PoV. Michael
"Und er hat dich wirklich geküsst?", hakte Maurice nochmals überrascht nach, nachdem wir ihm die ganze Geschichte endlich erzählt haben. Manu seufzte nur laut und rutschte angespannt auf der Bank hin und her, auf die wir uns für die Pause gesetzt hatten. "Ja, hat er. Denkst du ich denke mir so etwas aus?", entgegnete Manuel ihm jedoch und klang dabei aber ziemlich gereizt. Maurice schien das aber nicht weiter zu stören und sah es nicht ein, vielleicht mal das Thema zu wechseln. Für Manu war dieses Gespräch echt hart gewesen, da er das alles noch einmal durchkauen musste und sich dabei wahrscheinlich nur noch schlechter fühlte. Aber Maurice war einfach viel zu neugierig und aufgeregt, wenn ihm etwas wirklich erstaunte. "Nein, aber das klingt irgendwie nicht so als wäre er wirklich hetero." "Er spielt doch sowieso nur seine Spielchen.", fügte Manu dem Gespräch hinzu und ging damit jeder Aussage aus dem Weg, die ihm noch irgendwie ein Fünkchen Hoffnung schenken könnte.
Eigentlich wusste ich, dass Patrick nicht so Einer war, der irgendwelche Spielchen spielte. Er sorgte sich um seine Mitmenschen und besonders um seine Freunde. Mein eigentliches Bild von ihm passte nun aber plötzlich nicht mehr mit seinem Verhalten der letzten Tage zusammen und irgendwie verwirrte mich das schon ziemlich. Ich konnte zwar nicht sagen, ob der Kuss mit Manu nur eine Kurzschlussreaktion gewesen war oder ob er das wirklich so wollte, aber das machte es nicht viel besser. Das Problem wären dann nur seine Eltern, denen es deftig gegen den Strich gehen würde, wenn Patrick wirklich einen Jungen mögen würde. Die ganze Situation lässt mich einfach nur darüber nachdenken, ob er das alles wirklich freiwillig tat. Seine Eltern hatten ihn schon öfters unter Druck gesetzt und würden das wahrscheinlich immer wieder schaffen. Er war einfach der Mensch, der niemanden enttäuschen möchte, was aber leider niemals möglich sein wird."Ich glaube, ich gehe heute zum Fußballtraining.", warf ich plötzlich in die Runde, während Maurice und Manuel abrupt ihr Gespräch beendeten und mich verwirrt anblickten. Eine unangenehme Stille bildete sich zwischen uns aus, weshalb ich bemerkte, dass ich sie davon überzeugen musste, dass das gar nicht so eine schlechte Idee war. "Es ist einfach die einzige Möglichkeit mit Patrick zu reden und das auch alleine." Ich wusste natürlich, dass das riskant werden könnte, da ich nicht mal wusste, ob die Anderen mich überhaupt noch dabei haben wollten, aber es war meine einzige Idee, um herausfinden zu können, was Patrick Intentionen sind. Ich war seit dem Projekt nicht mehr hingegangen und hatte mir auch keine Ausreden gesucht, wie Pat es getan hatte. Wahrscheinlich hatten sich jetzt schon alle damit abgefunden, dass ich nicht mehr kommen würde und da ich heute morgen auch nicht mit ihnen mitgegangen war, wirkte das alles noch realistischer. "Aber Michael, wann warst du denn das letzte Mal da? Werden sie dich nicht aus dem Team werfen?", erkundigte Maurice sich bei mir besorgt. "Es ist schon ein bisschen her, aber Sebastian wird mich schon nicht rauswerfen.", antwortete ich ihm grinsend und wusste eigentlich genau, dass die Möglichkeit bestand, aber ich wollte Maurice einfach nicht weiter beunruhigen. Es wäre wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht endlich offiziell auszutreten.
Unbeeindruckt zuckte Manu nur mit den Schultern und schien mir das nicht so abzukaufen, wie Maurice es tat. "Was willst du ihm denn bitte sagen?", fragte Manu mich dann und man bemerkte eilends, dass er nichts von meiner Idee hielt. "Ich will doch nur wissen, warum er sich wirklich so verhält. Aber keine Sorge, ich halte dich daraus." Manu nickte darauf nur leicht und ich sah sofort, dass er danach nur nachdenklich zu Patrick schaute, der auf der anderen Seite des Schulhofes stand und sich mit der Fußballmannschaft angeregt unterhielt. Seufzend nahm ich mir dabei nur fest vor, ihn wieder zu uns in die Gruppe zurück zu bringen. Er gehörte zu uns und das wusste er genauso wie wir.
(...)
Etwas angespannt stieß ich die Tür der Sporthalle kurzerhand auf und begab mich auf den Weg zu den Umkleidekabinen. Ich war extra ein paar Minuten zu spät dort, um Patrick möglichst alleine erwischen zu können, da er sowieso immer am längsten fürs Umziehen brauchte.Aber als ich im Gang auf Matheo und Tom traf, die sich vor dem Training wie so oft noch eine Zigarette angezündet hatten, wusste ich, dass es noch ein wenig dauern würde bis ich zu Patrick konnte. "Michael? Du etwa auch mal wieder hier?", kam es gleich von Tom, der mir sofort den Weg versperrte. Schweigend schaute ich sie einfach mit ernsten Blick an und wollte diesem Gespräch so aus dem Weg gehen. "Sag mal, Michi. Ziehst du die beiden Freaks uns jetzt vor?", erkundigte sich Matheo gespielt beleidigt bei mir und ich merkte genau, dass sie ein Problem damit hatten. Genervt rollte ich nur mit den Augen und verfluchte mich jetzt schon dafür hier her gekommen zu sein. "Nicht wahr, oder? Sind das jetzt etwa wirklich deine Freunde. Ist ja eklig." "Was geht euch das an?!", brach ich wütend mein Schweigen, was sie zum Grinsen brachte. Sie wussten leider einfach genau, wie man mich auf die Palme brachte.
"Ganz ruhig, Kumpel. Also ich dachte eigentlich wir wären Freunde, aber du bist wohl auch eine Schw*chtel geworden." So schnell wie noch nie ließ ich meine Sachen achtlos fallen, packte Matheo wütend am Kragen und drückte ihn hart gegen die Wand hinter ihm. "Wir waren nie Freunde! Hast du gehört?! Nie!", schrie ich ihm ins Gesicht und schubste ihn dann nochmals gegen die Wand, bevor ich ihn schnell wieder los ließ, "Und ich schwöre, dass ich euch fertig machen werde, wenn ihr meinen Freunden noch einmal zu nahe kommt!"Sofort nahm ich wieder meine Sachen und drückte Tom mit der Schulter aus dem Weg, damit ich endlich zur Kabine laufen konnte. Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals sagen würde, dass Maurice, Manuel und Patrick wirklich meine Freunde waren, aber es war geschehen. Ich hatte es wirklich laut ausgesprochen und mich endlich von den Idioten entfernt, die ich vorher meine Freunde genannt hatte. Ich fühlte mich tatsächlich befreit und hatte das Gefühl endlich das Richtige getan zu haben.
Schnell betrat ich die enge Kabine und sah Patrick zu meinem Glück dort wirklich alleine sitzen. Ich hatte mir schon vorher vorgenommen, sofort zur Sache zu kommen und nicht mit einem blöden Smalltalk zu beginnen. "Pat, hey! Was soll das alles?!" Mit großen Augen schaute er mich still schweigend an, während ich meine Tasche auf eine der Bänke schmiss. "Redest du jetzt nicht mehr mit uns?", hakte ich weiter nach und spürte förmlich wie Patrick nicht wusste, was er sagen sollte. Er hätte mit mir wahrscheinlich am wenigsten hier gerechnet. Seufzend setzte ich mich letztendlich zu ihm auf die Bank, weshalb er ein wenig zur Seite rutschte, um mir Platz zu machen. "Deine Eltern, oder? Womit drohen sie diesmal? Fernsehverbot?" "Halt deinen Mund, Michael." Nickend legte ich meinen Kopf schief und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Also machst du das wirklich wegen deinen Eltern.", meinte ich zu ihm und bemerkte, dass das eher eine Feststellung war, anstatt eine Frage.Gestresst raufte er sich die Haare, weshalb ich jetzt erst bemerkte, dass es dieses Mal ernster war, als ich dachte. Es war ziemlich klar, dass er das wegen seinen Eltern tat, aber man merkte genau, dass da mehr hinter steckte, als nur Patricks Willen sie zufriedenzustellen. "Ich wünschte wirklich ich könnte daran etwas ändern, aber es geht einfach nicht.", hauchte er leise und schien schon komplett aufgegeben zu haben. Kopfschüttelnd sah ich ihn an und wusste, dass ich ihn motivieren musste weiterzukämpfen. "Du kannst nicht aufgeben, Patrick. Du weißt doch genau, dass du dann irgendwann die Kontrolle verlieren wirst, wenn du uns aus deinem Leben schließt. Nela meinte, dass wir nur zusammen funktionieren und damit hatte sie auch Recht! Wir können dir doch helfen, wir sind ein Team! Bitte komm heute Abend einfach. Du schuldest es uns und besonders Manu.", versuchte ich ihm zu erklären, dass er uns genauso brauchte, wie wir ihn. Geschockt drehte er seinen Kopf zu mir, als ich Manu erwähnt hatte. "Ähh...w-wie geht es ihm?", hakte er leise nach, was mich dann doch leicht lächeln ließ. Ich wusste, dass Manu ihm nicht egal war und wenn man mich fragen würde, dann hatte er ihn wirklich lieber, als er sich bis jetzt eingestehen konnte.
Gerade wollte ich ihm eine Antwort geben, als plötzlich die Tür auf sprang und Sebastian im Türrahmen stand. "Michael? Es tut mir leid, aber du musst die Halle jetzt verlassen. Ich muss dich leider rauswerfen, weil du ein Teammitglied angegriffen hast. Ich kann da wirklich nichts machen.", erklärte er mir, weshalb ich nur entsetzt mit dem Kopf schüttelte. Ich wusste, dass Matheo ein A*schloch war, aber für eine Petze hätte ich ihn nicht gehalten. Erschrocken blickte Patrick seinen besten Freund an und versuchte ihn wahrscheinlich davon zu überreden mich im Team bleiben zu lassen, während ich meine Sachen nahm und wortlos verschwand.
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...