PoV. Michael
Betrübt blickte ich auf meine Füße, während wir alle stillschweigend Tiana folgten, die sich eher weniger dafür interessierte, dass die Atmosphäre zwischen uns wahrscheinlich noch nie so angespannt gewesen war. Es fühlte sich wirklich so an, als müssten wir alle mindestens zwei Meter Abstand halten, weil man sich sonst gefährden würde, da jemand unter uns eine hochansteckende Krankheit haben könne, aber eigentlich entschied sich jeder völlig freiwillig dazu, den anderen aus dem Weg zu gehen. Nur Maurice wich mir nicht von der Seite, was auch nur daran lag, dass er glücklicherweise verstand, warum ich Manu von unserem Kuss verraten hatte. Das gute an all dem war nur, dass jetzt alle von unserer Beziehung wussten und wir nicht so tun müssten, als wären wir nur einfache Freunde. Trotzdem hatte ich mir das ganz anders vorgestellt und auf keinen Fall so wie es gerade ablief, still und einsam.
Schon seit Patricks plötzlichen Liebesgeständnis herrschte diese unangenehme Stille und es fühlte sich wirklich so an, als wäre diese Stille vereinzelt geblieben und hatte sich zu einer Wolke verwandelt, die uns heimlich verfolgte, bis wir endlich darüber redeten und wir erlöst wurden, indem es regnete. Das Problem war nur, dass Manuel seine Worte nicht erwidert hatte, er hatte ihn nicht einmal angesehen und Patrick schien nicht zu verstehen, dass das die falsche Situation gewesen war, die drei Worte zu offenbaren. Wir alle wussten, wahrscheinlich sogar Tiana, dass Manu ihn auch liebte, aber dieser war nun einmal noch so verletzt von der Tatsache, dass er im Grunde wieder die Nummer zwei gewesen war, die er bei Patrick sein ganzes Leben schon spielen musste. Und außerdem war Manu auch noch viel zu wütend auf uns beide, um überhaupt mit irgendjemanden ein Wort wechseln zu können. Er fühlte sich verraten und das konnte ich nur allzu gut verstehen, aber für uns war es auch eine verzwickte Situation gewesen. Der richtige Verräter war hier nun einmal nur Patrick.Erschrocken löste ich meinen Blick von dem Boden und blickte zu Maurice herüber, als er plötzlich seine Finger mit meinen verschränkte und mir ein aufmunterndes Grinsen schenkte. "Wir werden uns wieder vertragen. Das tun wir doch immer." Seufzend versuchte ich so hoffnungsvoll wie möglich zu wirken, damit wenigstens Maurice nicht die Hoffnung verlor, aber innerlich konnte ich nur daran denken, dass das dieses Mal anders war und ich diese Situation so sehr hasste. Mein Blick fiel schließlich auf Manu, der ein Stück weiter hinter uns lief und trübselig zu Boden schaute. Patrick lief nur ein paar Schritte schräg hinter ihm und versuchte immer mal wieder seinen Blick zu fangen, was Manu aber gar nicht einsah. Man bemerkte schnell, wie angespannt er den Boden begutachtete und das wohl nicht, weil er ihn so interessant fand. Es lag an dem Braunhaarigen, der versuchte, alles wieder gutzumachen, aber mit solchen schlecht durchdachten und belanglosen Aktionen nur im Dunkeln tappte. Wahrscheinlich war er aber selbst darüber sauer, dass Manu nichts zu seinem Liebesgeständnis gesagt hatte und würde sich nicht mehr einfallen lassen, als diese Kindergartenshow. Kopfschüttelnd sah ich also wieder zu meinem festen Freund, der auch nur niedergeschlagen nach vorne starrte und meinen Blick erst spät bemerkte. Ich konnte nicht einfach so tun, als wäre ich zuversichtlich und würde mir keine Sorgen darum machen, dass unsere Freundschaft vorbei war, wenn Josh die Option vorschlug, unsere Kräfte wieder zurückzunehmen. Langsam hatte ich das Gefühl, dass sie gleich diese Chance ergreifen würden, nur um nicht mehr verbunden zu sein und das durfte einfach nicht geschehen, weil wir mehr waren als nur Menschen, die das gleiche Schicksal auf den Schultern trugen. Wir waren Freunde geworden und das würde ich nicht kampflos aufgeben. Angestrengt drückte ich Maurice' Hand fester und wollte versuchen, ihn den nötigen Halt zu geben, den er brauchte. Er hing genauso wie wir alle an dieser Freundschaft und ich konnte nicht mit ansehen, wie es dem Blondschopf deswegen schlecht ging. Doch ganz plötzlich blickte er mir nur selbstsicher in die Augen und ließ meine kalte Hand einfach so los, weswegen ich ihn überrascht beobachtete.
"Okay, mir reicht das hier!", fing er langsam an und ich dachte daran, dass er möglicherweise unser Regen sein würde, der diese schreckliche unangenehme Wolke auflöste. Schließlich war Maurice das Wasser-Element und könnte diesen Streit vielleicht irgendwie schlichten, auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte. "Tiana, warte mal bitte! Wir müssen etwas besprechen." Genervt rollte sie nur mit den Augen und verschränkte ihre Arme vor der Brust, während sie uns desinteressiert beobachtete und sich wahrscheinlich so fühlte, als würde sie einen Ausflug durch den Wald mit einer Grundschulklasse machen.Patrick und Manu blieben auch sofort stehen und sahen Maurice sogar wirklich gespannt an, ohne sich darauf zu konzentrieren, sich gegenseitig zu ignorieren. "Ich habe wirklich genug von diesem entsetzlichen Schweigen! Leute, wir müssen uns hier einfach mal zusammenreißen! Wir machen das hier nicht, um uns zu streiten oder um eure Beziehungsprobleme zu lösen, hier geht es verdammt nochmal um das Team! Hier seht ihr, unsere Armbänder, schon vergessen?", erklärte er uns eindringlich und zog dabei seinen Ärmel hoch, um auf das blaue Armband an seinem Handgelenk, deuten zu können, "Wir sind verbunden, ob ihr das wollt oder nicht! Also hört bitte auf, euch wie kleine Kinder zu verhalten. Danke." Schweigend starrten wir Maurice einfach nur an und so genau wusste ich nicht, ob Patrick und Manu ihr Verhalten wirklich ändern wollten, da sie ihre gegenseitige Nähe nicht unbedingt genossen konnten nach dem gestrigen Fiasco. "Ich bin total professionell, okay? Keine Sorge.", versuchte Manuel uns klarzumachen, während Patrick ihm nur einen genervten Seitenblick schenkte, den er wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen hatte.
"Leute, hier ist es irgendwo! Er ist ganz in der Nähe, also bewegt euren A*sch hierher!", kam es ganz plötzlich von Tiana, die schon ein paar Meter weitergegangen war und sich nicht für Maurice' Bitte interessiert hatte. Aufgeregt starrten wir uns alle mit dem gleichen Blick an und versuchten so schnell wie möglich loszurennen, um das Mädchen rasch wieder einzuholen. "Hört gefälligst auf Maurice und helft mir! Euer kleines Drama könnt ihr jetzt einmal vergessen!", befiel sie uns und suchte, komplett verrückt aussehend, nach etwas auf dem Boden. "Nach was suchen wir denn überhaupt?", hakte Patrick unwissend nach, weswegen Tiana nur genervt aufseufzte. "Was weiß ich?! Ein Tor? Etwas Magisches oder einfach etwas Ungewöhnliches?" Voll mit Adrenalin suchte ich schnellstmöglich den Boden mit meinen Händen ab und suchte nach irgendwelchen komischen Schwingungen oder Ungewöhnlichkeiten, die ich verspüren könnte, aber nichts schien zu helfen. Nela hatte uns in einer Stunde beim Training gezeigt, wie viel wir mit unseren Kräften erfühlen konnten und das hatte ich mir auf jeden Fall sofort gemerkt. "Okay, hier flackert die Flamme am schnellsten. Es ist bestimmt unsichtbar oder dieser Typ steckt wirklich in einem Paralleluniversum!", stellte sie fest und blickte dann gleich aufdringlich zu Patrick, "Hier, du! Schau dir mal die Luft an. Das kannst du doch hoffentlich, oder?" Nickend ignorierte Patrick den Fakt, dass sie ihn nur 'du' genannt hatte und so wirkte, als hätte sie seinen Namen vergessen. Konzentriert wirbelte er seine Hände durch die Luft und schien nicht so zu wirken, als wüsste er, was er da tat, obwohl er das definitiv gelernt hatte. "Hier ist irgendwas, aber es ist schwer zu erreichen." Tiana seufzte nur genervt auf und schien sich langsam sicher zu sein, dass es unsichtbar sein würde und wir in eine verrückte Parallelwelt eintreten mussten.
"Was wäre, wenn diese Parallelwelt wie die Flamme funktioniert? Vielleicht müssen wir wieder zusammenarbeiten.", schlug Manuel vor und schaute Tiana dabei eindringlich an, die nur eifrig nickte und sich nun sicher war. "Klar, wir sind der Schlüssel zu diesem verdammten Tor! Hände her, na los!" Mit schnell schlagendem Herzen beobachtete ich, wie Manu sich rasch die Hand von Maurice schnappte und sich neben Tiana stellte, was mich nur genervt ausatmen ließ. Trotzdem fügte ich mich dem einfach und nahm Tianas Hand, die mich leider nur an das Tanzen auf dem Herbstfest erinnerte, was ich am liebsten für immer vergessen wollte. Hier ging es aber nicht um solche Sachen, sondern nur um das Team, für das ich alles tun würde. Und jetzt war endlich der Moment gekommen, den wir von Anfang an erreichen wollten. Wir würden endlich unsere Antworten zu den Fragen ergattern, die uns schon so lange auf der Zunge brannten.
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Manchmal frage ich mich echt, wie schnell die Zeit rennt. Das hier ist schon Kapitel 74. und diese Geschichte hat wirklich die 10k Reads geknackt. Also nochmal an alle, die es nicht schon auf meinem Profil gelesen haben, ein großes großes Danke! <3Kennt ihr das, wenn man das Datum schreibt und plötzlich erst bemerkt, dass man bald Geburtstag hat? Oder bin ich gerade einfach zu beschäftigt? xD
Life_17194, der 11.03.2022
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...