23.

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PoV. Maurice

Schwankend bewegte ich mich so schnell wie möglich zu dem nächsten Gebüsch, um sofort meinen ganzen Magen zu entleeren. Im Augenwinkel erkannte ich gerade so, wie Micha mir hinterher gerannt kam und schnell versuchte meine Haare nach hinten zu halten.
Schon seit Ewigkeiten hatte ich mich nicht mehr übergeben. Entkräftet fiel ich sofort auf den Boden neben meinem Erbrochenen. "Alles klar, Maurice?", fragte Michael besorgt und setzte sich kurzerhand neben mich. Energielos nickte ich schnell und versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Langsam richtete ich mich auf, um wieder weiterzugehen, was aber so gar nicht funktionierte, weswegen ich sofort wieder umkippte und Michael in die Arme fiel. "Nicht so schnell...", meinte er sofort und lächelte leicht. Ich wusste, dass wir weitergehen mussten, weshalb ich auch versuchte so schnell wie möglich weiterzukommen. Diese Bootsfahrt war der absolute Horror. Dafür konnte aber niemand was. Michael hatte nämlich Recht gehabt, es gab keine andere Möglichkeit. "Maurice, oh Gott! Es tut mir so leid! Ich hätte langsamer machen sollen!", redete Patrick mich voll, als wir wieder bei den anderen beiden ankamen. "Ich bin seekrank. Du hast keine Schuld."

"Ich will dich nicht hetzen, aber es wird langsam dunkel und dann wird es echt nahezu unmöglich die Burg zu finden.", warf Manuel vorsichtig ein. Nach einer kleinen Pause, in der ich viel getrunken hatte, ging es mir besser, weswegen wir unseren Weg fortsetzen konnten.


(...)


Erschöpft liefen wir also wieder den kleinen Pfad entlang. Michael leitete uns immer noch gut durch den Wald hindurch. Man konnte aber förmlich fühlen, wie Manuel das gar nicht gefiel, obwohl Micha alles dafür tat, um uns zu beweisen, dass er das wirklich konnte. Patrick lief währenddessen neben Micha nebenher und sie unterhielten sich über irgendwelche Fußballthemen, weshalb Manu und ich entschieden hatten, ein bisschen weiter hinten zu laufen. Ich war aber froh, dass die beiden sich wegen der Sache mit der Geburtstagsparty wieder vertragen hatten.

"Maurice?", kam es leise von Manu, weswegen ich sofort meine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte, "Warum wolltest du eigentlich mit Michael alleine reden?" Etwas überfordert dachte ich nach, was ich ihm sagen sollte. Ich wollte nicht, dass er wusste, dass ich ihn gebeten hatte, Manu in Ruhe zu lassen. Sonst fühlte er sich noch so, als müsste man ihn beschützen. "Wir haben über seine neue Kraft geredet.", log ich schnell. Nickend sah Manu zu Boden. "Pass aber bitte auf." Verwirrt schaute ich auch zu Boden. Was sollte schon passieren? "Warum das denn?", lachte ich etwas ungläubig. "Maurice, er ist immer noch die gleiche Person, die dich vor einer Woche noch verprügeln wollte.", antwortete Manu mir todesernst. Kurz dachte ich an diesen Moment zurück. Ich sah in Michas eisblauen Augen und diese zeigten mir, dass er auf einmal nicht mehr so viel Böses im Sinn hatte. "Danke Manu? Aber ich muss nicht aufpassen. Er ist ein guter Mensch und ist nicht so wie alle sagen." Sofort blieb Manu stehen und hielt mich daraufhin fest. "Wie kannst du dir da so sicher sein? Hör zu, ich sage dir jetzt was Wichtiges. Wenn wir nächste Woche wieder normal Schule haben, wird er mich wieder verspotten, dich einfach ignorieren und mit Patrick nur aus Zwang reden. Dann haben wir später am Tag Training und der tut so, als wäre das nie passiert.", erklärte mir Manu eindringlich. "Ich denke, du übertreibst da." "Und ich denke, dass du blind und naiv bist. Sobald seine tollen Freunde im Raum sind, kennt er uns nicht mehr. Er ist ein He*chler und so etwas ändert sich nie.", entgegnete er mir überzeugt. Leise seufzte ich, bevor er wieder anfing weiterzugehen.

Langsam ging ich den anderen also auch wieder hinterher. Ich glaubte nicht, dass Micha das tun würde. Irgendetwas in mir sagte, dass er sich an das Versprechen halten würde. Er wird Manu nichts tun, das wusste ich, aber ob er uns alle ignorieren wird, stand auf einem anderen Blatt Papier. In den letzten Tagen hatten Michael und ich uns wirklich gut verstanden, aber ob er das auch in der Schule zeigen würde? Ich wusste nicht mal, ob wir jetzt wirklich Freunde waren. Das Problem war, dass ich unbeliebt war. Es wäre doch auch ungewöhnlich, wenn er einfach so zu den stillen Jungen herüberkäme und ein Gespräch anfinge. Die Frage war, wie wir das alle meistern würden. Werde ich einfach Zofia im Stich lassen können? Obwohl ich noch sauer war, ist und bleibt sie meine beste Freundin. Das Beste daran war auch, dass unsere "Freundschaft" irgendwann auffliegen würde. Wir vier mussten uns auch ohne das Projekt fast jeden Tag treffen. Irgendwann wird jeder danach fragen. Das heißt aber auch, dass Manus "Vorhersage" nicht lange funktionieren könne.

Plötzlich spürte ich, wie kalte Tropfen auf meine Haut prasselten. Regen. Als ich dachte, dass es aufhören würde, prasselten auf einmal tausende Wassertropfen auf uns herauf. Es fing an stark zu schütten. Rasant rannte ich zu den anderen, die auch schon klitschnass waren. "Sollen wir uns unterstellen?", fragte Patrick sofort in die Runde. "Wir haben keine Zeit dazu und wo auch?"
Unschlüssig standen wir vier also alle im Regen, bis mir eine Idee kam. "Ich weiß was, kommt alle näher zu mir.", forderte ich die drei auf. Zögernd taten sie, was ich gesagt hatte. Also schaute ich in den Himmel und streckte die Hände nach oben. Mit großer Konzentration bewegte ich die Regentropfen immer so hin, dass sie uns alle nicht mehr treffen konnten. Es kostete mich zwar viel Energie, die ich aber gerade gerne aufgab.

"Genial!", rief Micha lächelnd. So konnten wir alle entspannt weitergehen ohne getroffen zu werden.


(...)


"Da! Da ist sie!", schrie Michael freudenstrahlend und lief schnell darauf zu. Der Regen hatte schon vor ca. einer halben Stunde aufgehört, weswegen ich mir noch meine Kräfte sparen konnte. Außerdem war es jetzt schon stockdunkel und das Einzige was uns die Laune erhellte, war die langersehnte Burg, die genau vor uns stand. Die graue etwas angeschlagene Burg stand auf einem kleinen schönen Hügel, der das Ganze perfekt abrundete. Trotzdem sah es nicht so aus, als wäre es der beste Platz zum Übernachten, aber besser als nichts.
"Worauf wartet ihr noch?", fragte Patrick uns beide glücklich, als wir Micha dabei zusahen, wie er aufgeregt die Burg betrat, was man nur unschwer durch das helle Mondlicht erkennen konnte. Sofort folgten wir ihm und sahen wortwörtlich nichts, weil es in der Burg einfach viel zu dunkel war. Geradeso konnten wir uns gegenseitig erkennen. "Hier sollen wir etwa schlafen?", nörgelte Manu sofort herum. Diesmal konnte ich es ihm aber nicht verübeln. "Wir schaffen das schon! Kommt, lasst uns den Schatz suchen!", entgegnete Micha ihm. "Es ist stockdunkel, Michael." Unwissend fragte ich mich, wie wir das regeln sollte, da wir nicht mal Handys mithatten. "Dann zaubere halt ein Feuer, Manuel. Das brauchen wir sowieso, sonst erfrieren wir.", meinte Michael auffordernd. Manu schaute geschockt in die Runde. Ich wusste, dass es daran scheitern würde. "Vergiss es! Haben wir keine Taschenlampen im Rucksack?", antwortete Manu bestimmend.

Sofort nahm ich meinen Rucksack ab und suchte blind nach einer Taschenlampe, die ich auch schnell fand. Gleich danach schaltete ich sie an. Lächelnd konnte ich nun die anderen drei wieder richtig erkennen. "Gut, das hätten wir, aber das ändert nichts daran, dass wir ohne deine Kraft erfrieren werden." "Nein, ich benutze sie nicht!", rief Manuel hysterisch. "Komm schon, bitte. Wir brauchen ein Lagerfeuer.", meldete sich Patrick nun auch zu Wort. Hilfesuchend schaute Manu nun zu mir. "Sie haben Recht, Manu. Du musst das tun."


"Ich kann das nicht! Versteht das doch!", rief er unkontrolliert und schloss langsam, wahrscheinlich zur Beruhigung, seine Augen.

Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt