit seinen Fingern nacheinander aus der kalten Erde zupfte. Still schweigend setzte ich mich neben ihn ins Gras und hoffte seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch leider würdigte er mir keines Blickes, obwohl ich genau wusste, dass er meine Nähe spürte. "Was ist los mit dir? Du redest schon seit Stunden kein Wort mehr mit mir.", fing ich das Gespräch an, doch er regte sich kein Stück, was mich verzweifelt ausatmen ließ. "Patrick, komm schon! Rede doch mit mir!" "Sie hat mich rausgeschmissen.", waren die einzigen Worte, die über seine Lippen kamen, während er immer noch das Gras zupfte und mich nicht einmal ansah. Etwas verwirrt dachte ich darüber nach, aber verstand einfach nicht, über was er redete. "Wer hat dich wo rausgeschmissen?", hakte ich also nochmals nach und legte währenddessen meine Hand behutsam auf seine Schulter. Seufzend richtete er sich auf und schaute mir nun ernst in die Augen, weshalb ich sofort bemerkte, wie nah er den Tränen war. "Manu, ich habe kein Zuhause mehr." Schockiert riss ich meine Augen auf, weswegen er sich nicht mehr kontrollieren konnte und eine glänzende Träne seine Wange herunterlief. Sofort reagierte ich und strich sie ihm vom Gesicht, bevor ich ihn behutsam in meine Arme schloss und er langsam alles herausließ. "Was ist denn passiert? Das kann sie doch nicht machen...Patrick, alles wird gut, okay? Ich bin da.", flüsterte ich ihm leise ins Ohr, weshalb meine dicke Jacke nur noch nasser zu werden schien.
Nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab, während ich ihm liebevoll durch die Haare strich. "Sie weiß von uns, Manu. Ich habe es ihr gesagt und darf nicht mehr nach Hause kommen." Nachdenklich blieb ich still und konnte nicht fassen, dass er das getan hatte. Innerlich stiegen die Schuldgefühle in mir auf, da es nur meine Schuld gewesen war, dass sie ihn rausgeschmissen hatte. Vielleicht hatte ich ihn auch zu sehr gedrängt, zu sich selbst zu stehen, obwohl er es viel schwerer hatte als ich. Wenigstens hatte ich eine Mutter, die mich liebte, egal wie ich war, nur so etwas besaß er nicht. Seine Eltern stellten Bedingungen für ihre Liebe und Sicherheit auf, was das Abscheulichste war, das Eltern nur machen konnten. Sie sollten keine Vorstellungen von ihrem Kind besitzen, bevor es überhaupt auf der Welt war und das möglicherweise nie erfüllen konnte. Und nun saß er hier, weinend in meinen Armen, ein nächstes Kind, das keine bedingungslose Liebe ergattern konnte und reuelos verstoßen wurde. "Wir bekommen das hin, okay? Du kannst natürlich bei mir bleiben." "Und deine Brüder? Sie werden dich doch noch mehr verurteilen, wenn dein fester Freund bei euch schläft!", versuchte er mich daran zu erinnern, dass auch ich Familienmitglieder hatte, die mich nicht bedingungslos lieben konnten und mein Leben noch mehr zur Hölle machen würden, wenn sie von Patrick wussten. "Das ist mir so egal! Ich werde dich niemals auf der Straße schlafen lassen, nur wegen meinen blöden Brüdern!" Kurz lächelte er, da er genau wusste, wie schwer es mir fallen würde, ihnen das mit Pat zu erklären und ich es trotzdem für ihn tun würde, aber dann blickte er mir wieder ernst in die Augen. "Ich weiß genau, dass das nicht egal ist. Ich komme schon klar."
Verblüfft runzelte ich die Stirn und konnte kaum glauben, dass er meine Hilfe nicht annehmen wollte, obwohl ich die Person war, wegen der er nun in diesem Schlamassel saß. "Das geht nicht, Patrick! Das alles ist doch meine Schuld und jetzt darf ich dir nicht einmal helfen?" "Manu, es ist nicht deine Schuld. Ich habe das für mich getan, okay? Ich habe es nicht mehr ertragen nicht ich selbst zu sein in ihrer Gegenwart. Sie sollten wissen, wer ich bin!", erklärte er mir still und sah plötzlich nicht mehr so aus, als hätte er eben noch geweint. Still schüttelte ich mit dem Kopf und wollte trotzdem helfen, obwohl ich verstand, warum er es getan hatte, aber er konnte nicht so tun, als hätte unsere Beziehung dort keine Rolle gespielt. "Bitte vertrau' mir einfach! Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich weiß, was ich tue." "Aber dir geht es doch schlecht! Lass mich doch wenigstens für dich da sein! Lass mich helfen!", flehte ich ihn an, aber schien nicht viel weiter zu kommen. "Du hilfst mir doch schon, du bist da. Aber den Rest bekomme ich alleine hin!", versicherte er mir, was mich immer noch nicht so ganz überzeugte, aber trotzdem würde ich das wohl oder übel akzeptieren müssen. Leise seufzte ich nur und er schien zu verstehen, wie schwer mir das alles fiel.
Schweigend lehnte ich mich an Patrick und genoss seine Nähe, während ich von Weitem sah, wie Maurice und Michael wieder zurückkehrten. Höchstwahrscheinlich waren sie noch ziemlich sauer und sahen nicht so aus, als würden sie nun sofort schlafen gehen wollen. "Du solltest dich trotz allem entschuldigen.", flüsterte ich Pat ins Ohr und hoffte, dass er meinen Rat annehmen würde, während sie sich schweigend zu uns setzten und hoffentlich nicht das nächste Drama begann.
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Wahrscheinlich habt ihr alle schon mitbekommen, was gerade in Europa los ist und ich kann nichts anderes sagen, als dass ich absolut schockiert bin. Ich bin nahezu durchgehend in Gedanken bei den vielen Menschen in der Ukraine, die momentan durch die Hölle gehen müssen. Es ist einfach unglaublich, dass die Menschen immer noch nicht gelernt haben, dass Krieg gar nichts bringt und nur puren Hass verbreitet. #notowarTrotzdem hoffe ich, dass ich euch mit diesem neuen Kapitel etwas ablenken kann und ihr mal für ein paar Minuten in eine andere Welt abtauchen könnt!
Life_17194, der 25.02.2022
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...