44.

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PoV. Michael

Ruckartig warf ich meine Tasche in die hinterste Ecke des Hauses und seufzte dabei einmal laut. Meine Kopfschmerzen waren zwar besser geworden, aber trotzdem spürte ich noch ein leichtes ziehen. Außerdem hatte mich dieser Schultag sehr heruntergezogen und ich verfluchte mich dafür, dass ich heute morgen nicht im Bett geblieben war. Vielleicht wäre ich dann doch nicht auf die dumme Idee gekommen jemanden aus purer Rache zu outen und das auch noch vor seinem heimlichen Schwarm. Maurice hatte Recht. Ich hatte ihn verletzt und das so wie noch nie. Auch wenn das für eine Zeit lang mein größtes Ziel gewesen war, hasste ich, dass ich es getan hatte, da ich schon lange nicht mehr so über Manu dachte, wie vor der Projektwoche. Ich war gewaltig über das Ziel hinausgeschossen und hoffentlich würde ich es irgendwann schaffen mich dafür zu entschuldigen.

"Was ist denn schon wieder mit dir los, Michael?", hörte ich plötzlich die sanfte Stimme meiner kleinen Schwester, weshalb ich kurz vor Schreck zusammenzucken musste. Langsam drehte ich mich um und sah Ronja erwartend am Tisch sitzen. "Hast du etwa immer noch Kopfschmerzen? Wie viel hast du bitte getrunken?", durchlöcherte sie mich schon mit den nächsten Fragen. Seufzend rollte ich mit den Augen. "Kümmere dich bitte um deinen eigenen Kram, Ronja." "Leider gehörst du aber zu meinem Kram dazu." Genervt stöhnte ich auf und versuchte so schnell wie möglich zu flüchten. Gerade als ich meinen Fuß auf die erste Stufe stellte, hatte Ronja mich schon eingeholt.
"Du haust jetzt nicht ab, Micha! Sonst muss ich das alles wohl Mama erzählen." Erschrocken blieb ich stehen und hörte ihr diesmal mit beiden Ohren zu. Ich hatte gerade schon meine Probleme, aber wenn meine Mutter herausfinden würde wie viel ich gestern getrunken hatte, dann hatte ich noch ein viel größeres. Mir war es egal, wenn sie mich anschreien würde, aber ich kannte meine Mutter. Sie würde genaustens wissen wollen, was mit mir los war und ich konnte ihr schlecht erzählen, dass ich einen Mitschüler mit meiner Zauberkraft gegen einen Baum geschubst hatte. "Gut, und jetzt erzählst du mir, was wieder in dich gefahren ist!"

"Ich habe einfach nur viel Stress, okay?", versuchte ich mich so schnell wie möglich herauszureden. "Was denn bitte für Stress? Ich will dir doch nur helfen..." Kurz dachte ich daran ihr zu erzählen, was ich heute getan hatte, aber das verwarf ich schnell. Erstens hätte ich Manu dann ein zweites Mal geoutet und zweitens wüsste sie dann, dass ich mehr Kontakt mit ihnen und unteranderem auch Maurice hatte. "Ronja, das ist nett, aber ich brauche wirklich keine Therapiestunden mit dir." Ein zweites Mal versuchte ich die Treppen nach oben zu gehen, aber scheiterte gewaltig, als Ronja mich festhielt. 
"Hör doch endlich auf damit! Ich halte diese Ignoranz nicht wieder von dir aus. Micha, ich bin doch deine Schwester und auch wenn du denkst, dass ich zu jung für alles bin, checke ich, dass etwas nicht stimmt. Die letzten Wochen warst du wieder viel fröhlicher und jetzt ist alles wieder so, wie vor Maurice und der Projektgruppe!" Geschockt riss ich die Augen auf. "Wie vor Maurice? Was redest du da?" "Denkst du wirklich ich merke nicht, dass ihr befreundet seid? Seine Schwester ist meine beste Freundin! Ihr seid schon seit Wochen oft gleichzeitig aus dem Haus und das auch nach dem Projekt. Außerdem redet ihr ziemlich oft in der Schule oder geht alle zusammen weg. Was ist so schlimm daran zuzugeben, dass sie deine Freunde sind?", erklärte sie mir alles genervt. 

"Spionierst du mir etwa nach?!", fragte ich etwas lauter nach, um sicherzustellen, dass ich mich auch ja nicht verhört hatte. Kopfschüttelnd setzte sich Ronja auf die erste Treppenstufe. "Du redest ja nie mit mir und dann muss ich andere Mittel nutzen. Außerdem war das so offensichtlich, dass ich kaum was getan habe." "Ich kann das echt nicht fassen.", meinte ich verstört und setzte mich neben sie. "Es tut mir leid, okay?", versuchte sie sich zu entschuldigen, "Aber wenn wir uns schon streiten, dann kann ich dir auch gleich sagen, dass du mit zu Maurice und Sina kommen sollst." Ungläubig schaute ich zu ihr. "Das sehe ich aber gewaltig anders." 

"Du hast aber keine Wahl. Naja...außer wenn du möchtest, dass ich Mama später erzähle, was du gestern alles so getrunken hast.", erpresste sie mich ganz einfach, als wäre es gar nichts. "Mama sollte vielleicht auch mal wissen, wie du deinen einzigen Bruder erpresst und dazu auch noch ausspionierst. Ich werde mich nicht weiter erpressen lassen!"


(...)


Mit voller Vorfreude trat meine Schwester vor und drückte auf die Klingel von Maurice' Haus. "Ich kann nicht fassen, dass ich mich von einer 13-Jährigen erpressen lasse.", sprach ich eher zu mir selbst, aber Ronja drehte sich um und grinste mich nur schelmisch an. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür auch schon und Maurice stand verblüfft dort. "Hallo Maurice! Wo ist Sina?", begrüßte meine Schwester ihn schnell. "Oh...ähm...sie müsste im Wohnzimmer sein." "Danke!" Sofort drängelte sie sich an Maurice vorbei und ließ uns hier alleine stehen. Fragend blickte er zu mir und schien aber keine Anstalten zu machen mich herein zulassen. Ich hatte fast schon vergessen, was heute passiert war und dass die ganze Truppe mich wahrscheinlich verabscheute. 

"Tut mir leid. Ich weiß, dass ich nicht hier sein sollte, aber ich schwöre, dass sie mich erpresst.", versuchte ich zu erklären und wurde dabei etwas rot, da mir das Ganze schon sehr unangenehm war. Erst runzelte Maurice noch mit der Stirn, aber dann fing er an zu lachen und ich verstand nicht ganz, was daran lustig war. "Seit wann lässt du dich denn erpressen? Naja...aber ich traue es ihr zu." Grinsend stand ich da und sah ihn nur an, bis mir einfiel, dass ich ihn noch einweihen musste. "Sie wissen übrigens, dass wir uns treffen...also halt als Freunde. Irgendwie haben sie uns nachspioniert.", gab ich dann zu und merkte erst jetzt, wie dumm ich das formuliert hatte. "Oh, das weiß ich schon. Sina hatte es mir heute Mittag erzählt, aber ich habe es nicht abgestritten... oder sollte ich das?", hakte er verunsichert nach.


"Nein! Also, i-ich habe es auch nicht abgestritten. Eigentlich ist es ja die Wahrheit, nicht wahr?", stotterte ich vor mir hin und konnte nicht verstehen, was daran so komisch war. "Gut, das hoffe ich doch.", entgegnete er mir lächelnd, "Komm doch rein."





Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt