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PoV. Michael

Interessiert blickte ich zu Patrick und Manu, die sich immer noch ernst unterhielten und nicht so aussahen, als würden sie heute noch zu einem Ergebnis kommen. Manu schien immer noch zu sehr getroffen zu sein, da seine Wangen schon ganz feucht vom Weinen waren, während er hysterisch auf Patrick einredete. Und auch Pat schien nicht ruhig bleiben zu können, weil ihn die heftigen Schuldgefühle wohl von innen zerfraßen. Trotzdem mussten sie es irgendwie schaffen, diese Gefühle aus dem Weg zu räumen, da das nun einmal die einzige Chance für uns war, Tiana aufzuhalten. Sie hatte schon von Anfang an, Spielchen mit uns gespielt, besonders mit mir, aber trotz allem wirkte sie nie wie eine waschechte Verräterin. Eher hatte sie immer ihre wenigen Versprechen gehalten, auch bis zum Ende. Schließlich hatte sie uns zu Josh gebracht, so wie es abgemacht gewesen war. Aber, dass sie nun unsere Heimat bedrohte und uns unsere Kräfte genommen hatte, schien alles zu toppen. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so leer gefühlt, wie in diesem Moment. Nachdenklich starrte ich auf die Erde, auf der ich saß und führte meine eigene Hand langsam zu Boden. Noch vor ein paar Stunden hätte ich nun so viel gefühlt, aber jetzt schien sogar der blanke Kontakt zu dem Element nicht mehr zu reichen, da es mich rein gar nichts fühlen ließ, vielleicht fühlte ich sogar weniger als zuvor. 

"Hast du Angst?", ertönte die besorgte Stimme von Maurice hinter mir, weshalb ich mit einem Mal meine Hand aus der Erde nahm und so tat, als wäre nichts geschehen. Trotzdem war ich mir sicher, dass er es gesehen hatte, das tat er immer. Stillschweigend zuckte ich nur mit den Schultern und blickte dabei in seine Augen, die mich verdächtig anstarrten, während ich atemlos schluckte. "Was ist, wenn wir versagen werden?", fragte ich ängstlich die einzige Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte. Für einen kurzen Moment schoss einer seiner Mundwinkel in die Höhe, bevor er wieder ernst wurde und meine Hände in seine nahm, sodass sie anfingen, angenehm zu kribbeln. "Wir werden es schaffen, okay? Wir müssen einfach, das weißt du.", kam es trocken von ihm, bevor er wieder leicht grinste, "Du wolltest doch immer ein echter Superheld sein, nicht wahr? Jetzt kannst du das sein. Vielleicht musst du sogar." "Da habe ich aber noch nicht gewusst, wie viel man eigentlich zu verlieren hat." Nickend blickte er mir weiter in die Augen und seufzte einmal kurz, bevor er mir plötzlich näher kam und mir für ein paar Sekunden einen federleichten Kuss aufdrückte. "Ich kann dir nicht versprechen, dass wir nichts verlieren werden. Aber ich verspreche dir nun hier, hoch und heilig, dass du mich nicht verlieren wirst. Nie.", versprach er mir warm grinsend, während ich ihn nur mit offenen Mund anstarrte, als ich bemerkt hatte, dass er mir gerade indirekt gesagt hatte, er wolle für immer mit mir zusammen bleiben. "Mich wirst du auch nie verlieren." Glücklich grinste er vor sich hin, weswegen sich auch auf meine Lippen ein breites Lächeln schlich. Eigentlich hätte ich nicht von Maurice erwartet, dass er so plötzlich mit so einem Versprechen rausrückte, aber wahrscheinlich wollte er mir in dieser hoffnungslosen Situation nur noch näher sein und auch ich wollte nichts mehr als das.

"Was ist eigentlich aus meinem Superheldennamen geworden?", hakte er grinsend nach, nachdem er sich wieder ein bisschen beruhigt hatte von diesem besonderen Moment zwischen uns. Etwas verwirrt schaute ich ihn an und erinnerte mich dann ganz plötzlich wieder daran, wie ich ihm versprochen hatte, einen Superheldennamen für ihn auszusuchen, als er von meinem ausgedachten Namen erfahren hatte. Leider hatte ich das komplett vergessen und musste nun angestrengt über einen möglichen Namen nachdenken. "Vielleicht Mau-Mau ähm...Maudado?", sprudelte es einfach so aus mir heraus, weswegen er mich nur verblüfft ansah. "Maudado?" Leise nickte ich nur, weswegen er lächelte und diesen Namen wahrscheinlich gar nicht so schrecklich fand. 
Erschrocken blickten wir zu Josh hoch, der näher zu uns gekommen war und uns leise fragte, ob sie es nun geschafft hatten. Stirnrunzelnd schaute ich zu Manu und Patrick, die sich gerade innig umarmten, während sich ein warmes Lächeln auf meinen Lippen bildete. Obwohl es zwischen ihnen schon immer kompliziert gewesen war, schienen sie sich wirklich wieder aufraffen zu können, nur für unser geliebtes Winsen. "Josh? Sag mal, gibt es vielleicht noch etwas über Tiana zu wissen, was uns helfen könnte?", erkundigte sich Maurice bei dem Älteren, der nur nachdenklich durch die Gegend schaute. "Ihr ganzer Name ist Tiana Thiel und ihre Mutter war vor dem Umzug sogar Lehrerin an eurer Schule gewesen. Sie hat sich wirklich mit ihren Schülern auseinandergesetzt und wahrscheinlich war es mein größter Fehler gewesen, dafür zu sorgen, dass sie wegziehen. Ich bereue das alles sehr, weil sie wirklich ein schlaues Mädchen ist und jetzt schon hätte weiter sein können, ohne mich. Aber schließlich musste es wohl so kommen." Nachdenklich kaute Maurice auf seiner Unterlippe herum und schien etwas im Kopf zu haben, dass ich kaum verstehen konnte. "Julia Thiel?" "Das war ihr Name, richtig." Gerade als ich fragen wollte, woher Maurice den Namen von Tianas Mutter kannte, kamen Manuel und Patrick wieder zurück und sorgten dafür, dass ich nicht weiter nachhaken konnte. "Wir sind bereit.", kam es erschöpft von Manu, weshalb ich ihm nur aufmunternd zunickte, bevor ich aufstand und Maurice es mir schließlich gleichtat.

Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt