PoV. Manuel
"Denkt ihr wirklich, dass das funktionieren wird?", hakte Patrick nochmals verunsichert nach, während seine Augen ängstlich funkelten. "Natürlich wird es das." Ungläubig starrte der Braunhaarige zwischen uns Dreien hin und her und schien immer noch keine Anstalten zu machen, endlich diese Tür zu öffnen. "Wir können es auch immer noch auf Alessa schieben.", kam es belustigt von mir, weshalb Patrick mich sofort böse anfunkelte und Michael nur genervt aufstöhnte. "Okay, okay. Tut mir ja leid." Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten meinen Plan durchzuführen, war Pat nicht so begeistert davon es wirklich Alessa anzuhängen. Obwohl meine Eifersucht mich sofort von Innen zerfressen wollte, hatte Patrick mir versichert, dass er nichts mehr von ihr wollte und mit ihr schon bald Schluss machen würde. Es ging nur darum, dass sie nicht nur seine feste Freundin über die ganzen Jahre gewesen war, sondern auch eine gute Freundin. Außerdem glaubte er nicht daran, dass seine Eltern ihm das dann wirklich abnehmen würden, da sie einfach viel zu viel von dieser Göre hielten. Auch wenn Patrick sie betrogen hatte, wollte er sie einfach nicht verletzen, was sich aber als sehr schwer herausstellen würde und deswegen gab ich ihm die Zeit, die er dafür benötigte, obwohl ich ein unwohles Gefühl bei der Sache verspürte.
"Seid ihr also bereit?", erkundigte sich Maurice bei uns, weshalb ich sofort kräftig nickte und zu Patrick sah, der noch immer unbeholfen da stand. Schnell ergriff ich seine Hand und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, weshalb er nochmal tief durchatmete und dann schließlich die Hintertür zu seinem Haus öffnete. Zögernd trat er ein und ließ dabei seufzend meine Hand los. Es tat ihm nicht gut, dass er sich bei seiner eigenen Familie so sehr verstellen musste, um akzeptiert zu werden, aber ich verstand das nur allzu gut. Auch wenn ich bei meiner Familie geoutet war, würde ich mich nie trauen vor meinen Brüdern seine Hand zu halten. Dann wäre nämlich nicht nur ich der, der blöde Kommentare an den Kopf geworfen bekam und das könnte ich niemals verschulden.
"Mama? Papa?", rief Patrick vorsichtig seine Eltern, während wir alle in seiner Küche standen und darauf warteten das hier endlich hinter uns zu bringen. "Patrick? Hast du etwa was vergessen?", kam es von Patricks Mutter, die nicht erwartet hatte, ihren Sohn noch Zuhause zu sehen. Eigentlich hatten wir gleich Schule und wollten das hier davor noch erledigt haben. Der Braunhaarige hatte deswegen draußen auf uns gewartet, damit wir ihn dabei noch unterstützen konnten. Verwirrt stolperte die etwas ältere Frau in die Küche und musste erstmal schlucken, als sie uns erkannt hatte. Mit einem aufgesetzten Lächeln hatte ich mir sofort vorgenommen mich ein wenig bei ihr einzuschleimen, damit sie endlich bemerkte, dass wir nicht das Problem waren."Guten Morgen, Frau Mayer! Entschuldigung, dass wir hier so reinplatzen.", sagte ich höflich und lächelte sie dabei freundlich an. Sie hingegen nickte nur höflich und schaute fragend zu ihrem Sohn, um herauszubekommen, was das hier werden sollte. Doch bevor Patrick etwas sagen konnte, stand schon sein Vater im Türrahmen und musterte uns skeptisch. "Was ist hier los?" Patrick drehte sich kurz unsicher zu mir um, weshalb ich ihn nur bekräftigend anlächelte und vorsichtig nickte. Sofort trat er einen Schritt auf seine Eltern zu und räusperte sich kurz, um wieder an sein Selbstvertrauen zu kommen, das sonst so präsent war. "Ich möchte euch etwas beichten." Der Blick seines Vaters verfinsterte sich auf der Stelle, weshalb Patrick noch einmal tief durchatmen musste. Ich wusste einfach nicht, warum ihm das alles plötzlich so schwer fiel. Sonst konnte er seinen Eltern immer mal die Stirn bieten. "Ich weiß, dass ihr denkt, dass mein unakzeptables Verhalten wegen meinen neuen Freunden ist, aber das ist nicht so. Ich hatte Kontakt zu einem besonderen Mädchen, das mir den Kopf verdreht hat.", fing er an zu erklären und stoppte mittendrinn kurz, um für einen kleinen Moment zu mir herüber zu schielen und noch einmal tief Luft zu holen, "Ich habe mich nur wegen ihr so verhalten, weswegen es auch mit Alessa vorbei war. Außerdem habe ich den Alkohol auch von ihr bekommen, da sie wollte, dass ich mich gegen euch auflehne. Es tut mir leid, dass ich das nicht früher gesagt habe. Ich wollte sie unbedingt schützen, aber jetzt ist sie sowieso weg."
Nachdem Patrick unsere ausgedachte Lüge ausgiebig erklärt hatte, wurde es ganz still im Raum. Interessiert beobachtete ich seine Eltern, die ohne jegliche Emotionen ihren Sohn anstarrten. Ich konnte einfach nicht deuten, was sie dachten und wünschte mir in diesem Moment, dass ich ihre Gedanken lesen könnte. Diese Kraft hätte ich auf jeden Fall mehr geliebt, als mein Feuer Element. "Wie ist ihr Name?", hakte Patricks Vater nach und wartete auf eine Antwort seines Sohnes. "Ähm...T-Tiana." Hinter mir hörte ich Michael scharf die Luft einziehen, weshalb ich kurz grinsend zu ihm sah. Wir waren alle sehr froh, dass dieses Mädchen aus unserem Leben getreten war und konnten ihren Namen kaum noch hören. "Was ist denn mit ihr passiert? Wo ist sie jetzt?" Unbeholfen stand Patrick da und wusste nicht so ganz, was er sagen sollte. Vielleicht hätten wir noch besprechen sollen, was passieren würde, wenn Fragen aufkamen. "Wir haben keine Ahnung. Patrick wusste von Anfang an nichts von ihr, weshalb wir ihm auch immer gesagt haben, dass er bei ihr aufpassen soll. Sie haben sich immer im Wald getroffen.", antwortete ich also auf die Frage seiner Mutter, weswegen Patrick erleichtert ausatmete. "Na gut."
"Das heißt, ich darf wieder mit meinen Freunden reden?", hakte Patrick gespannt nach und schien schon zu glauben, dass es das gewesen war. Ich konnte seine Eltern nicht einschätzen und versuchte nicht darauf zu hoffen. "Wenn das die Wahrheit ist, spricht wohl nichts dagegen, nicht wahr?", meinte Patricks Mutter, während sie erwartend zu ihrem Mann schaute, der nur skeptisch mit den Zähnen knirschte. Er wusste genau, dass er nichts mehr dagegen sagen konnte, doch man sah deutlich, dass er eigentlich nicht einlenken wollte. "Na gut, aber wenn du dich nochmal so verhältst, dann gibt es härtere Konsequenzen, Patrick!" Sofort bildete sich ein riesiges Grinsen auf seinen Lippen, weshalb er den drohenden Teil der Antwort seines Vater wahrscheinlich so gut wie überhört hatte. "Das wird nicht geschehen! Danke, wirklich!" Stürmisch fiel er in die Arme seiner Mutter, was mich nur schmunzeln ließ. "Wir müssen aber langsam los, sonst kommen wir zu spät.", meldete sich Maurice zu Wort, der vernünftig auf die Zeit geachtet hatte. Schnell nickte Patrick eifrig und wir begaben uns schließlich auf den Weg zur Schule. Und das glücklicherweise zusammen, so wie es sich gehörte.
(...)
"Ihr wisst schon, dass das unser erster offizieller Auftritt zu viert wird, oder?", kam es von Michael, der gespannt auf die Schule deutete, die nur noch ein paar Meter von uns entfernt war. "Du tust so als wäre das der rote Teppich.", versuchte ich ihn davon abzubringen, dass das eine ganz große Sache werden würde. Wir werden dort einfach zusammen reingehen und uns zu unseren Spinden begeben, wie an jedem anderen Tag. Ich konnte genau den bösen Blick von Micha auf mir spüren, was mich nur belustigt schmunzeln ließ. "Lasst es uns einfach tun und nicht darüber nachdenken, Freunde." Vorsichtig öffnete Maurice uns die Tür, weshalb wir alle nacheinander in das Schulgebäude eintraten. Und als plötzlich die meisten Blicke auf uns lagen, zog es sich doch unangenehm in mir zusammen.
Zögernd liefen wir nebeneinander den breiten Gang entlang, während immer mehr Blicke auf uns lagen und sich alle dabei ihren Teil dachten. Bei manchen konnte man an dem Gesichtsausdruck aber sofort erkennen, was sie davon hielten. Ein Teil schaute uns verwirrt an, andere tuschelten gehässig über uns und wieder andere betrachteten uns belustigt. Es fühlte sich an, als wäre es einer dieser Filmmomente, in denen wir jetzt wahrscheinlich in Slowmotion an allen vorbei stolzieren würden. Ich bekam an vielen Tagen schon abwertende Aufmerksamkeit von dem Großteil der Schule, aber heute schien es mir das erste Mal bewusst zu werden. Es interessierte mich zum ersten Mal, was sie dachten und das lag nur daran, dass mir diese Freundschaft schon viel zu wichtig geworden war. Ich wollte uns schützen und mir das von niemanden kaputt machen lassen. Doch als ich plötzlich in Alessas kristallblauen Augen sah und ihren verdutzten Blick auf uns spürte, fand ich meine Vorteile daran. Ich konnte ihr das erste Mal beweisen, dass ich gewonnen hatte und deswegen grinste ich ihr nur siegessicher ins Gesicht.
"Das war definitiv der rote Teppich!", kam es aufgeregt von Michael, als wir an meinem Spind angekommen waren. Seufzend blickte ich Micha an, der sich mal wieder wie ein kleines Kind verhielt, weshalb die anderen anfingen belustigt zu grinsen. Ohne das kontrollieren zu können, musste ich auch sofort grinsen und bemerkte in diesem Moment, dass ich das alles für nichts auf der Welt je eintauschen wollen würde.
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...