PoV. Patrick
"Wo bleibst du denn, Pat? Seit wann verpasst du das Herbstfest?", ertönte Sebastians besorgte Stimme durch den Hörer, der schon längst auf dem Fest war, was man an der lauten Musik im Hintergrund nur unschwer vernehmen konnte. Innerlich seufzte ich und wusste, dass ich meinen besten Freund mal wieder anlügen musste, um wertvolle Zeit zu schinden, die ich definitiv benötigte. Ich würde höchstwahrscheinlich nicht kommen können wegen des Deals mit Manu, aber so leicht würde Sebastian mir meine Ausreden nicht abkaufen. "Ich fühle mich einfach nicht gut, Seb. Also werde ich dieses Jahr wohl nicht kommen können.", entgegnete ich ihm schuldbewusst, während ich so leise wie möglich in meine Schuhe schlüpfte, die schon längst bereit in meinem Zimmer standen. "Das ist schade, bro! Der Raum ist echt heftig, aber ich mache viele Fotos für dich. Gute Besserung!" Etwas verwirrt stoppte ich in meiner Bewegung und konnte nicht fassen, dass er mir das so schnell abgenommen hatte. Der alte Sebastian hätte mich auf jeden Fall gezwungen, mit auf das Fest zu kommen, egal was mit mir war, aber wahrscheinlich hatten wir uns alle in den letzten Wochen verändert. "Danke! Wir sehen uns dann und viel Spaß noch!" Nachdem wir uns verabschiedet hatten, legte ich schnell auf und zog mir eine warme Jacke über, da es schon Ende November war und die Kälte uns langsam allen zu schaffen machte. Kurz schaute ich nochmals in den Spiegel und richtete meine Haare, bevor ich mich mitleidig beobachtete und leicht seufzte.
Heute war es soweit und ich musste mich wohl oder übel zwischen dem sicheren und dem besseren Weg entscheiden, während mein Herz dabei verrückt spielte. Immer wieder hatte ich an die Worte meines Cousins gedacht, was mir den wertvollen Schlaf letzte Nacht gekostet hatte. Es war unglaublich und wie in so einem verrückten Liebesfilm. Mein Herz schrie förmlich nach Manu und mein Kopf wollte Alessa und die damit verbundene Leichtigkeit. Jeder hoffnungsloser Romantiker hätte mir jetzt wahrscheinlich gesagt, dass ich definitiv auf mein Herz hören sollte, aber die Realität war nun einmal etwas komplizierter als das.Gerade wollte ich frustriert mein Zimmer verlassen, als mir das Foto ins Auge fiel, das Manu sich vor ein paar Wochen noch hier angesehen hatte. Etwas benommen nahm ich es in die Hand und musste sofort lächeln, als ich unsere kindlichen Gesichter sah, die fröhlich in die Kamera grinsten. Für immer würde das der beste Geburtstag sein, den ich jemals hatte, da war ich mir sehr sicher. In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als diesen Tag noch einmal zu erleben und wieder ein Kind sein zu können, das sich nicht mit schweren Entscheidungen herumschlagen musste. Aber so war es nun einmal nicht mehr. Diese Zeit war vorbei und ich musste mich endlich der Realität stellen, vor der ich mich schon viel zu lange versteckt hatte.
(...)
Die wärmende Sonne ging langsam unter und ich konnte förmlich spüren, wie es immer kälter draußen wurde. Still zitterte mein Körper und ich konnte nicht mehr genau einordnen, ob es wegen der steigenden Kälte oder wegen meiner viel zu starken Angst war, die mich von Innen ganz langsam einnahm. Mit schnellen Schritten kam ich der Halle immer näher, in dem das Herbstfest schon lange in Gange war und wusste immer noch nicht nach wem ich suchte. Nachdenklich schluckte ich den Kloß herunter, der in meinem Hals stecken blieb und betrachtete die große Halle, aus der unglaublich laute Musik ertönte. Eigentlich hätte ich auch dort sein müssen, wie jeder andere aus unserem Jahrgang, und meinen Spaß haben sollen. So wie es die letzten Jahre gewesen war. Mit meinen besten Freunden, der ganzen Fußballmannschaft und meiner festen Freundin, die mein Leben perfekt erscheinen lassen hatte. Niedergeschlagen kaute ich auf meiner Unterlippe herum und wusste, dass ich das nie wieder bekommen würde. Das Gefühl, das ich hatte, als alles noch so einfach war. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, sodass ich das noch nicht aufgeben wollte, zumindest nicht komplett. Etwas unsicher betrat ich die stickige Halle und suchte sofort nach dem Mädchen, das mich dieses Gefühl wenigstens immer noch ein bisschen fühlen ließ. Doch sie war nicht aufzufinden, obwohl ich genau wusste, dass sie hier war. Suchend lief ich wieder nach draußen und hoffte sie dort irgendwo erblicken zu können, obwohl mich das schlechte Gewissen von Innen regelrecht zerfraß. Schnaufend musste ich feststellen, dass sie auch hier nicht war und sie das tobende Fest wahrscheinlich schon verlassen hatte. Doch als ich gerade nach Hause gehen wollte, um Manu nicht aus Versehen zu begegnen, dem ich das Herz brechen würde, hörte ich eine laute weibliche Lache, die mich wieder hellhörig werden ließ.
Entschlossen lief ich um die Ecke und erkannte dort zu meinem Glück Alessa, die fröhlich neben Sebastian auf der kleinen Bank saß. Sofort wollte ich auf die beiden zugehen, doch als sie plötzlich ihre Lippen miteinander verbanden und sich innig küssten, stoppte ich in meiner Bewegung. Mit weit aufgerissenen Augen konnte ich mich kaum mehr bewegen, aber nicht weil mich das verletzte, ganz im Gegenteil, ich bereute so sehr, dass ich sie wählen wollte, obwohl da zwischen uns im Grunde genommen gar nichts mehr war.
"Warte, Patrick?", kam es von Alessa, die mich nebenbei bemerkt hatte und rasant von der Bank aufgesprungen war, während ich mich langsam von ihnen entfernte. Kurz lachte ich verächtlich, als sie auf mich zu kam und mir das alles wahrscheinlich erklären wollte, obwohl es nichts zu erklären gab. "Stopp! Patrick!" Seufzend blieb ich stehen, weshalb sie mich schnell erreicht hatte und mich schweigend betrachtete. "Du hast also was mit meinem besten Freund?", hakte ich noch einmal verblüfft nach, aber klang dabei keinesfalls getroffen. Ohne auch nur zu zögern, nickte sie mir bestätigend zu, was mich irgendwie kein bisschen störte. "Pat, ich...es tut m-", fing Sebastian an, der gerade zu uns gestoßen war, doch Alessa unterbrach ihn schnell und blickte mir dabei weiterhin starr in die Augen. "Nein, entschuldige dich nicht. Patrick, wir waren zwar zusammen, aber wir wissen beide, dass unsere Beziehung schon lange vorher gestorben ist. Seit dieser Projektwoche war ein Ende vorhersehbar." Still schaute ich ihr in die Augen und sagte nichts dazu, da ich es nicht einmal verneinen konnte. "Seitdem bist du nicht mehr du selbst und es war doch nur eine Frage der Zeit, bis ich mir jemand Anderen suche! Komm schon, ich kenne dich! Du hast bestimmt auch eine Andere."Bei ihren Worten zog sich alles in mir zusammen und das erste Mal seit ein paar Minuten kam mir Manu wieder in den Sinn, der wahrscheinlich immer noch auf mich wartete. Erschrocken schaute ich zu Boden und konnte kaum glauben, dass ich mich wirklich hierfür entschieden hatte. Für eine Lüge. Es hätte mir von Anfang an klar sein sollen, da ich nun einmal total in Manu verschossen war, obwohl ich mir manchmal wünschte es wäre einfacher. Aber ich konnte nichts daran ändern und wollte das auch auf keinen Fall mehr. "Du hast Recht...nur mit einem nicht. Ich bin nämlich jetzt endlich ich selbst, unzwar seit ich echte Freunde habe!", ratterte ich rasch herunter und konnte den enttäuschten Blick von Sebastian nur im Augenwinkel erkennen, "Es ist nun vorbei, also könnt ihr tun, was ihr wollt, weil es mir egal ist. Es hat mich kein Stück verletzt, da ich dich nicht liebe!" Aufgeregt über diese Erkenntnis ließ ich die beiden einfach stehen und rannte so schnell es ging zu dem Treffpunkt, den Manuel mir geschickt hatte. Wenn ich ihn noch erwischen würde, dann könnte ich das alles einfach vergessen und meinen grausamen Fehler wieder gut machen.
Manu machte mich zu einem besseren Menschen und ich konnte nicht fassen, dass ich das nicht erkannt hatte. Aber jetzt würde alles gut werden und wir konnten zusammen sein, auch wenn ich ihm für immer verheimlichen musste, dass er nicht mein erster Gedanke gewesen war.
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So, das war das letzte Kapitel in 2021!
Ich hoffe, ihr hattet schöne Weihnachten, wenn ihr es gefeiert habt und hoffentlich gab es auch ein paar nette Geschenke! Ich habe so viele Bücher bekommen und weiß echt nicht, wann ich das alles lesen soll xDUnd an dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal bei euch bedanken! Dieses Jahr war privat vielleicht nicht unbedingt das beste, aber hier auf Wattpad hätte es nicht besser für mich laufen können! Eure vielen lieben Kommentare, die ganzen Votes und Reads haben einen schlechten Tag wirklich besser erscheinen lassen und dafür bin ich mehr als dankbar! <3
Natürlich müsst ihr euch darauf einstellen, dass "Erde, Wasser, Luft und Feuer" sehr wahrscheinlich in 2022 enden wird, aber bitte freut euch trotzdem auf das nächste Jahr! Ich arbeite gerade nämlich schon an einer neuen Fanfiction, die an einen meiner Oneshots angelehnt ist und ich bin sehr verliebt in dieses Projekt, also seid beruhigt und startet fröhlich in 2022!Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und freue mich schon sehr auf die nächste Zeit hier auf Wattpad! <3
Life_17194, der 31.12.2021
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...