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PoV. Patrick

Niedergeschlagen schaute ich Manuel noch nach, bis er hinter der kleinen Hütte verschwunden war und mich wahrscheinlich nur noch mehr hasste als vorher. Mein schlechtes Gewissen wuchs mit jeder Sekunde immer mehr und schien mich von Innen zu zerfressen. Ich hatte ihn ziemlich stark verletzt und das nicht erst heute, sondern schon als ich ihn geküsst hatte und ihn danach einfach sitzen gelassen habe. Mein Herz zog sich sofort zusammen, als mir sein enttäuschter Blick wieder in den Sinn kam. Ich wusste zwar nicht mehr wirklich, wie viel ich an dem Abend getrunken hatte, aber ich konnte mich an jedes Detail des Kusses erinnern, auch wenn er nur sehr kurz gewesen war. Ich verstand einfach nicht, wie ich es schaffte ihn jedes Mal aufs Neue zu verletzten, obwohl ich eigentlich genau das Gegenteil wollte. "Er hat Recht, Patrick.", kam es nach einer Weile von Micha, während er mich nur prüfend anblickte. Seufzend schloss ich kurz die Augen, damit ich meine Nerven ein wenig beruhigen konnte, um das hier noch durchstehen zu können.

"Mein Gott, na los! Renn ihm doch einfach hinterher! Versuche es endlich wieder gut zu machen, Patrick. Wir wissen von diesem Kuss.", meldete sich Maurice nun auch zu Wort und schaute mich auffordernd an. Kurz starrte ich perplex in die Richtung der Hütte, bevor mir auffiel, dass er Recht hatte. Ich konnte nicht schon wieder davor wegrennen, das hatte ich schon die ganze letzte Woche getan. Ich musste endlich meine Fehler wiedergutmachen und Manuel erklären, was das alles eigentlich sollte. Das hatte er einfach verdient. Sofort setzte ich mich also in Bewegung und rannte so schnell ich konnte in die Richtung, in die Manu eben verschwunden war. Das Training wieder zu besuchen, hatte mir wenigstens etwas gebracht. 
Nervös biss ich mir auf der Unterlippe herum, als ich erkannte, dass Manu wieder in der Nähe des Stegs war, an dem ich ihn so sehr verletzt hatte. Wahrscheinlich saß er deswegen auch nur im Sand davor und schenkte dem idyllischen Steg keine Beachtung. Während ich mich langsam zu ihm hin bewegte, kamen mir wieder die Bilder von diesem verwirrenden Abend in den Kopf, die ich schon die ganzen letzten Tage nicht vergessen konnte. Genervt schüttelte ich einmal mit dem Kopf, um diese Gedanken nun loszuwerden und mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können, bevor ich mich zögernd neben den Grünäugigen setzte und schweigend auf das Wasser schaute.

"Manu, du weißt, dass ihr mir nicht egal seid.", versuchte ich ihm zu erklären, weshalb er nur wütend mit dem Kopf schüttelte. Seufzend drehte ich mich zu ihm, um endlich mit dem Thema beginnen zu können, das hier wirklich das Problem war. "Es geht hier nicht um die Sache mit meinen Eltern. Es geht um den Kuss, nicht wahr?" Erstaunt drehte er sich diesmal zu mir um und sah mir direkt in die Augen. "Du erinnerst dich also? Das ist ja schon mal was.", antwortete er mir schroff, weshalb ich mit den Augen rollen musste. "Ja, ich erinnere mich sehr gut und habe die ganzen letzten Tage nur daran gedacht.", beichtete ich ihm vorsichtig und hoffte, dass er irgendwie verstand, was ich damit eigentlich sagen wollte. Obwohl ich mir nicht sicher war, warum ich plötzlich so viel an ihn denken musste, wusste ich, dass das nicht einfach irgendwelche Gedanken waren, die man bis an das Ende seiner Zeit ignorieren konnte. Ich musste mich endlich damit beschäftigen, nachdem ich es eine ganze Woche lang verdrängt hatte und mich damit nur selbst gebrochen habe. "Denkst du ich nicht? Du hast mir einfach so meinen ersten Kuss genommen und es war dir egal! Dir hat das nichts bedeutet und du hast mich sitzen lassen, wie einen Idioten! Und jetzt bist du wieder mit diesem blöden Mädchen zusammen." Nachdenklich schaute ich ihn an und konnte nicht fassen, dass er wirklich glaubte, dass mir das alles egal war. Wegen meinem Egoismus hatte ich ihn wirklich glauben lassen, dass ich einer dieser typischen A*schlöcher war, der das mit vielen Menschen tat, nur um seinen Spaß zu haben. So jemand war ich aber nicht und wollte ich auch niemals sein.

"Es war mir nicht egal. Weißt du, Manu...ich kann dir nicht sagen, warum ich das getan habe in diesem Moment, aber es hat mir etwas bedeutet. Ich kann einfach nicht aufhören an dich zu denken und das musste mir erst klar werden...", gestand ich schüchtern, während mir die Hitze in die Wangen stieg und dieses Gefühl für mich irgendwie so ungewohnt neu war. Sofort konnte ich erkennen, wie Manu mich nur mit offenen Mund anstarrte. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen und mein Inneres begann verrückt zu spielen. Langsam versuchte ich mich an diese Gefühle zu gewöhnen, während ich zögernd eine kleine weiche Strähne aus seinem Gesicht strich und sie sanft wieder hinter seinem Ohr befestigte. Ich konnte genau beobachten, wie sich Manu bei dieser behutsamen Berührung leicht verspannte und ich dabei sofort stark schlucken musste. "Ich kann das so aber nicht, Patrick. Ich empfinde etwas für dich und will nicht schon wieder verletzt werden.", erklärte er mir deprimiert und versuchte wieder Abstand zwischen uns zu bringen, indem er ein Stück von mir wegrutschte. Enttäuscht musste ich seufzen und wusste nicht mehr genau, was ich mir eigentlich hiervon erwartet hatte. "Ich will dich nicht mehr verletzen.", murmelte ich betrübt vor mich hin, weshalb ich wieder Manus Aufmerksamkeit erhielt.

"Du weißt doch gar nicht was du willst! Ich will nicht, dass du dich stresst, Patrick. Du kannst nicht einfach von mir erwarten, dass ich dieses Risiko eingehe. Vielleicht denkst du dir nächste Woche wieder, dass du doch kein Interesse mehr an mir hast." Verwirrt runzelte ich die Stirn und fragte mich, was ich wirklich wollte. Manu hatte auf jeden Fall Recht, da ich mich noch nie mit meiner Sexualität befasst hatte, wusste ich auch nicht, ob ich das so wirklich wollte. Alles, was ich wusste war, dass nach diesem Kuss da dieses ständige Verlangen in mir bleib in seiner Nähe zu sein. Ich konnte nicht mehr aufhören an ihn zu denken und wollte unbedingt nochmal spüren, wie es war ihn zu küssen, wenn ich dieses Mal auch nüchtern war. Trotzdem konnte ich diese ganzen Gefühle nicht einordnen. Mochte ich wirklich auch Jungs? War ich vielleicht in Manu verliebt, obwohl diese neuen Gefühle erst seit ein paar Tagen da waren?
"Du hast Recht, aber ich möchte das alles herausfinden. Ich möchte dich nochmal küssen, Manu.", versuchte ich ihm zu erklären, während er mich nur skeptisch beäugte, "Bitte lass es uns nochmal probieren. Dieses Mal renne ich auch nicht weg. Dein zweiter Kuss wird besser als der erste, ich verspreche es!" 

Kurz zögerte er weiterhin ein wenig und kämpfte immer noch viel zu sehr mit sich selbst, bevor er dann letztendlich doch still nickte. Ein breites Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, während mein Blick seinen traf. Sofort entspannte sich mein Gesichtsausdruck wieder und ich kam Manu vorsichtig ein Stück näher. Sanft legte ich meine Hand an seine Wange und spürte die angenehme Wärme, die von ihm ausging und mich innerlich verrückt machte. Mein Herz fing immer schneller an zu schlagen, als ich ihm langsam näher kam und schon seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Und als meine Lippen dann endlich auf seine trafen, konnte ich das starke Gefühl kaum aushalten. Irgendetwas stellte dieser Junge einfach so mit mir an und ich konnte nicht leugnen, dass mir das gefiel. Auch wenn ich gerade einen Jungen küsste, fühlte es sich kein bisschen falsch an. Nachdem wir uns gelöst hatten, nahm ich schnell seine Hand in meine und lächelte ihn sanft an. Schnell lächelte er mir zurück, weswegen mein Inneres wieder wild zu toben begann. "Ich kann nicht leugnen, dass das etwas zwischen uns ist und das wird nicht einfach nächste Woche weg sein. Das geht nicht einfach so weg."




"Ich werde deinen Worten einfach trauen, Patrick. Und ich schwöre, wenn sich das als Fehler herausstellen wird, dann ist das hier für immer vorbei. Bitte enttäusche mich einfach nicht, okay?", entgegnete er mir ängstlich, weshalb ich behutsam mit meinem Finger über seinen Handrücken strich. "Ich verspreche es."



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Mit dieser halben Liebeserklärung von Patrick, kommt hier meine Liebeserklärung an euch! Verdammt, ja, es ist wahr. "Erde, Wasser, Luft und Feuer" ist vor ein paar Tagen ein Jahr alt geworden. Und nach einem Jahr hat Kürbistumor wenigstens schon mal verstanden, dass das hier eine Fanfiction ist und sie deswegen definitiv ein Paar werden müssen. Zomdado zieht bald hinterher, ich verspreche es, Freunde. Gefühlt ist in der Geschichte bis jetzt nur ein Monat oder so vergangen, aber das ist nicht so wichtig xD

Ich muss mich bei euch bedanken! An alle, die jedes neue Kapitel fleißig lesen. An alle, die sogar hierfür voten. Und an alle, die so liebe Kommentare schreiben, die mich sogar richtig glücklich machen! Ich habe diese Fanfiction angefangen, weil mir diese eine Idee nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte, die ich übrigens schon seit Juli 2019 hatte xD Und jetzt gibt es wirklich Menschen unter euch, die sich jede Woche auf Freitag und damit auf ein neues Kapitel freuen und das finde ich unglaublich! <3 Ich bin sehr froh, dass ich manchen wirklich den Tag versüßen kann, wie es andere Autor*innen auf dieser Plattform bei mir schaffen! Das ist das Schöne an Wattpad, das Lesen macht meistens immer Spaß! Es ist ein ausgewogenes Geben und Nehmen, und das egal, ob man nur liest oder auch schreibt. Also: Danke für alles! 
Und außerdem kann ich nicht glauben, dass ich das schon seit einem Jahr durchziehe, regelmäßig etwas hochzuladen xD Auch, wenn sich alles in mir zusammenzieht, wenn ich die ersten Kapitel lese...Autsch. Ein ganzes Jahr verbessert halt auch meinen Schreibstil. Irgendwann muss ich die ersten Kapitel mal umschreiben und diese ganzen hässlichen Absätze rausnehmen, die ich damals viel zu oft gemacht habe. *RIP* 

Bis dann und lest meine Oneshots, danke hahah xD

Life_17194, der 15.10.2021



Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt